Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
Vom Netzwerk:
Aber ich hoffe wirklich, dass sie da glücklich wird. Und wie fühlst du dich?«
    »Ich weiß nicht recht. Ich hatte vermutlich bereits aufgegeben, bevor wir uns gestern getroffen haben. Vielleicht ist es ja genau so gut, dass sie wegzieht.«
    »Warum?«
    »Tja, vielleicht war es ja trotz allem nicht richtig. Schließlich ist sie ja noch ziemlich jung und …«
    »Unsinn! Das Alter spielt keine Rolle«, sagte sie und hoffte, dass ihr die Unaufrichtigkeit und Schadenfreude nicht anzumerken war.
    Er sah sie mit einem nachsichtigen Lächeln an.
    »Was du nicht sagst.«
    Sie spürte, wie sie errötete, und wandte sich ab.
    Holtz suchte ein paar Papiere zusammen, die auf der glänzenden Tischplatte lagen.
    »Ich muss mir jetzt doch einen Termin beim Zahnarzt geben lassen.« Er verzog das Gesicht und rieb sich demonstrativ die Wange.
    Ulf Holtz und Pia Levin verließen gemeinsam das Labor und trennten sich auf dem fast menschenleeren Korridor. Holtz traf nur wenige Forensiker in weißen Kitteln, als er mit zu Boden gerichtetem Blick in sein Büro zurückkehrte. Er schloss die Tür sorgfältig hinter sich und ging die wenigen Schritte zum Fenster. Dort blieb er stehen. Er starrte auf die Stadt und dachte an den Heiligen Abend.
    Ich muss sie anrufen. Ich will, dass sie kommen, auch wenn ich sie auf den Knien darum bitten muss, dachte er.

G rau, grau, grau. Wohin er auch sah. Der Himmel war grau. Die Straße neun Stockwerke unter ihm war grau. Das Haus gegenüber war grau, das daneben ebenfalls.
    Jonny Andersson war eigentlich froh, dass der Farbenüberschwang sie hier noch nicht erreicht hatte. Es handelte sich zweifellos um einen Vorort. Die Häuser jetzt noch in fröhlichen Farben anzumalen, würde alles nur verschlimmern. Grau fiel nicht auf, und das Gefühl der Verlassenheit war erträglich. Er mochte sogar das Gefühl, ein Haus in derselben grauen Farbe wie alle anderen Häuser im Viertel zu betreten. Unterzutauchen. In einem knallroten, pistaziengrünen oder kükengelben Haus konnte man nicht einfach verschwinden, man konnte damit nicht eins werden. Er hegte den Verdacht, dass die Idee, die Tristesse einfach zu übermalen und den sozialen Brennpunkten etwas Farbe zu verpassen, eigentlich ein Witz war. Dass jemand den Einfall gehabt hatte, alle grauen Häuser in fast psychedelischen Farben anzustreichen, um noch mehr Aufmerksamkeit auf sie zu ziehen und sie mit noch größerer Freude zu verspotten. Stadtteile wurden als Clowns verkleidet. Innerlich abgründige Trauer, äußerlich eine Farbenpracht, über die andere lachen konnten. Nein, er war wirklich froh, dass niemand sein Haus in Bonbonfarben mit kurzer Lebensdauer angestrichen hatte. Grau war zumindest zeitlos.
    Er betrachtete erneut seine düstere Umgebung. Fluchte.
    Seine Enttäuschung machte ihm zu schaffen. Der Plan war so schlau gewesen. Er wusste nicht genau, um wie viel es ging, aber es musste viel sein, daran war nicht zu zweifeln. Genug, damit er dieses verdammte Loch für immer würde verlassen können. Er stellte sich Brasilien vor oder vielleicht Thailand. Cocktails und Nutten bis zum Abwinken. Aber alles war anders gekommen.
    Jonny Andersson warf sich auf sein durchgesessenes, verschlissenes Sofa, das einmal orange und grün gewesen war. Er beugte sich vor und rieb sich die Stirn. Kniff die Augen ganz fest zu. Er rieb sich mit seinen Fingern, auf die Symbole tätowiert waren, die Schläfen. Die Enttäuschung fraß ihn von innen auf. Mühsam erhob er sich vom Sofa und ging im einzigen Zimmer der Wohnung auf und ab. Dann blieb er in der Diele stehen und betrachtete sich im Spiegel, der in der Ecke wie ein Spinnennetz gesprungen war. Er betrachtete eingehend seinen großen, sehnigen, aber auch muskulösen weißen Körper. Betrachtete die Muster, die die Nadel für alle Zeiten in seine Haut gezeichnet hatte. Die altnordischen Symbole. Er konnte sich noch deutlich an die Schmerzen beim Tätowieren der Schlange erinnern, die sich seitlich unter dem Arm, über die Schulter und bis zum Hals schlängelte. Er bereute nichts. Außer vielleicht das schwarze Hakenkreuz im Nacken und am Hinterkopf, das fast immer zu sehen war, ganz gleichgültig, welche Kleider er trug.
    Er hatte gelesen, dass sich Tätowierungen entfernen ließen, was aber angeblich viel teurer war, als sich tätowieren zu lassen. Alle diese Möglichkeiten waren vorbei. Alles war vorbei. Er wusste nicht einmal, womit er noch Essen kaufen sollte. Oder Bier.
    Er zog sich an, eine grüne Bomberjacke

Weitere Kostenlose Bücher