Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
Vom Netzwerk:
angegriffen.
    Jaana lachte.
    »Ganz ruhig«, sagte sie und zog ihn zu sich hinab. Sie küsste seinen Mund. Er reagierte nicht, aber er wich auch nicht aus.
    Sie gingen zum Dom, und Vesa war erleichtert, als sie beteuerte, dort schon häufiger gewesen zu sein. Wieder erzählte er von Bränden. Sechsmal hatte der große Kirchturm gebrannt, und immer wieder war er aufgebaut worden, größer und schöner.
    Vesa erzählte von dem Feuer, das 1827 fast die ganze Stadt zerstört hatte. »Alles, bis auf die Häuser auf dem Klosterberg«, sagte er und erzählte von einem Bauern, der ganz in der Nähe dieser Häuser gewohnt hatte, aber auf der falschen Seite. »Er hat alles verloren, seinen Hof und seine Familie. Sein Nachbar, dessen Besitz im Schutz des Vardberges lag, überlebte und behielt alles. Und weißt du, was der Bauer ein paar Monate nach dem Brand gemacht hat?«
    Jaana schüttelte den Kopf.
    »Er hat den anderen umgebracht, und sich selbst hat er in den Trümmern seines Hofes aufgehängt.«
    Jaana starrte ihn an.
    Hätte Vesa angefangen zu lachen, hätte sie mitgelacht, aber Vesa lachte nicht.
    »Ist das jetzt Erfindung oder wirklich passiert?«
    »Wirklich passiert. Ich habe die Geschichte in einer Chronik gelesen. Der Bauer hieß Arho und sein Nachbar Kustavi. Bevor das Feuer ausbrach, waren sie Freunde.«
    »Kann es sein, dass du eine Schwäche für schreckliche Geschichten hast?«, fragte Jaana.
    Vesa schien nicht zu begreifen, dass sie dem Ganzen eine komische Wendung geben wollte.
    »Ich habe mich immer gefragt, was in Arho vorging, als er den Hof brennen sah und er wusste, dass seine Frau und seine Kinder im Feuer waren«, sagte er. »Verstehst du?«
    »Nein«, sagte sie. »Und ich fürchte, ich kann ganz gut darauf verzichten.«
    Als sie im Fontana-Café in der Innenstadt saßen und Eis aßen, fragte sie ihn, wovor er Angst habe.
    »Was?«, fragte er.
    »Gestern Nacht hast du gesagt, dass du Angst hast. Was hast du genau gemeint?«
    Er schien nachzudenken.
    »Ich glaube nicht, dass ich das gesagt habe.«
    »Natürlich hast du. Ich stand doch neben dir.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was war gestern los? Wieso bist du mitten in der Nacht zu mir gekommen?«
    Er antwortete nicht.
    »Du hast Sturm geklingelt und gegen die Tür getreten. Als ich geöffnet habe, hast du geweint.«
    Er sah sie eine Weile an.
    »Ich wollte bei dir sein«, sagte er. Mehr nicht.

18
    Jetzt hatte sie also doch zu fragen begonnen, aber es störte ihn nicht. Sie fragte anders als die anderen. Sie wollte wirklich etwas über ihn wissen, und sie hakte nicht nach, wenn er nicht antwortete.
    Wenn er schwieg, lächelte sie ihn an, als habe sie dennoch verstanden.
    Vielleicht hatte sie das wirklich.
    Als sie ihn geküsst hatte, war ihm heiß geworden, und in seinem Unterleib hatte er einen stechenden Schmerz gespürt, der blieb.
    Am Abend war sie Peter Pan.
    Sie war wunderbar. Sie war ganz anders als er, sie war das Gegenteil von ihm selbst.
    Sie war das Leben.
    Obwohl er in der ersten Reihe saß, war sie weit weg. Er schloss die Augen und hörte nur noch ihre klare Stimme, die ihn in ein Land trug, das er nicht kannte. Ein Land, in dem er gern leben wollte.
    Nach der Vorstellung fragte er sie, ob sie sich vorstellen könnte, mit ihm in diesem Land zu leben.
    Jaana antwortete nicht. Sie war verärgert, weil sie nach ihm hatte suchen müssen. Er hatte vor dem Theater auf sie gewartet.
    »Ich dachte schon, dass du einfach gegangen bist«, sagte sie.
    Er entschuldigte sich und fragte noch einmal, ob sie sich vorstellen könne, mit ihm in diesem Land zu leben.
    Ihr Gesicht entspannte sich. Sie lachte.
    »Es ist ein Märchen«, sagte sie.
    »Aber wenn du spielst, musst du das Land doch sehen können«, sagte er.
    »Wenn ich spiele, stelle ich es mir vor.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Wenn ich gut gespielt habe, solltest du dir das Land jetzt eigentlich auch vorstellen können.«
    Er schwieg.
    »Wenn du möchtest, machen wir uns auf die Suche«, sagte sie und hakte sich bei ihm ein.
    Er wich zurück und sah sie fragend an.
    »Was hältst du davon, schwimmen zu gehen?«, fragte sie.

19
    Der Himmel war dunkel und der Mond hinter Wolken verborgen.
    Jaana lachte und rief, das Wasser sei kalt. Er saß im Sand, neben ihm die Kleider, die Jaana abgelegt hatte, bevor sie ins Wasser gegangen war.
    »Komm«, rief sie.
    Er zog sich aus und ging auf das Wasser zu. Er erinnerte sich, dass er schon einmal abends geschwommen war, vor nicht langer Zeit.
    Er war

Weitere Kostenlose Bücher