Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
die beschriebenen Orte.
»Wir können nicht mit Sicherheit sagen, von wo der Schütze geschossen hat. Aber angesichts der uns bislang vorliegenden Fakten würde ich vermuten, dass er hier gestanden hat.« Holtz ließ ein rotes Kreuz an der einen Längsseite des Fußballplatzes nahe der Ecke aufscheinen.
Niemand schien Fragen oder Einwände zu haben, und er fuhr fort.
»Ich habe einen Bogensportexperten zu Rate gezogen. Die Reichweite und Zielgenauigkeit der Waffe sowie der Winkel des Einschusses legen nahe, dass der Mörder hier gestanden haben müsste. Außerdem funktioniert in dieser Ecke das Flutlicht nicht, deswegen ist es dort auf dem Platz dunkler.«
»Ich bin zwar kein Experte auf diesem Gebiet«, warf einer der Fahnder ein, »aber findest du es plausibel, dass jemand an einem Ort, der sehr gut einzusehen ist, eine Armbrust auspackt, zielt und jemanden erschießt, auch wenn es dort vielleicht etwas dunkler ist?«
Der Mann hatte den Bügel seiner Lesebrille im Mund und lispelte deswegen etwas beim Sprechen.
»Das ist eine berechtigte Frage, aber ich referiere nur die Theorie der Spurensicherung. Wie der Täter es angestellt hat, das müsst schon ihr herausfinden«, erwiderte Holtz.
»Wissen wir, warum ausgerechnet dort das Licht nicht funktionierte? Handelte es sich um einen Zufall?«
»Das kann ich nicht eindeutig beantworten. Laut der Person, die sich um den Platz kümmert, deutet nichts darauf hin, dass der Scheinwerfer vor diesem Abend defekt war. Wir haben nicht herausfinden können, ob er von allein kaputtging oder ob ihn jemand manipuliert hat. Es gab jedoch keinen Kurzschluss. Das wissen wir. Wir stellen weitere Nachforschungen an.«
»Und wie sicher ist es, dass es sich wirklich um eine Armbrust gehandelt hat?«, fragte der Mann mit dem Brillenbügel im Mund.
»Wie gesagt, haben wir einen Experten befragt, der bezeugen kann, dass der Pfeil von einer Armbrust stammt. Aber nicht nur das.« Holtz drückte auf eine Taste seines Computers.
Das Luftbild verschwand. Stattdessen tauchte der mit roter Farbe eingesprühte Abdruck im Schnee auf der weißen Leinwand auf.
»Das hier ist höchstwahrscheinlich der Abdruck einer spezialgefertigten Armbrusttasche. Wir sind immer noch damit beschäftigt, aber ich bin so gut wie sicher und habe mir das auch von meinem Experten bestätigen lassen«, meinte Holtz.
»Und was bedeutet das?« Wieder der Mann, der auf seinem Brillenbügel herumkaute.
Ulf Holtz unterdrückte den Wunsch, ihn darum zu bitten, die Brille aus dem Mund zu nehmen. Stattdessen warf er wieder das Luftbild an die Wand und ließ ein rotes Kreuz aufleuchten.
»Hier haben wir den Abdruck der Tasche gefunden sowie einige Schuhabdrücke eines Mannes, der vermutlich hinkt. Da wir einen Mörder mit einer Armbrust suchen, beweisen die Abdrücke meiner Meinung nach, dass er entweder vor oder nach dem Mord hier gesessen und auf etwas gewartet hat. Wir haben im Übrigen das gesamte Gelände genauestens abgesucht, ohne etwas von Belang zu finden.«
»Gibt es irgendwelche Theorien, dann bitte ich darum, sie jetzt vorzubringen«, sagte Ellen Brandt, als niemand etwas zu sagen zu haben schien.
»Habt ihr den Fußweg abgesucht, der vom Wald zum Fußballplatz führt?«, fragte der Chef der Ermittlungsabteilung.
»Ja. Aber das Tauwetter kam uns in die Quere. Schuhabdrücke haben wir also keine gefunden und auch sonst nichts.«
»Okay. Danke Ulf. Das wäre alles für heute.« Ellen Brandt bat nun die Chefs der Abteilungen darum, noch ein paar Minuten zu bleiben.
Die anderen erhoben sich, packten zusammen und nahmen ihre Unterhaltungen wieder auf, während sie aus dem Saal strömten.
»Könntest du vielleicht ein paar Fenster öffnen und etwas Luft hereinlassen?«, bat Brandt Holtz und wandte sich dann an die anderen im Raum.
»Ich hätte gerne eine Zusammenfassung der Lage. Was haben wir bislang?«
Der Ermittlungschef ging davon aus, dass er die Zusammenfassung liefern sollte.
»Wir haben drei Haupthypothesen: eine interne Abrechnung in Neonazikreisen, ein Werk gewalttätiger Linksaktivisten oder die Tat eines normalen Zeitgenossen aus der Gegend, der es leid war, dass sein Ort zum Symbol rechtsradikaler Kreise geworden war«, sagte er.
»Und wie wäre es mit einem Familiendrama?«, meinte Brandt. »Schließlich lässt sich nicht behaupten, dass er ein sonderlich inniges Verhältnis zu seiner Familie hatte.«
»Diese Theorie haben wir einstweilen verworfen. Der M. O. wirkt zu professionell«,
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