Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
er würde ihm Geschenke mitbringen und sich dafür entschuldigen, dass er in letzter Zeit so schweigsam gewesen war. Tommy würde seine Worte mit einem Lachen beiseitewischen, ihn mit einem Klaps auf die Schulter zu einem kleinen Boxkampf auffordern, und damit würde alles, was bisher gewesen war, endgültig vorbei sein, Vergangenheit, nein, weniger als das.
Tommys Lachen würde endgültig besiegeln, dass er nur geträumt hatte.
Nichts war passiert.
Er würde ein ganz neuer Mensch sein.
Er stand am Anfang.
Tommy würde staunen, wenn er ihm von der Frau erzählte, die er kennengelernt hatte, von Jaana. Tommy würde aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen. Er würde Tommy alles erzählen, was er über Jaana wusste, und er wusste eine ganze Menge. Irgendwann würde er die beiden zu sich einladen, Jaana und Tommy, sie mussten sich unbedingt kennenlernen, sie würden sich prächtig verstehen.
Das musste noch eine Weile warten, aber er würde es tun, allein der Gedanke daran war wunderschön, der Gedanke war überwältigend.
Mit Jaana und Tommy an seiner Seite konnte ihm gar nichts mehr passieren.
Er war die ganze Zeit so ruhig gewesen, so sicher. Er hatte gewusst, dass er etwas Gutes tat, das hatte ihm Zuversicht gegeben, denn wer wollte ihn daran hindern, etwas Gutes zu tun? Natürlich war er vorsichtig gewesen. Ihm war bewusst gewesen, dass niemand ihn sehen durfte, solange es nicht vollendet war. Solange das Gute nicht vollbracht war, würde niemand ihn als guten Menschen erkennen können.
Im ersten Moment hatte er geglaubt, alles würde daran scheitern, dass der Schlüssel nicht passte. Es war ganz sicher das richtige Haus, das blaue Haus, aber der Schlüssel hatte nicht gepasst. Das hatte ihn für eine Weile sehr nervös gemacht, aber er hatte sich damit beruhigt, dass er etwas Gutes tun wollte.
Er war schnell ins Haus geschlüpft, als der Mann, die Frau und das kleine Mädchen im Schneeregen vor dem Jeep gestanden und sich voneinander verabschiedet hatten. Es war letztlich doch ganz einfach gewesen, aber wer etwas Gutes tut, hat es verdient, keine Probleme zu bekommen.
Während der Mann im Wohnzimmer vor dem Fernseher gesessen hatte, hatte er das Bild aufgehängt. Er hätte gern noch eine Weile davorgestanden, aber er war gleich gegangen, weil er weitermusste.
Er war hinunter an den Strand gefahren, er hatte sich überwinden müssen, er hatte sich gezwungen zu glauben, dass alles gut gehen würde.
Er hatte sich gezwungen, daran zu glauben, dass Jaana da war.
Der Schlüssel hatte gepasst, es war still und dunkel gewesen, das hatte ihn beruhigt und ihm vergegenwärtigt, dass er das Richtige tat.
Er hatte sich viel Zeit gelassen, und er war gut vorbereitet gewesen, er hatte alles dabeigehabt. Er hatte geweint, während er im Kerzenlicht auf dem Boden gesessen und das Foto angesehen hatte, das Jaana nach dem Fallschirmsprung zeigte.
Aber Jaana war da gewesen.
Er hatte deutlich ihre Anwesenheit gespürt.
Er hatte gespürt, dass sie mochte, was er tat, dass sie ihn lobte. Jaana hatte ihm verziehen.
Zum Schluss war er zur Jugendherberge gefahren. Er war im Wagen sitzen geblieben und hatte eine Weile das Gebäude betrachtet, das er in einem neuen Licht sehen musste, weil er ein neuer Mensch war. Er hatte sich kaum noch erinnern können, jemals im Innern des Gebäudes gewesen zu sein. Er hatte so lange gewartet, bis die Erinnerung daran ganz verloschen war.
Dann war er hineingegangen.
Die Tür war offen gewesen, und die Gesichter, die ihn gestreift hatten, waren an ihm abgeglitten. Auf dem Bett in dem großen Zimmer hatte ein anderer geschlafen. Er hatte begriffen, dass der Junge, dem der Becher gehörte, nicht mehr da war. Er hatte begriffen, dass der Junge weit weg war.
Er hatte das Gebäude verlassen. Als er draußen stand, hatte er den Becher zerquetscht und auseinandergerissen, bis er nur noch Fetzen aus Leder in der Hand gehalten hatte und ganz sicher war, dass es diesen Becher nie gegeben hatte.
Er hatte gewartet, bis er wieder ganz ruhig war.
Er hatte die Fetzen in den Fluss geworfen und war nach Hause gefahren.
Vor der Herberge hatte ein Polizeiwagen gehalten, zwei Polizeibeamte waren ausgestiegen. Auf der Landstraße nach Turku waren ihm vier Streifenwagen entgegengekommen, die in Richtung Naantali unterwegs waren. Sie hatten nichts mit ihm zu tun, sie hatten sich schnell von ihm entfernt, und er war unbehelligt durch Turku nach Maaria gefahren.
Auf den Straßen waren trotz der Kälte
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