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Eiskaltes Schweigen

Titel: Eiskaltes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Sie verdächtigen mich?« Sein Ton wurde aggressiv. »Denken Sie etwa, ich bin das gewesen?«
    Â»Das heißt zunächst einmal gar nichts, bitte beruhigen Sie sich. Sie waren also in der fraglichen Nacht im Hotel. Bis wann etwa?«
    Â»Zwei dürft’s schon gewesen sein, bis ich ins Bett gekommen bin. Der Samstag ist bei uns Großkampftag.«
    Das würde ich überprüfen lassen. Von Genf nach Heddesheim und zurück, das schaffte man vermutlich in einer Nacht mit dem Auto. Zumindest, wenn kein Schnee lag.
    Â»Interessiert Sie eigentlich gar nicht, wie Ihre ehemalige Geliebte umgekommen ist?«
    Â»Doch, natürlich interessiert mich das. Sagen Sie schon, wie ist sie umgekommen?«
    Â»Sie wurde erstochen.«
    Â»In der Wohnung oder auf der Straße?«
    Â»In der Wohnung.«
    Â»Hat sie sich wieder mal mit dem falschen Kerl eingelassen?«
    Â»Der Tod Ihrer ehemaligen Lebensgefährtin scheint Sie nicht allzu sehr zu berühren, wenn ich das sagen darf.«
    Â»Nein, das dürfen Sie überhaupt nicht! Das geht Sie nämlich einen Scheißdreck an, ob mich das berührt oder nicht, okay? Erwarten Sie, dass ich in Tränen ausbreche? Dass ich jetzt anfange zu flennen und mit den Zähnen knirsche, oder was?«
    Sönnchen hatte zusammen mit Liebekinds Sekretärin im Lauf der Woche ohne mein Wissen fast alle Daten fürs Innenministerium zusammengetragen, eröffnete sie mir zu meiner großen Freude, und auch schon in die richtigen Spalten der richtigen Formulare eingetragen. Ich brauchte nur noch das eine oder andere zu ergänzen und alles zu unterschreiben.
    Was mir Sorgen machte: Nicht nur den Sous-Chef einer Hotelküche in Genf hatte die Grippe erwischt. Auch immer mehr meiner Leute meldeten sich krank. Im Gefolge des Kälteeinbruchs zog eine Grippewelle über Europa hinweg, wie man lange keine mehr gesehen hatte. Meine Anfrage bei Liebekinds Sekretärin, wie es denn ihrem Chef gehe, stieß auf Ratlosigkeit. Auch sie wusste nur, dass er krank war und vermutlich nicht so bald wieder zum Dienst erscheinen werde.
    Von den SMS, die ich Theresa täglich schickte, hatte sie keine einzige beantwortet. Heute versuchte ich es zur Abwechslung mit einer E-Mail. Anschließend machte ich mich daran, auf meinem Schreibtisch Ordnung zu schaffen und die Dinge abzuarbeiten, zu denen ich in der vergangenen Woche keine Zeit oder keine Lust gefunden hatte. Da kaum jemand etwas von mir wollte, das Telefon die meiste Zeit stumm blieb und Sönnchen mich unterstützte, kam ich zügig voran. Draußen regnete es immer noch.
    Am späten Nachmittag, es war schon fast dunkel, erschien Runkel mit wichtiger Miene.
    Â»Diese Schweizer, alle Achtung!«, begann er. »Die sind aber mal flott!«
    Â»Neuigkeiten aus Genf?«
    Â»Kann man wohl sagen.« Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Sieht ganz so aus, als hätte der Herr Kettenbach Sie angelogen.«
    Â»Inwiefern?«
    Runkel ließ sich sein Wissen gerne in kleinen Portionen ausder Nase ziehen. Ein Gespräch, das mit anderen nach fünf Minuten zu Ende war, dauerte bei ihm todsicher mindestens zehn.
    Â»Tja«, erwiderte er breit. »Der Herr Kettenbach hat nämlich in der fraglichen Nacht gar keinen Dienst gehabt. Das heißt, er hat schon Dienst gehabt, aber er hat im letzten Moment mit einer Kollegin die Schicht getauscht. Es ist reiner Zufall, dass die Schweizer das so fix rausgekriegt haben. Den Dienstplan haben sie nämlich nicht umgeschrieben, bloß halt die Schicht getauscht. Die Frau hat am Sonntag Besuch gekriegt, aus Frankreich, und drum war’s ihr ganz recht, dass der Herr Kettenbach mit ihr tauschen wollt …«
    Â»Herr Runkel, bitte …«
    Â»Aber dann hat sie zum Glück mitgekriegt, dass die Polizei sich für den Herrn Kettenbach interessiert, und da hat sie die Schweizer Kollegen angerufen und gebeichtet. Sie sagt, der Herr Kettenbach hätt sie regelrecht angebettelt, den Mund zu halten. Aber sie will keinen Ärger mit der Polizei haben. Sie ist Französin, und in der Schweiz ist man ziemlich schnell seine Aufenthaltserlaubnis los, wenn man krumme Sachen macht. Was meinen Sie, rufen wir ihn gleich mal an? Würd mich interessieren, was er dazu sagt, der Herr Kettenbach.«
    Â»Nein«, erwiderte ich nach kurzem Überlegen. »Er soll erst mal denken, wir glauben ihm. Sonst ist er womöglich morgen früh

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