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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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sehen Sie selbst.« Er spulte das Video zu einer anderen Einstellung vor. Ein Mann zwischen fünfzig und sechzig, graumeliertes, kurzgeschnittenes Haar. Gutaussehend und durchtrainiert.
    »Die Gesichtserkennung bei dem hier brauchbar?«, fragte Cardinal.
    »Niete. So viel zu den Fernseh-Cops. Die Jungs quetschen aus einer Postleitzahl DNA heraus. Aber fast genauso gut – derselbe Flug, gemeinsamer Ticketkauf. Das hier ist Curtis Carl Winston, achtundfünfzig Jahre alt.«
    »Winston?«, sagte Cardinal. »Winston klingt irgendwie vertraut.«
    »Wenn ich mich nicht täusche, gab es einen britischen Premierminister, der so hieß. Dicker Mann mit Zigarre?« Fazulli überreichte ihm mit schwungvoll eleganter Geste die Akte. »Sir! Madam! Danke, dass Sie die Peel Regional Police, Flughafenabteilung, gebucht haben. Wir akzeptieren MasterCard, American Express und die meisten Arten von Alkohol.«
    Cardinal bedankte sich bei ihm. »Und hören Sie, Rob, sobald die nächste Stelle bei uns frei wird, rühre ich für Sie die Werbetrommel.«
    »Das weiß ich zu schätzen, aber ich könnte nie oben im Norden leben. Zu viel Kriminalität.«
     
    »Stimmt irgendwas nicht mit dir, John?«
    Sie saßen am Gate der Air Canada und warteten darauf, an Bord zu gehen. Cardinal beobachtete einen kleinen Jungen, der einen Teddybären festhielt und zum Fenster tapste. Er antwortete, es sei alles in bester Ordnung.
    »Du wirkst distanziert.«
    »Dieser Fall nimmt mich völlig in Beschlag.«
    »Aber plötzlich redest du nicht mit mir, du willst keine Videos mehr mit mir ansehen, du rufst nicht an. Und wenn ich es tue, bist du entweder zu beschäftigt oder gehst nicht ran. Hab ich was getan, dass du sauer bist?«
    »Mich lässt nur der Fall nicht los, das ist alles.«
    Delorme zog ihren BlackBerry heraus und scrollte ihre SMS herunter. Nach einer Weile sagte sie: »Ich weiß, dass wir nur Freunde sind, aber wir sehen uns oft – normalerweise zwei Mal die Woche – außerhalb der Arbeit. Das machen wir jetzt schon seit, lass mich überlegen, seit fast einem Jahr? Aber plötzlich änderst du die Regeln, und du willst nicht mal darüber sprechen. Nur weil du dich mit Donna Vaughan triffst, heißt das doch lange nicht, dass du nicht mehr mit mir reden könntest.«
    »Ich hab nicht aufgehört, mit dir zu reden.«
    »Ist sie der eifersüchtige Typ? Der dich ganz für sich allein will?«
    »Sie hat keinen Grund zur Eifersucht. Ich hab dich nicht mal erwähnt.« Cardinal bereute seine Worte, bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte.
    Delorme sah ihm eindringlich ins Gesicht, dann wandte sie sich wieder ihrem BlackBerry zu. Sie drückte die Wähltaste, hielt sich das Handy ans Ohr und ging zum Fenster hinüber.

[home]
    34
    L loyd Kreeger sagte etwas zu ihm, doch Papa schenkte ihm nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Im Kopf schrieb er gerade an einer Mordgeschichte. Zu Stift und Papier zu greifen, das hatte ihn nie interessiert, doch die Gewalt in Szene zu setzen, das bereitete ihm große schriftstellerische Freude. Auch wenn es sich bei seinen Opfern und Tätern um reale Personen handelte, wussten sie ebenso wenig von seinen Absichten wie fiktive Figuren in einem Buch.
    »Ich hätte einen Vorschlag«, sagte Lloyd. »Wie wär’s, wenn Sie folgendermaßen vorgehen würden?« Der alte Mann saß in dem Schaukelstuhl und schaukelte so heftig, dass es Papa übertrieben erschien, ja sogar obsessiv.
    Papa lag auf dem Sofa und hatte die Füße auf eine der Armlehnen gestützt. Er war davon überzeugt, dass diese Körperhaltung sich positiv auf das Herz auswirkte. »Ich hatte auch mal einen Vorschlag für Sie, Lloyd.«
    »Das ist nicht dasselbe. Das war nichts weiter als ein geschäftliches Angebot. Hier geht es …«
    »Worum geht es, Lloyd?«
    »Sie könnten mich irgendwie im Badezimmer anbinden. Mir so viel Essen hinstellen, dass ich nicht verhungere. Eine Matratze. Und Sie könnten jemandem nach zwei Tagen eine Nachricht zukommen lassen. Muss ja nicht die Polizei sein. Einfach nur jemand, der mich rauslässt.«
    Papa skizzierte in seinem Kopf gerade ein ganz und gar anderes Szenario. Der alte Mann liegt schlafend im Bett. Nikki schleicht sich herein und schießt ihm unters Kinn. Und zwar so, dass es Selbstmord sein könnte. Das würde natürlich bedeuten, dass die Waffe dableiben müsste.
    »Hören Sie mir zu?« Lloyd saß plötzlich still. »Das würde Ihnen einen gewaltigen Vorsprung verschaffen. In zwei Tagen könnten Sie in Paris, Rom, Mumbai sein –

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