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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Chaos. Rosie wollte es nicht, aber sie verstand, dass ich es tun musste. Jede Woche bin ich wieder hingefahren. Es war wie ein Zwang. Ich musste helfen, meine Freunde zu finden. Das war das Mindeste, was ich beitragen konnte.“
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Jeden erbärmlichen Tag haben wir nach ihnen gesucht, als könnten wir sie immer noch finden, obwohl es längst nur noch Reste und kleine Stücke zu entdecken gab. Dreißig Jahre im Polizeidienst, und ich dachte, ich hätte alles gesehen. Aber nichts kann einen auf ein solches Grauen vorbereiten. Weggebrannte Gesichter. Ein Fuß, der noch in einem geschnürten Stiefel steckt. Eine abgetrennte Hand, die ein weggeschmolzenes Handy hält. Ich habe eine Menge Mist gesehen, O’Dell. Also, das da …“ er deutete mit dem Kopf zum Bratentopf auf dem Herd, „schockiert mich nicht. Genauso wenig wie das, was wir in den Fässern entdeckt haben.“
    Er sah Maggie an, um sich ihrer Aufmerksamkeit sicher zu sein. „Der Unterschied ist aber, dass ich für diese Sache hier Erklärungen finden soll. Als gäbe es dafür eine verdammte Erklärung. Man erwartet von mir, dass ich den Fall löse und diesen Scheißkerl von Täter aufhalte.
    Maggie war nicht sicher, was er ihr sagen wollte. Erwartete er Trost nach dem Motto: Es wird schon alles gut, natürlich finden wir den Täter, ich habe schon ein detailliertes Profil erstellt, und meine Profile sind immer korrekt?
    Sie war nicht mal sicher, ob sie Luc Racine beschützen konnten.
    Adam Bonzado kam durch die Hintertür herein und blickte über die Schulter zurück auf Luc, der auf der Bank auf der Steinterrasse sitzen geblieben war, seinen Jack Russell auf dem Schoß. Beide hatten den Blick auf den Teich gerichtet. Als die Gänse aufflogen, verfolgte der Hund sie mit dem Blick und wandte entsprechend den Kopf. Racine stierte jedoch nur geradeaus.
    Bonzado sah von Maggie zu Watermeier. „Spricht etwas dagegen, wenn ich das da mit ins Labor nehme?“
    „Bedienen Sie sich. Ich muss einen der Techniker dazu bringen, den Bratentopf einzutüten. O’Dell hier glaubt, es könnten Fingerabdrücke darauf sein.“ Watermeier verzichtete diesmal auf Sarkasmus.
    „Was ist mit dem alten Mann?“ fragte Bonzado den Sheriff.
    „Was soll mit ihm sein?“
    „Haben Sie jemand, der heute Nacht bei ihm bleiben kann?“
    „Meine Leute schieben schon Doppelschicht. Ich kann sie nicht bitten …“
    „Ich bleibe heute Nacht hier“, sagte Maggie und überraschte sich mit diesem impulsiven Angebot genauso wie die beiden Männer.

46. KAPITEL
    Agenten taten das ständig. Sie gaben aufeinander Acht und traten füreinander ein. Oft dehnten sie dieses Verhalten auch auf das Privatleben aus. Detective Julia Racine war allerdings im Police Department von Washington D. C. tätig und nicht beim FBI. Obwohl sie an einigen Fällen mit Maggie gearbeitet hatte, waren sie alles andere als Freundinnen. Sie tolerierten sich lediglich als Kolleginnen. Racine war die Karriereleiter hinaufgeklettert, indem sie ihr lästige Regeln gebrochen hatte. Sie konnte leichtsinnig sein und manchmal auch rücksichtslos. Doch letztes Jahr hatte sie in einer Parktoilette in Cleveland Maggies Mutter daran gehindert, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Dafür hatte sie bei Maggie etwas gut.
    Maggie blieb nicht gern etwas schuldig. Deshalb schien es ihr nur angemessen, dass sie Julias Vater vor einem Killer schützte. Außerdem mochte sie den alten Knaben irgendwie.
    Sie trug ein Tablett zu ihm hinaus auf die Bank, wo er immer noch in die Landschaft stierte, die langsam in nächtlichen Schatten versank. Er hatte sich geweigert, das Haus zu betreten, ehe der Schädel nicht entfernt und der Geruch nach gekochtem Menschenfleisch verflogen war.
    Maggie hatte den Ventilator der Dunstabzugshaube auf höchster Stufe laufen lassen und alle Fenster geöffnet. Im Gegensatz zu Luc konnte sie längst keinen Geruch mehr feststellen.
    „Ich habe uns Sandwiches gemacht“, erklärte sie und stellte das Tablett zwischen sie beide auf die Bank. Außer Milch und Saft waren nur Aufschnitt, Mayonnaise und Brot im Kühlschrank gewesen.
    „Ich bin nicht hungrig“, erwiderte er und würdigte das Essen keines Blickes. Aufmerksam mit geradem Rücken dasitzend, setzte er seine Nachtwache fort und lauschte auf ungewöhnliche Geräusche. Außer dem Zirpen von Grillen und dem Rufen nachtaktiver Vögel war jedoch nichts zu hören.
    Scrapple saß zufrieden auf dem Schoß seines Herrn und begann

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