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Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Eiskalte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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koche, und ihr kommt her, alles ganz unkompliziert«, meinte er und spürte, wie seine Lebensgeister zurückkehrten.
    »Okay. Ich frage Eva. Aber jetzt muss ich los.« Linda sah demonstrativ auf die Uhr.
    Als sie gegangen war, war er ausgezeichneter Laune. Er warf sich aufs Sofa und streckte die Hand nach der Fernbedienung aus. In diesem Augenblick entdeckte er die Mappe, die auf dem Couchtisch lag. Er öffnete sie und nahm den Nachruf heraus, den er einige Tage zuvor ausgeschnitten hatte.
    Er las ihn sorgfältig und führte anschließend ein paar Telefongespräche.
    Darum muss ich mich morgen früh als Erstes kümmern, dachte er und ging vor dem Zubettgehen ins Badezimmer. Er rasierte sich und wusch sich das Gesicht, erst mit warmem dann mit kaltem Wasser. Dann cremte er sich das Gesicht mit einer Creme ein, von der die Verkäuferin behauptet hatte, sie bewahre die Jugendlichkeit und Spannkraft der Haut.
    Während er die Zähne putzte, betrachtete er sich im Spiegel. Er dachte über seine Mängel und Vorzüge nach und nahm sich vor, in Zukunft keine übereilten Schlüsse mehr zu ziehen. Jedenfalls nicht, was sein eigenes Leben betraf.
    Er knipste das Licht aus, machte es dann aber wieder an. Er nahm die rote Zahnbürste aus dem Mülleimer und stellte sie wieder neben seine eigene schwarze in den Zahnputzbecher mit den Nashörnern. Warum ausgerechnet Nashörner, überlegte er und löschte endgültig das Licht.

T hord Seger lächelte, als er die Tür öffnete. Pia Levin, die sich vorgenommen hatte, professionell und nicht zu familiär aufzutreten, wurde sofort unsicher.
    Sie erwiderte das Lächeln.
    »Da könnte ich mich glatt dran gewöhnen«, meinte er und bat sie einzutreten. Lord Nelson eilte schwanzwedelnd herbei. Sie streichelte ihm den Kopf. Damit schien er sich zu begnügen. Er verschwand in die Küche.
    Sie fühlte sich sofort zu Hause, als sie in die Wärme gekommen war und ihre Jacke aufgehängt hatte. Das Feuer im offenen Kamin brannte lichterloh, und Levin vermutete, dass Thord Seger eben erst Holz nachgelegt hatte.
    »Ich will nicht lange bleiben. Ich habe nur ein paar ergänzende Fragen.«
    »Ich beantworte natürlich gerne alle Fragen, soweit ich das kann. Alles, was ein Licht darauf wirft, was geschehen ist, und der Polizei hilft, den Mörder meines Sohnes zu finden, ist natürlich gut. Bitte nehmen Sie doch Platz«, sagte er.
    Pia Levin hatte im Laufe der Jahre viele Menschen getroffen, die einen Angehörigen durch einen Unfall oder ein Verbrechen verloren hatten. Sie wusste, dass es keine Regel gab, keine Standardreaktion. Manche Angehörige wurden apathisch, andere hysterisch, und viele weigerten sich, die Nachricht zu glauben. Bisher hatte sich aber noch niemand so benommen wie Thord Seger. Er war gefasst und neugierig, statt bestürzt und betrübt.
    »Es ist natürlich gut, dass Sie das so sehen«, erwiderte sie und nahm auf einem der schwarzen Ledersessel Platz, die vor dem Fenster mit Blick aufs Meer standen. Der Tag war grau und windstill. Wasser und Himmel verschmolzen, und dort, wo Grau auf Grau stieß, ließ sich der Horizont erahnen.
    »Sie haben eine fantastische Aussicht. Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Fast zwanzig Jahre. Sechzehn, um genau zu sein.«
    »Dann müssen Sie ungefähr zu jener Zeit hierher gezogen sein, als …«
    »Im Jahr darauf. Wie Sie wissen, verschwand Johan, kurze Zeit nachdem er aus der Haft entlassen worden war. Kerstin verließ mich wenig später.«
    »Sie sind allein hierher gezogen?«
    »Ja, genau.« Zum ersten Mal merkte sie der sonst so gleichmütigen Stimme an, dass ihn etwas berührt hatte. »Ich hole uns was zu trinken.«
    »Danke, aber ich bleibe nicht lang.«
    »Aber ein Glas hausgemachten Sirup trinken Sie doch?«
    »Gerne.«
    Sie blickte aufs Meer und dachte an den jungen Mann, auf dem plötzlich die Verantwortung eines Erwachsenen gelastet hatte, an die junge Mutter, an die Kindesmisshandlung und daran, wie das Leben aller aus der Bahn geworfen worden war.
    Thord Seger kehrte mit einem Tablett und zwei Gläsern zurück und beugte sich vor, um es auf den niedrigen Tisch zu stellen.
    »Was ist aus Gabriel geworden?«, fragte sie.
    Er antwortete nicht. Seine Miene verriet nichts, aber an den Gläsern sah sie, dass seine Hände leicht zitterten. Die roten Getränke schwappten etwas hin und her.
    Er stellte das Tablett ab und setzte sich neben sie.
    »Wie bitte?«
    »Was ist aus Gabriel geworden, aus Johans Sohn?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete er

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