Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Infiltration durch Polizeispitzel verhindert werden sollte. Das Niederbrennen feindlicher Treffpunkte mit Todesopfern war als Aufnahmeritual nicht ungewöhnlich.
Davon erzählte Ellen Brandt der am Boden zerstörten Mutter, der sie gerade die Trauernachricht hatte überbringen müssen, jedoch nichts.
»Was hatte er dort zu suchen? Er hat doch nur zivilen Ungehorsam ausgeübt und so, nichts Illegales. Er hätte sich nie benommen wie diese vermummten Typen, die mit Pflastersteinen um sich werfen. So einer war er nicht. Er glaubte an friedliche Methoden«, sagte sie, und langsam kehrte die Farbe in ihre Wangen zurück. »Er hätte nie … er war gar nicht stark genug. Jedenfalls nicht mehr seit seiner Knieoperation. Jemand muss ihn dort hingelockt haben. Er war immer so lieb, er hätte nie …« Sie sprach immer schneller.
Sie verlor die Fassung, vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte.
Ellen Brandt nahm eine Papierserviette aus einer der Schreibtischschubladen und legte sie vor sie hin.
»Diese Ermittlung befindet sich im Anfangsstadium, aber ich muss Sie an den uns vorliegenden Informationen teilhaben lassen … Möchten Sie, dass ich einen Arzt oder jemand anderes anrufe?« Brandt ärgerte sich, weil sie nicht gleich einen Psychologen hinzugezogen hatte.
Die Mutter verstummte abrupt und hob den Blick. Trotzig.
»Erzählen Sie. Erzählen Sie, was Sie wissen.« Sie nahm die Papierserviette und schnäuzte sich.
Ellen Brandt bat sie zu warten und holte ihr ein Glas Wasser.
»Wie gesagt will ich mich noch nicht auf irgendeine Theorie festlegen. Es könnte sich um einen Unfall handeln, oder ihr Sohn könnte einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein«, sagte Ellen Brandt, nachdem sie wieder Platz genommen hatte. »Leider deutet jedoch das meiste darauf hin, dass er sich allein in den Räumlichkeiten aufgehalten, mit einer brennbaren Flüssigkeit hantiert und das Feuer wahrscheinlich selbst verursacht hat.«
Die Mutter sah aus, als wäre sie einem Zusammenbruch nahe.
Brandt fuhr langsam fort und wählte dabei ihre Worte sorgfältig.
»Er blieb in den Flammen, wahrscheinlich wurde er vom explosionsartigen Brandverlauf überrascht und fand den Weg zum Ausgang nicht mehr.«
»Hatte er große Schmerzen?«
»Ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht. Der Rauch führte vermutlich sehr schnell zur Bewusstlosigkeit.« Sie überlegte, ob sie erzählen sollte, dass er unter dem Tisch Schutz gesucht hatte, um der Hitze zu entkommen, unterließ es dann aber.
»Aber warum? Warum hätte er so etwas tun sollen?«
»Ich weiß es nicht«, log Brandt. »Wir müssen abwarten, was die weitere Ermittlung ergibt. Gibt es jemanden, den ich anrufen kann?«
Die Augen der Mutter blickten ins Leere.
»Nein. Wer sollte das sein? Jesper war doch mein Ein und Alles, mein Leben«, sagte sie.
P ia Levin leckte sich die Lippen. Salz. Das Meer hob sich wütend zum Steg, weiße Schaumfetzen flogen durch die Luft und benetzten ihr Gesicht. Die hochgezogene Kapuze half nur wenig. Sie hatte ihren Wagen weiter unten auf der Straße stehen gelassen und war die letzten hundert Meter bis zum Haus zu Fuß gegangen. Der Fuß schmerzte und erinnerte sie an eine andere menschenleere Straße, die sie nur wenige Tage zuvor entlanggegangen war. In der Küche brannte Licht, und in der Auffahrt stand der Range Rover und verriet, dass er zu Hause war. Die Lampe zum Meer hin brannte jedoch nicht. Sie folgte dem Steg und vermutete, dass die Dunkelheit verschleierte, wohin sie unterwegs war. Wieder fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Es schmeckte nach Tränen.
Sie holte ein paar Mal tief Luft und trat an die Haustür.
Thord Seger wirkte überrascht, als er öffnete.
»Hallo! Treten Sie ein. Da draußen werden Sie ja ganz nass«, sagte er.
»Ich weiß, dass es spät ist, aber da waren noch einige Dinge …«
»Wie nett, dass mich die Polizei besucht.« Er nahm ihr die nasse Jacke ab. Seine Stimme war genauso tief wie bei ihrem vorigen Besuch, aber sie fand, dass er lauter sprach.
»Es wird nicht lange dauern.« Levin ging vor ihm her ins Wohnzimmer, in dem sie sich mittlerweile fast schon zu Hause fühlte. Das Kaminfeuer brannte. Lord Nelson stolzierte herbei, schob Pia Levin seine nasse Schnauze zwischen die Beine.
»Nelson, was machst du da?« Thord Seger lachte und zerrte den Hund am Halsband weg. Lord Nelson protestierte mit einem Kläffen, trottete dann aber davon.
Pia Levin hob beschwichtigend die Hand.
»Das macht
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