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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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nachgedacht.« Er reichte Levin ein Bandmaß. »Wir vermessen es noch mal.«
    »Aber wir haben es doch schon einmal mit einem Lasermessgerät ausgemessen und die Maße in das Bildverarbeitungsprogramm eingegeben.«
    »Ich weiß. Aber ich will es trotzdem auf diese Weise machen. Die Zentimeter sehen. In Wirklichkeit.«
    Sie seufzte. Ulf Holtz wollte immer überprüfen, was Computer und Lasermessgeräte ausgerechnet hatten. Sie vermaßen das Zimmer mehrmals und skizzierten es auf einem weißen Blatt Papier, das Holtz auf eine Schulbank gelegt hatte. Zuvorderst an jeder Bank befand sich ein kleines Fach, in dem drei gelbe Bleistifte, ein rosa Radiergummi und ein silberner Spitzer aus Metall lagen. Das erstaunte ihn, denn obwohl es genau dafür vorgesehen war, hatte er nicht damit gerechnet. Während Levin die Skizze fertig stellte, ging er die Bänke ab und öffnete jedes Fach. Überall der gleiche Inhalt: Bleistifte, Radiergummi, Spitzer. Nicht zu fassen, dachte er.
    »Ich bin mit der Skizze fertig«, sagte Pia Levin und knallte ihren Stift auf den Tisch.
    »Warte, ich will nur noch eben was holen, das ich gestern auf der Gemeindeverwaltung mitgenommen habe.« Nach einigen Minuten kehrte Holtz zurück, faltete einen Grundriss auseinander und legte ihn auf eine der Bänke.
    »Es hat eine Weile gedauert, bis sie ihn gefunden haben.« Er verglich ihn genau mit Levins Skizze.
    »Sieh mal einer an«, sagte er, und Levin nickte, während sie ebenfalls die beiden Pläne verglich.
    »Ja, sieh mal einer an.«

N ahid Ghadjar schaltete ihren Laptop aus und klappte ihn dann langsam zu. Sie lauschte eine Weile dem Summen des Gebläses und zögerte, wie sie es in der letzten Zeit oft getan hatte. Sie hatte ihr ganzes Leben in Schweden zugebracht, jedenfalls jenen Teil, an den sie sich erinnern konnte. Es gab allerdings fragmentarische Bilder eines anderen Landes, ihres Geburtslandes Iran. Aber das, was sie für glückliche Kindheitserinnerungen hielt, war ihr vermutlich erst später erzählt worden. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie es gewesen war, als ihr Vater fast rund um die Uhr darum gekämpft hatte, seiner Familie ein gutes Leben in dem neuen Land zu ermöglichen. Er hatte gekämpft, um ihrer Mutter und ihr all das geben zu können, was sie benötigten. Aber sie erinnerte sich nicht. Sie konnte sich kaum an etwas aus ihrer Kindheit entsinnen.
    Eine ihrer ersten eigenen Erinnerungen war ein roter Traktor mit schwarzen Pedalen und einem kleinen Anhänger, der eines Tages auf dem Wohnzimmerteppich gestanden hatte. Vor dem großen Regal mit dunklem Furnier, das mit Andenken aus der Heimat angefüllt war. Der Traktor passte nicht in dieses Zimmer. Sie liebte ihn. Sie fuhr damit immer im Kreis. Nach einiger Zeit bat sie ihr Vater, der erst nur gelacht hatte, sich etwas zu beruhigen, damit sie nicht irgendwo anstoßen würde. Sie wusste nicht mehr, warum sie den Traktor bekommen hatte. Vielleicht hatte sie Geburtstag gehabt, vielleicht war es auch etwas anderes gewesen. Sie hatte nie mit Puppen gespielt. Später hatte sie sich gefragt, ob ihr Vater bewusst ihr Interesse an Jungenspielen unterstützt hatte, oder ob das alles Zufall oder Veranlagung war.
    Sie war immer sehr viel mit ihrem Vater zusammen gewesen.
    Als sie älter geworden war, hatte er sie in die Natur mitgenommen, in Wälder, auf Wiesen und an Seen. Sie hatten sich echte Traktoren angesehen. An ihre Mutter erinnerte sie sich nicht. Wie sehr sie es auch versuchte, sie konnte sich nicht entsinnen, wie sie gewesen war. Natürlich wusste sie, wie ihre Mutter ausgesehen hatte. Das schöne Lächeln in dem jungen Gesicht, das von vollem, dunklem Haar umrahmt wurde. Die Haare hatte sie von ihr geerbt. Und die blauen Augen, die viele in der Familie ihrer Mutter besaßen. Aber sie empfand nichts. Keinen schmerzlichen Verlust. Sie wusste nur, dass es ihre Mutter gegeben und wie sie ausgesehen hatte. Sie verstand das nicht.
    Das Gebläse des Computers verstummte, und sie erwachte aus ihrem Tagtraum.
    Was sollte sie tun?
    Hatte sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen?
    Sie erhob sich von dem kleinen Schreibtisch, den sie auf dem Flohmarkt gekauft hatte und der genau in die kleine Nische in der Diele passte. Das Zimmer war nicht groß. Es hatten dort nur ein Bett, eine Kommode und der Schreibtisch Platz, an dem sie oft saß und schrieb oder Internetrecherchen anstellte. Ihr Vater lag ihr mittlerweile nicht mehr damit in den Ohren, wieder zu ihm zu ziehen, da sie

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