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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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ertragen zu merken, wie peinlich es ihr war oder – schlimmer – wie Leid er ihr tat.
    Luc sah sich im Raum um, getröstet und beruhigt, weil er seine Umgebung wiedererkannte. Er blickte zum Fenster, hatte in dem Moment jedoch den Eindruck, dahinter bewege sich jemand. Er verharrte. Hatte er sich das eingebildet? Bewegte sich da ein Schatten am rückwärtigen Fenster?
    Nein, das war verrückt. Er hatte keinen Motor gehört, keine Autotür, die zuschlug. Da draußen würde niemand im Dunkeln herumlaufen. Er litt unter dem Stress des Tages. Das musste alles Einbildung gewesen sein.
    Doch während er den Raum durchquerte, um die Vorhänge zuzuziehen und zu prüfen, ob die Tür verschlossen war, sah er, dass Scrapple immer noch das Fenster beobachtete. Der Hund hatte lauschend die Ohren aufgerichtet und wirkte ängstlich.
    Er hatte vermutet, der Hund hätte gebellt, um ihn aus seiner Trance zu holen. Aber vielleicht hatte Scrapple auch jemanden gesehen?

14. KAPITEL
    Es war fast Mitternacht. Geduckt zwischen Bäumen verborgen, sah er vom Kamm aus zu. Von hier konnte er in den Steinbruch hinabblicken, obwohl fast nichts mehr los war. Nur ein paar Officer der State Patrol winkten mit Taschenlampen und stellten Fackeln auf. Einige Medienvans waren schon abgefahren. Die Zurückgebliebenen hatten auf den Dächern grelle Scheinwerfer montiert. Was glaubten die da zu sehen?
    Sein Zorn war vorläufig tiefer Erschöpfung gewichen. Der Magen schmerzte ihm vom vielen Übergeben. Seit seiner Kindheit hatte er sich nicht mehr so heftig erbrochen. Er hasste es, wenn er die Kontrolle verlor. Hasste, hasste, hasste es. Selbst jetzt, als er zusah, wie man in sein Versteck eindrang und es entweihte, konnte er die Krämpfe nicht beherrschen, diesen schneidenden Schmerz, der ihm die Eingeweide aufzureißen schien.
    Und das alles nur wegen dieses einen Mannes, der ihn offenbar fertig machen wollte. Er konnte das Haus des Alten in der Ferne sehen, eigentlich nur das diffuse gelbe Licht, das durch die Vorhänge des vorderen Zimmers fiel. Er wusste aus näherer Erkundung, dass dort der Wohnraum lag. Er hatte sich eingeprägt, wo das Sofa mitten in dem großen Raum stand, gegenüber dem breiten Fenster, vor dem sich ein Fernseher auf einem billigen Rollwagen befand. So konnte der Mann fernsehen und zugleich jeden im Auge haben, der die lange Zufahrt heraufkam.
    Als er Luc Racine in den Nachrichten gesehen hatte, war der ihm sofort bekannt vorgekommen. Er wusste, dass sie sich schon begegnet waren, aber da war noch eine zweite Erinnerung, die ihn den ganzen Tag nicht losgelassen hatte. Und plötzlich fiel es ihm blitzartig ein. Ja, die Blitze, die Donnerschläge.
    Der alte Mann war Samstagnacht im Hubbard Park gewesen. Trotz Regen und Gewitter war er mit seinem dummen kleinen Hund dort umhergewandert. Wie hatte er das nur vergessen können? Ja, er erinnerte sich an die komische schwarze Kappe auf dem silbrigen Haar. Er hatte sogar gesehen, wie er Joan die Richtung zum West Peak gezeigt hatte. Um von dem Alten nicht entdeckt zu werden, hatte er vorsichtig abgewartet, bis der wieder gegangen war. Deshalb war er zu spät gekommen, obwohl er Verspätungen verabscheute.
    Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wusste der Alte also Bescheid. Zumindest wusste er irgendetwas. Vielleicht hatte er ihn ja doch in jener Nacht entdeckt und sich im Dunkeln versteckt gehalten? Aber was konnte er gesehen haben? Und wie in aller Welt hatte er die Sache mit dem Steinbruch herausgefunden?
    Nein, nein, nein. Das ergab alles keinen Sinn.
    Falls der alte Mann etwas gewusst und den Sheriff informiert hätte, wäre der längst mit einem Haftbefehl zu ihm gekommen. Aber was für ein Spiel trieb der Alte? Wollte er ihn einfach nur zermürben, war es das? Warum sollte er das tun?
    Noch so eine chaotische Sauerei, und er hasste Sauereien. Seine Mutter hatte ihn immer gezwungen, seine eigene Sauerei wegzumachen. Sie hatte neben ihm gestanden, und wenn er nicht schnell genug gewesen war, hatte sie ihn mit dem Gesicht ins Erbrochene gedrückt.
    „Du hast es gemacht, du machst es weg“, hörte er sie noch keifen.
    Also musste er anfangen, auch diese Sauerei wegzumachen, und zwar rasch.

15. KAPITEL
    Dienstag, 16. September
    Maggie sammelte am Flughafen ihre verstreuten Schlüssel, das Abzeichen und ihr Handy vom Band der Sicherheitsschleuse, während sie die umgekippte Plastikschale beiseite schob und gleichzeitig versuchte, ihren ankommenden Laptop vom Band zu angeln. Sie drückte

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