Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
gezwungen sehen, die verfügbaren Kräfte umzuverteilen«, sagte sie und bedeutete, dass die Besprechung vorüber war, indem sie ganz einfach das Zimmer verließ.
»Immer ein aufmunterndes Wort auf den Lippen«, meinte der Ermittlungschef und erntete ein paar verstreute Lacher.
Ellen Brandt bat Holtz und Levin, noch zu bleiben, während sich der Saal leerte.
»Wie geht es mit der verbrannten Leiche voran?«, fragte sie Holtz.
»Bislang liegen noch keine Ergebnisse vor, aber wir müssen uns darauf gefasst machen, dass es …«
»…Gabriel Marklund sein könnte«, beendete Levin den Satz. »Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
Holtz nickte.
»Marklund? Warum glaubt ihr das?«, wollte Brandt wissen.
»Einiges spricht dafür. Er hat sich nachweislich im Adlerhorst aufgehalten und kannte sich gut dort aus«, meinte Holtz.
»Und Brände sind für ihn schließlich nichts Neues«, sagte Levin.
»Du denkst an seine Adoptiveltern?«, fragte Brandt.
»Ja, aber irgendwie auch wieder nicht. Es deutet nichts darauf hin, dass es kein Unfall war«, erwiderte Levin.
»Abwarten. Aber falls der Tote wirklich Marklund sein sollte, stehen wir mit einem Haufen Fragen da, die wir nicht beantworten können.« Holtz spürte, dass sein Telefon in der Innentasche vibrierte. Er zog es hervor. Eine unterdrückte Nummer. Er schaltete das Handy aus.
»Jetzt wollen wir mal nichts übereilen. Das GFFC hat versprochen, sich zu beeilen, und sobald die Antwort vorliegt, wissen wir Bescheid«, sagte Brandt und verließ die beiden Kriminaltechniker.
»Ich fahre nach Hause. Für mich gibt es heute ohnehin nichts mehr zu tun«, verkündete Levin.
»Tu das. Ich muss noch ein paar Sachen in der Stadt erledigen.«
Der Schal war rot. Und hatte Fransen. Ulf Holtz wickelte ihn ein paar Mal um den Hals und versuchte, eine blasierte, womöglich französische Miene aufzusetzen. Er war jedoch nicht ganz zufrieden, nicht einmal, nachdem er sich gereckt und die Brust vorgeschoben hatte.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«
Sie war jung, und er glaubte, in ihrer wohlklingenden Stimme eine gewisse Herablassung zu hören.
»Ich schaue mich nur etwas um.«
Sie lächelte.
»Der Schal steht Ihnen.«
»Tja, ich weiß nicht.«
»Das ist genau Ihre Farbe. Alle tragen immer nur dunkle Farben. Rot steht Ihnen«, sagte sie mit etwas zur Seite geneigtem Kopf.
Holtz wollte schon etwas Abfälliges bemerken, beispielsweise, dass Neunhundert für einen Schal wirklich ein Vermögen sei und dass ihm Rot eigentlich gar nicht gefalle. Das sei nämlich nicht sein Stil.
»Ich nehme ihn«, sagte er dann aber, wickelte sich den Schal vom Hals und reichte ihn der Verkäuferin.
»Sonst noch etwas?«
»Nein, vielen Dank.«
»Wir haben gerade noch einen Posten sehr schöne Strümpfe reinbekommen. Die könnten Ihnen auch stehen.« Wieder legte sie den Kopf etwas zur Seite.
»Ich begnüge mich mit dem Schal und zahle mit Karte«, sagte er und spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Er richtete den Blick nach unten und tat, als betrachtete er etwas in einem Körbchen neben der Kasse.
Die junge Frau sah ihn spöttisch an und faltete langsam und sorgfältig den Schal zusammen. Sie beugte sich vor, um eine Papiertüte zu nehmen, die weiter vorne auf der Ladentheke lag. Holtz’ Blick blieb in ihrem Ausschnitt hängen.
Jetzt muss ich mich wirklich zusammenreißen, dachte er und legte seine Kreditkarte auf den Ladentisch, während sie den Schal in der Papiertüte verstaute, als handelte es sich um einen wertvollen, empfindlichen Gegenstand.
Er erhielt seine Karte zurück, unterschrieb die Quittung, nickte und eilte auf die Ladentür zu.
»Einen schönen Tag noch«, rief die Verkäuferin hinter ihm her, und er hätte schwören können, dass sie lachte.
Er trat in die Fußgängerzone und stieß fast mit einem älteren Mann zusammen, der dort Nordic Walking praktizierte. Der Mann starrte Holtz ungehalten an.
Holtz blickte unfreundlich zurück. In diesem Augenblick begann sein Handy zu vibrieren. Ihm waren drei Anrufe entgangen, außerdem hatte er zwei SMS erhalten. Verdammt, ich habe vergessen, den Klingelton einzuschalten, dachte er und las die erste SMS . Sie war von Eva: »Ich komme zu Weihnachten.«
Die zweite SMS war vom GFFC : »Haben den ganzen Tag versucht, Sie zu erreichen. Rufen Sie uns an.«
Er runzelte die Stirn, rief den Diensthabenden des GFFC an und nannte seinen Namen. Nach wenigen Minuten hatte er den Chef für biologische Analysen am
Weitere Kostenlose Bücher