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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Intimität aufheben könnte, ausgeblendet.
    »Ich habe schon fast das Gefühl, ich hätte wirklich was mir ihr gehabt. Aber es gibt schlimmere Gefühle«, sagt Carl und zum allerersten Mal ekelt sich Zoe vor ihm. Oder ekelt sie sich vor der Vorstellung, wie Enya und Carl zusammen sind?
    »Wie viel bekomme ich eigentlich von der Kohle«, fragt Zoe geschäftsmäßig.
    »Wie viel willst du?«
    »Nichts. Nimm du es. Mir geht es nur um den Spaß«, hört sie sich sagen und fragt sich im selben Moment, wie viel Spaß ihr das eigentlich noch macht. Aber selbst, wenn sie jetzt das Gefühl wahrnähme, dass der Spaß schon lange auf der Strecke geblieben ist, würde sie nicht aufhören. Aufgeben – das wäre nicht sie. Es gab den einen kurzen Moment, in dem sie sich auf die andere Seite geschlagen hätte. In dem sie den Weg verlassen hätte. Sie hatte die Hand ausgestreckt. Saskia und Kim hatten sie nicht gegriffen. Jetzt kennt sie gar keine Skrupel mehr. Sie geht ihren Weg zu Ende. So mag sie sich. Zumindest ein bisschen.
    »Und jetzt schneidest du Buchstaben aus Zeitschriften aus und klebst deinen Erpresserbrief zusammen?«, lacht Zoe.
    »Meinen Brief? Süße, das ist unser Ding. Unser Brief. Sie bekommt heute Abend diese hübschen Fotos von sich mit einem lieben Vermerk, dass sie am Mittwoch die Kohle in den Briefkasten eurer Laube werfen soll. Dafür bekommt sie das Ehrenwort, dass wir die Originale löschen.«
    »Und du glaubst, sie ist so doof, das zu glauben, und gleichzeitig verzweifelt genug, um zu zahlen?«
    »Das glaube ich allerdings. Sie hat die Kohle, sie hat jede Menge geerbt und sie sieht echt nicht so aus, als hätte sie alles schon verprasst. Und meinst du, sie will jetzt von der Schule gejagt werden, weil sie einen unverdorbenen Jungen verführt hat? Einen armen Jungen, der aus der Bronx kommt und dessen Naivität sie schamlos ausgenutzt hat? Niemals. Sie wird hoffen, dass die Original-Aufnahmen gelöscht sind. Sie wird es jeden Tag hoffen und es nie wirklich wissen. Es wird ihr nicht gut gehen, aber nenn mir einen Grund, warum es ihr besser gehen sollte als uns? Sie war einfach zu naiv, die liebe Enya. Das ist die Strafe. Und sag doch mal selbst, die Fotos sind echt hammerhart. Ich wusste gar nicht, dass ich so leidenschaftlich aussehen kann.«
    Zoe guckt ihn an. Nein, Leidenschaft passt nicht zu Carl. Leiden schaffen schon eher.

Das Herz in beiden Händen spüren
    M itten in der Nacht wacht sie auf. Plötzlich weiß sie, an was die Bilder sie erinnert haben. Sie fährt ihren Laptop hoch, findet schließlich die Dateien. Sie sind vom letzten Sommer. Saskia, Kim, Lilly und sie am Meer. Klassenfahrt nach Den Haag. Die vier Freundinnen waren die vier Muskeltiere. Sie hatten sich gegenseitig in dämlichen Bodybuilder-Posen fotografiert. Sie hatten sich extra mit Öl eingeschmiert. Nach einer Viertelstunde sahen alle aus wie panierte Schnitzel. Sie hatten sich in den Sand fallen lassen, hatten rumgealbert. Jede hatte sich mal die Kamera geschnappt, hatte draufgehalten. Am Ende hatten sie erschöpft dagelegen und Zoe hatte die Kamera auf Armeslänge weggehalten und immer wieder ausgelöst. Manche Bilder waren unscharf, viele witzig. Einige unglaublich, perfekte Momentaufnahmen. Zoe hat sie gefunden. Sie guckt in die vier verbrannten Gesichter, die leuchtenden Augen, sieht die Nähe, die Leichtigkeit, sie schmeckt noch die Luft und das Sonnenöl. Sie erinnert noch genau den Moment. Für kurze Zeit – so weit weg von zu Hause – war alles viel einfacher gewesen. Als wären die Ketten um ihre Brust gelockert worden. Sie weiß noch wie die Sonne unterging, wie sie einfach weiter da lagen. Aus einer Strandbar kam schlechte Musik, die auch den perfekten Tag nicht verderben konnte. Sie sieht sich selber auf den Fotos und spürt ein Ziehen. Als hätte ihr Herz Hunger darauf, mal wieder in beide Hände genommen zu werden, getröstet zu werden. Wie die echten Musketiere hatten sie ihre Hände aufeinandergelegt. Alle für eine, eine für alle. Und jetzt war sie allen einerlei. Sogar sich selber.
    Sie nimmt die Bilder vom Strand mit in den Schlaf. Sie hält sich eine Muschel ans Ohr, weil man darin ja das Meer hören soll.
    Vielleicht ist es die Erinnerung an die Bilder, die sie zu diesem Satz verleiten. »Ihr wart echt gut am Samstag«, sagt sie, als sie sich am Montag neben Kim setzt.
    »Ich weiß. Und ich habe es sogar geschafft, in jedem Takt bis vier zu zählen. Gut, was? Und das, obwohl du ja allen erzählst, wie

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