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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Ansicht gewesen, mich für eine Weile ruhigstellen zu müssen. Dann hatte er mich gefesselt und in diese Kiste gesperrt. Was hatte er mit mir vor?
    Ich befahl mir, mich zu entspannen, ruhig zu atmen, suchte eine möglichst bequeme Lage. Die Fesseln an meinen Händen waren eng. Zu eng. An den Füßen, da ging es.
    Geräusche! Stimmen, Schritte, sehr gedämpft, sehr weit weg. Aber sie kamen näher. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass meine Kiste hin und wieder ein wenig schaukelte. Ich meinte auch, Windgeräusche zu hören. Sollte sich mein Sarg etwa in Durians Lieferwagen befinden? Hatte er mich also nicht lebendig begraben? Plötzlich schien das Atmen leichter zu fallen.
    Theresa! Hoffentlich hatte Durian Wort gehalten. Hoffentlich hatte er dafür gesorgt, dass sie rechtzeitig gefunden wurde. Vermutlich lag sie in einer ähnlichen Kiste wie ich selbst. Wo steckte dieser Wahnsinnige überhaupt? Alleingelassen würde ich früher oder später unweigerlich sterben. Falls die Schritte draußen noch näher kamen, könnte ich vielleicht schreien, um Hilfe rufen …
    Konnte ich?
    Ich versuchte, ob meine Stimme funktionierte.
    Ich bekam die Lippen nicht auseinander.
    Er hatte an alles gedacht, der Schweinehund.
    So blieb mir nur, still zu liegen und zu hoffen, dass mein Mörder irgendwann zurückkehrte, damit ich eine Chance hatte zu überleben.
    Theresa. Schreckliche Bilder zuckten durch meinen Kopf. Bilder von zu spät gefundenen Entführungsopfern. Menschen, deren letzte Stunden ein Martyrium gewesen sein mussten. Menschen, die mitten in ihrem Kot verdurstet waren. Oder erstickt, weil Laub das einzige Luftloch verstopfte, das ihr Peiniger ihnen gegönnt hatte.
    Ich musste das abstellen. Ich durfte jetzt nicht an so etwas denken. Ruhig bleiben. Keine Panik jetzt, nur keine Panik!
    Durian war kein Perverser. Keines seiner Opfer hatte er bisher gequält. Bestimmt würde er Theresa retten. Vielleicht war sie längst wieder zu Hause oder saß im Krankenhaus, am Bett ihres Mannes, und sie tranken Sekt auf die gute Diagnose. Es passte einfach nicht in Durians Konzept, einen Menschen zu töten, der in seinen Augen unschuldig war. Das wäre ungerecht, und Gerechtigkeit war ja angeblich das, worum es ihm ging.
    Wieder ein Geräusch! Erst nur eine Ahnung, dann erkannte ich es: ein Brummen. Und es kam rasch näher. Ein Lkw oder ein Bus dröhnte nah an meinem Verlies vorbei. So nah, dass meine Kiste ein wenig ins Schaukeln geriet. Mein Gefängnis befand sich also wirklich im Lieferwagen. Langsam entfernte sich das Geräusch. Es musste eine einsame Stelle sein, wo wir parkten.
    Oder war Nacht und deshalb so wenig Verkehr?
    Wieder Schritte, sie kamen rasch näher. Ein Schlüssel in einer Tür. Der Motor sprang an. Wir fuhren weiter, und die Schaukelei wurde bald ungemütlich. Die Verkehrsgeräusche nahmen zu, wir schienen uns belebtem Gebiet zu nähern.
    Durian musste mehrfach halten, vielleicht an Kreuzungen, Ampeln.
    Einmal, als wir wieder für längere Zeit standen, hörte ich erneut Stimmen. Ein Kind lachte. Eine gut gelaunte Frau sagte etwas. Das Kind antwortete aufgeregt und lachte wieder.
    Das war kein Deutsch.
    Â»Oui«, meinte ich einmal zu verstehen, und: »Ma petite Claire.«
    Ein Mädchen. Es hieß Claire. Wir waren in Frankreich. Oder in Belgien? Hatte Durian mich deshalb in die Kiste gesperrt, damit er bei einer zufälligen Grenzkontrolle, die es ja trotz Schengener Abkommen immer noch gab, nicht entdeckt wurde?
    Wenn es uns schlecht geht, dann ist der Schlaf oft die größte Gnade. In meiner Situation war er das in ganz besonderem Maße. Als ich das nächste Mal erwachte, tat alles weh. Aber mein Kopf schien klarer zu sein. Und ich sah Licht! Winzige Spuren von Licht schimmerten durch die Ritzen zwischen Sargund Deckel. Wieder war es still. Wieder schienen wir irgendwo zu halten. Der Diesel war aus.
    Etwas knackte in nächster Nähe. Ich erschrak, als der Deckel angehoben wurde. Durian sah auf mich herab wie ein Arzt auf einen Patienten, der ihm ernste Sorgen macht.
    Â»Sie werden vernünftig sein?« Es klang fast mitfühlend, wie er das fragte. »Es gäbe Frühstück. Aber nur, wenn Sie versprechen, keine Heldentaten zu versuchen. Hier gibt es weder Helden noch Sieger. Hier gibt es nur Opfer.«
    Ich nickte. Jede weitere Minute war eine Chance mehr. Eine unendlich winzige nur, aber

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