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Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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fahren«, sagte Joentaa. Anita nickte und nahm den Schlüssel.
    Er sah ihr nach. Er sah, wie sie einstiegen. Anita setzte sich auf die Rückbank zu Merja und legte einen Arm um ihre Schulter. Er sah, wie Jussi den Wagen mit hektischen Bewegungen auf den schmalen Waldweg steuerte. Er wartete, bis das Dröhnen des Motors leiser wurde und schließlich ganz verschwand.
    Der Friedhofsgärtner arbeitete im Regen vor der roten Holzkirche. Derselbe, der sich wenige Stunden nach Sannas Tod der Sonne entgegengestreckt und ihm zugerufen hatte, es sei ein herrlicher Tag. Joentaa suchte Blickkontakt, aber der Mann erkannte ihn nicht. Er rammte missmutig die Schaufel in die Erde und zog die Kapuze seines Regencapes über den Kopf.
    Joentaa fragte sich, wann der Mann sterben würde und ob er oft über den Tod nachdachte.
    Er sah auf Sannas Grab und begriff nicht, dass sie in dem Sarg lag. Er begriff nicht, dass sie nicht mehr existierte, und er würde es nie begreifen. Er dachte an seine Mutter, an Merja und Jussi. Und an Markku Vatanen, der vermutlich stundenlang im Zug oder im Auto gesessen hatte, um zur Beerdigung von Sanna zu kommen, die er nie gesehen hatte. Er hatte ihn nicht verabschiedet, hatte gar nicht bemerkt, dass er gegangen war. Er dachte an Kari Niemi, den er mochte, und an Ketola, der ihm ein Rätsel war, und daran, dass alle diese Menschen ihm nichts bedeuteten.
    Niemand war etwas, wenn Sanna nicht mehr lebte.
    Er starrte auf das Grab und fühlte nichts.
    Er wandte sich ab und ging zur Fähre.
    Er fuhr im kalten Wind über das Wasser und lief nach Hause.
    Manchmal, als Sanna gesund, als alles in Ordnung gewesen war, hatte er gedacht, dass er ohne sie nicht mehr leben könnte, dass er mit Haut und Haaren ihr gehörte. Er hatte eine diffuse Angst empfunden bei dem Gedanken, der immer schnell verschwunden war.
    Spätestens, wenn Sanna ihn angesehen und gefragt hatte, woran er gerade denke.
    Er hatte gelächelt und die Frage im Raum stehen lassen.
    Er lief an der Landstraße entlang durch den Wald. Er stellte sich vor, dass er sich mit jedem Schritt ein Stück weit von Sanna entfernte. Er stellte sich vor, dass sie, wenn er zu Hause ankam, nie existiert haben würde.
    Er fragte sich, ob er sich das wünschte. Ob er sich wünschte, Sanna nie kennengelernt zu haben.
    Er versuchte, den Gedanken abzuschütteln. Als es nicht gelang, tilgte er ihn gewaltsam. Er begann, laut mit sich selbst zu sprechen, um nicht mehr denken zu müssen.
    Er schrie ihren Namen.
    Er schrie, bis er weinte.
    Er lief einige Stunden. Als er ankam, stand seine Mutter an der Tür, als habe sie die ganze Zeit auf ihn gewartet.
    Er fror. Die nassen Kleider klebten an seinem Körper.
    Anita nahm seinen Mantel und zerrte ihn aus dem Pullover. Sie sagte, er müsse sofort duschen und frische Sachen anziehen.
    Sie verschwand in der Küche, um Suppe aufzuwärmen.
    Merja und Jussi waren im Wohnzimmer. Merja lag auf dem Sofa und hatte den Kopf in Jussis Schoß gelegt. Jussi sah ihn an, als er eintrat. Sein Blick war leer.
    Merja atmete regelmäßig. Joentaa hoffte, dass sie schlief.
    Er setzte sich in den Sessel und sah durch das breite Fenster auf den See, auf den in schmalen Streifen Regen fiel.
    Er sah Sanna am Steg sitzen, eingehüllt in Decken. Er stand hinter ihr und erzählte, dass er die Morgendämmerung beobachtet hatte. Er erzählte ihr genau, was er gesehen hatte.
    Er wartete auf ihre Reaktion, aber sie reagierte nicht.
    Er schloss die Augen. Als er sie öffnete, brach durch die Wolken die graue Sonne.
    Sanna wandte sich um und lächelte ihn an.
    Er wusste, dass sie lächelte, aber er sah ihr Lächeln nicht.
    Sanna hatte kein Gesicht.
    Sie stand auf und sprang in graues Wasser.
    Grau der hellblaue Himmel.
    Sie rief: Komm schon, Feigling.
    Er rannte ihr entgegen, er schrie, als er das kalte Wasser fühlte. Er sah hinab auf seine grauen Beine im grauen Wasser.
    Er suchte ihre Augen, während er näher kam, zehn Meter noch oder fünf, dann griff er nach ihr, zog sie im Stolpern hinab.
    Sie umarmten sich unter Wasser.
    Sie verschluckte sich, hustete, als sie an die Oberfläche kam.
    Ich liebe dich, rief er.
    Er küsste sie, aber er fühlte nichts.
    Ihr Mund war grau.
    Er suchte ihre Augen und stürzte in eine tiefe Höhle.

Zweiter Teil
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1
    Jaana sah den jungen Mann lange an.
    Hinter ihr schrie Kati, sie solle endlich ins Wasser kommen.
    »Es ist nicht kalt«, rief sie. »Was ist denn mit dir?«
    Jaana reagierte nicht. Sie ließ das Handtuch, das

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