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EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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gekämmt, wie Julia.

Kapitel 15
    In München gastierten die Wiener Philharmoniker. Katharina hatte ihrer Mutter zum Geburtstag eine Konzertkarte geschenkt und eine Übernachtung im Nobelhotel Königshof; dazu hatte sie einen Tisch im hoteleigenen Restaurant reserviert, das einen hervorragenden Ruf genoss. Eine gute Freundin begleitete sie, und Anna verbrachte die Nacht bei den Großeltern, so dass Katharina das Haus für sich allein hatte.
    Es gab so wenige Dinge im Leben, die sich vorherbestimmen ließen. Wie die Sache mit Severin. Seit er in die Staaten gegangen war, um dort zu studieren, hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Sie war sehr traurig darüber und bemüht, innerhalb der Grenzen ihres Alltags ein größtmögliches Maß an Ordnung zu bewahren. Ihre Mutter und Jörg halfen ihr dabei.
    Jörg war ruhig und ausgeglichen. Sie mochte seine Geduld und seine Aufrichtigkeit, seine Fürsorge und Wärme. Sie spürte, dass er sich in sie verliebt hatte, doch sie war sich über ihre eigenen Gefühle noch immer nicht im Klaren. Sie brauchte Zeit, um wieder Vertrauen zu einem Mann aufbauen zu können. Zwei Männer hatten sie enttäuscht: Ben durch seine Gewalttätigkeit und Severin durch seinen wortlosen Abschied. Aber eines wusste sie mit Gewissheit: Jörg war der Mann, den sie jetzt brauchte.
    Sie drehte den Türknauf, wartete, bis der Riegel mit einem satten Klacken einrastete, und legte die Kette vor.
    Ihr Tagebuch lag auf dem Tisch. Sie nahm es in die Hand, setzte sich in den Sessel vor dem Kamin, schaltete die Stehlampe ein, die gedämpftes Licht spendete, und atmete tief durch.
    Sie blätterte im Tagebuch und las unwillkürlich eine Eintragung, die sie einige Monate nach Annas Geburt geschrieben hatte:
    Mama hat sich geirrt. Sonntagskinder bringen kein Glück. Anna ist fort. Ich bin wieder allein. Allein mit dem Schatten in meiner Zeichnung.
    Sie lächelte. Jetzt war sie nicht mehr allein. Obwohl Jörg gewusst hatte, dass sie im Augenblick nicht bereit war, eine Beziehung einzugehen, hatte er sie nach Severins Abreise immer wieder angerufen.
    Eines Tages hatte er sie in ihrem Lieblingscafé entdeckt. „Katharina! Wie geht es dir?“ Seine Stimme hatte einen zärtlichen Klang, als er ihren Namen aussprach.
    Er war freundlich, aber sie hatte gespürt, dass er sie mit einer Art Verlangen beobachtete. In den folgenden Wochen war sie ihm oft in der Klinik begegnet, denn er passte sie ab. Er hatte es ihr vor wenigen Tagen gestanden.
    Ständig ertappte sie sich dabei, dass auch sie nach einem Grund suchte, um ihn anzurufen. Sie wollte nur seine Stimme hören, die einen so beruhigenden Klang hatte. Es dauerte Wochen, bis sie den Mut dazu fand. Und dann gestand er ganz offen: „Du gehst mir nicht aus dem Kopf. Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.“
    Katharina hatte das Gefühl, dass der Raum um sie herum plötzlich enger wurde. Aus unerfindlichen Gründen klopfte auch ihr Herz. Jetzt begriff sie, was Sexappeal bedeutete. Er strömte ihm förmlich aus den Poren.
    Er war es, der zuerst zärtlich wurde und im Dunkeln ihre Hand nahm und sie drückte. Er war es auch, der sie zuerst küsste. Zärtlich und voller Gefühl, sanft und verlangend zugleich.
    Und mit pochendem Herzen führte sie seine Hand an ihren Busen …
    Sie aßen in einem kleinen romantischen Lokal zu Abend und erzählten von sich und spürten, dass etwas mit ihnen geschah. Manchmal ertappte sie sich dabei, dass sie sich fragte, wie er wohl als Vater wäre.
    Sie liebte es, wenn er die Knöpfe ihrer Bluse öffnete, um ihre Brüste zu liebkosen, oder wenn er ihren nackten Körper betrachtete und ihn berührte.
    Die Tagebuchseiten, in denen sie ihre Begegnungen festhielt – den ersten zärtlichen Kuss, die erste Berührung, ihre vertrauten Gespräche, die erste Liebesnacht in seiner Wohnung –, jedes Wort davon kannte sie mittlerweile auswendig. Doch ob es die wahre Liebe war, wusste sie noch nicht.
    Sie legte das Tagebuch beiseite, ging ins Schlafzimmer und zog rasch eine bequeme Hose und eine Bluse an. Als sie anschließend barfuß in die Küche lief, hatte sie das Gefühl, das Leben im Griff zu haben. Sie hatte eine Entscheidung getroffen.
    Rasch trank sie ein Glas Wasser und ging erneut ins Schlafzimmer, nahm ihre Kleider aus dem Schrank und packte eilig einige Koffer. Dann rief sie Jörg in der Klinik an.
    ***
    Jakob wusste, dass Katharina heute allein im Haus ihrer Mutter war.
    Seit vielen Jahren hatte er sie beobachtet, sie, die ihn so sehr an

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