Eiskalter Wahnsinn
wirklich mehr auf solche Dinge und ihre korrekte Benennung achten: römische Herzen und Picasso … Pablo Picasso. Es wurde Zeit, ein wenig für die Bildung zu tun. Wenn er lernen konnte, wer Britney Spears war, was man unter Rave verstand und dass „Wet“ PCP und Einbalsamierungsflüssigkeit enthielt – wobei er Emma im Übrigen gedroht hatte, sollte er sie je mit Drogen erwischen, bekäme sie Hausarrest bis fünfunddreißig –, dann konnte er zweifellos auch herausfinden, was die Welt von Dr. Gwen Patterson ausmachte. Allerdings hatte Emma ihn bereits informiert, dass Britney „total von gestern“ war.
„Gut gemacht, Agent Tully.“ Gwen trat mit Essig-und Olflasche neben ihn. „Das Brot ist im Ofen, und die Soße köchelt.“
Sie beträufelte den Salat mit Essig und Öl, wendete ihn vorsichtig und gab etwas frisch geriebenen Parmesan und schwarzen Pfeffer darüber. Es roch wunderbar, und Tully war ein wenig stolz, etwas zu der Kreation beigetragen zu haben. Bei Gwen sah alles so mühelos aus. Wie machte sie das? Ihm bereitete es in letzter Zeit schon Mühe, seinen Imbiss auf einen richtigen Teller zu geben, anstatt ihn gleich aus dem Plastikschälchen zu essen.
„Den stellen wir in den Kühlschrank“, sagte sie. „Und während wir auf die Spaghetti warten, können Sie mir zeigen, was Sie mitgebracht haben.“
Tully holte den Laptop heraus, öffnete ihn und schaltete ihn ein.
„Wenn der Killer und dieser Sonny ein und dieselbe Person sind, dann bin ich mir fast sicher, dass er Joan entführt hat. In einigen seiner E-Mails sagt er komische Sachen zu ihr.“
Er behielt sie im Auge, um ihre Reaktion zu sehen. Er war nicht sicher, ob er ihr seine Theorie unterbreiten sollte, was der Killer möglicherweise mit ihrer Patientin vorhatte. Gwen wirkte blass, aber das war vielleicht nur Müdigkeit.
„Möchten Sie wirklich mit mir darüber reden?“ erkundigte er sich vorsichtshalber.
„Natürlich. Es ist ein Kriminalfall, und ich habe meine Hilfe angeboten. Meine psychologischen Kenntnisse sind möglicherweise nützlich, Joan zu finden.“ Sie deutete auf das Weinregal am Ende des Tresens. „Würden Sie vielleicht eine Flasche öffnen?“
Er sah sich einige Flaschen an, bis er einen Roten entdeckte, zog ihn heraus und zeigte ihr das Etikett, damit sie zustimmte. Gwen reichte ihm jedoch nur den Korkenzieher und holte Gläser. Die Sorte schien keine Rolle zu spielen.
„Gehen wir ein wenig zurück. Maggie sagt, er entfernt seinen Opfern Körperteile“, begann sie und gab sich sichtlich Mühe, mit der üblichen Professionalität an die Sache heranzugehen, obwohl sie immer noch auffallend blass war. „Aber warum? Das sieht nicht nach der üblichen Trophäenjagd von Serienkillern aus.“
„Ja“, bestätigte er, „dieser Fall liegt anders.“
„Versucht er mit missionarischem Eifer, die Welt von Krankheit und Gebrechen zu befreien?“
„Daran habe ich auch gedacht, aber warum ist er dann nicht stolz auf sein Werk und präsentiert es. Killer, die auf einer Mission sind, zeigen gewöhnlich, was sie getan haben. Dieser Typ verheimlicht seine Taten. Er versteckt seine Opfer nicht einfach so, sondern gibt sich ausgesprochen viel Mühe, stopft sie in Fässer, versiegelt sie und begräbt sie unter Tonnen von Fels, damit sie nie gefunden werden.“
„Eine Art Overkill“, bestätigte sie und musste lächeln. „Schlechter Scherz, tut mir Leid.“
Vielleicht zeigte der Wein erste Wirkung, denn allmählich kehrte Farbe in ihre Wangen zurück. Tully füllte ihr Glas wieder auf.
„Das waren genau meine Gedanken. Warum dieser Overkill? Ich glaube, er schämt sich seiner Taten.“ Er wartete auf ihre Reaktion, denn ihn interessierte, was der Psychologin Gwen Patterson dazu einfiel.
„Hm … interessant.“
„Ich vermute, dass er beim Töten weder Freude noch Genugtuung empfindet. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich denke schon, dass ihm das Töten etwas bringt, abgesehen davon, dass er an die ersehnten Körperteile gelangt. Vielleicht geht es ihm um Dominanz. Aber auch hier glaube ich, dass nicht der Tötungsvorgang das Entscheidende ist, sondern der Besitz dieser Körperteile. Ergibt das Sinn?“
„Was hält Maggie davon?“
Er nahm zum ersten Mal sein Glas und trank einen Schluck Wein. „Ich habe das noch nicht mit ihr besprochen.“
„Wirklich? Warum nicht?“
„Ich wollte meine Theorie zuerst Ihnen unterbreiten.“ Er konnte ihr vom Gesicht ablesen, dass sie das nicht glaubte. „Okay,
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