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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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kürzesten Rock, den sie hat. Aber sie weiß auch, dass sie eigentlich den Slip gar nicht mehr ausziehen muss. Der Böker ist auch so schon völlig verunsichert. Er weiß ja nie, was er zu sehen bekommt. Und deswegen versucht er immer, nicht zu gucken. Und er schafft es nie. Zoe beobachtet jedes Mal, wie er sich verzweifelt drückt, wie er unruhig in der Klasse auf- und abgeht. Wie er fahrig was an die Tafel schreibt. Immer mit dem Rücken zu ihr. Sie registriert amüsiert, wie er jedes Mal zuckt, wenn sie die Sitzposition ändert. Sie sieht gegen Ende jeder Stunde die Schweißränder unter seinen Achseln größer werden.
    Sie ist irritiert, als nicht der Englischlehrer im Klassenzimmer erscheint. Alle sind es natürlich. Der Jürgens kommt mit einem fröhlichen »Guten Morgen«. Im Schlepptau hat er eine junge Frau, die dicht neben ihm stehen bleibt.
    »Wie ihr seht, ist das nicht Herr Böker«, sagt der Klassenlehrer grinsend und zeigt auf die Frau neben sich.
    »Herr Böker ist leider erkrankt. Dafür wird euch nun Frau Alt unterrichten. Wie ihr seht, ist Frau Alt noch ziemlich jung und hat noch keine Hornhaut auf ihrer Lehrerseele. Seid also ein bisschen nett zu ihr.«
    »Gilt das für heute oder für länger?«, fragt Kim.
    »Frau Alt wird euch für den Rest des Schuljahrs unterrichten. Wir sind froh, dass wir sie als Referendarin verpflichten konnten. Sie hat aber schon bei mehreren Unterrichtsbesuchen bewiesen, dass wir euch getrost mit ihr alleine lassen können«, verkündet der Klassenlehrer.
    »Was hat der Böker denn?«, fragt Carl und guckt Zoe an.
    Sein Blick sagt: Du weißt genau, warum der krank ist. Und ich weiß es auch.
    »Du meinst wohl: Herr Böker. Das kann ich euch aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen. Wir sind aber froh, dass wir mit Frau Alt Ersatz haben«, verkündet Jürgens. Er legt seine Hand auf die Schulter der jungen Lehrerin und wünscht ihr viel Glück.
    Als er raus ist, setzt die Alt sich auf das Pult.
    »Ich hoffe, das brauche ich nicht. Also: Ich bin Enya Alt, ziemlich frisch von der Uni und freue mich total, dass ich nun endlich wirklich als Lehrerin arbeiten darf. Ich habe ehrlich gesagt genug vom Lernen.«
    »Wir auch«, kommt es von hinten.
    »Dann stellt euch einfach vor, dass ihr nicht hier sein müsst, sondern dass ihr gerne hier seid. Dass es einfach Spaß macht, sich mit Texten und Büchern zu befassen.«
    »Was hat die denn geraucht?«, fragt Saskia leise und Zoe muss kichern.
    Was diese Enya Alt gesagt hat, ist an ihr vorüber gegangen.
    Sie hat gesehen, wie Carl die neue Lehrerin gescannt hat. Wie sein Blick diese Frau von oben bis unten abgetastet hat – Zoe war leicht schlecht geworden. Carls Augen, die ein bisschen schmaler, ein bisschen wachsamer geworden sind. Nur mühsam kann Zoe den Blick von Carl wenden. Sie sieht die Lehrerin an. Enya Alt ist klein. Keine eins siebzig. Sie ist sehr schmal. Höchstens Größe 34 , wahrscheinlich Kindergröße 164 . Sie hat große dunkle Locken, die leider echt aussehen. Zoe registriert alles. Die unlackierten Fingernägel, die schmalen Füße in den Ledersandalen. Die glatten Beine. Lange Finger, ein großer modischer Ring. Kein Ehering. Ein Haargummi am Handgelenk. Die Bluse, die wahrscheinlich von H&M ist.
    Zoe muss zugeben: Enya Alt ist attraktiv. Zu attraktiv für eine Lehrerin. Zu jung, zu offen. Zu unverbraucht. Ganz plötzlich bekommt Zoe Angst. Sie hat Angst um Enya Alt. In der Pause würde sie am liebsten zu ihr gehen. Ihr sagen, dass sie sich besser eine andere Klasse suchen soll. Natürlich macht Zoe das nicht. Wie sollte die Lehrerin auch darauf reagieren? Pech für sie. Denn Zoe kennt sich. Und sie hat eine Ahnung davon, zu was Carl in der Lage ist. Und sie hat in seinem Blick gelesen. Er hat die junge Lehrerin angesehen wie eine Katze eine Maus. Und gleichzeitig wie ein Mann eine Frau. Und das macht Zoe fast noch mehr Angst. Sie spürt ein Kribbeln in sich, das schön ist und dreckig und neu.
    »Er will mit mir in den Zirkus«, flüstert Saskia Zoe aufgeregt zu.
    »Als was sollst du denn auftreten?«, fragt Zoe zurück und gibt nicht zu erkennen, ob sie das witzig meint.
    »Blöde Kuh. Er hat mich eingeladen, mit ihm in die Abendvorstellung zu gehen.«
    »Lass mich raten. Er ist Fynn, oder?«
    »Wer sonst? Der Papst?«
    »Und?«
    »Wie und? Ich weiß nicht, ob ich gehen soll.«
    »Findest du Zirkus denn gut? Mir tun da immer die Tiere leid.«
    »Wie ich Zirkus finde? Das ist doch scheißegal. Die Frage

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