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Eistochter

Eistochter

Titel: Eistochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Rae Miller
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darauf bestehen, mich auszubilden, wenn nicht um ihren Sohn zu retten?
    »Die Regeln sind einfach. Erstens wirst du Summer Hill nicht verlassen. Wir haben strenge Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet, wie etwa die Kuppel, und dich allein umherstreifen zu lassen ist einfach zu gefährlich«, sagt er.
    »Okay«, murmle ich. Es ist ja nicht so, dass ich eine Wahl hätte.
    »Du wirst dich außerdem an einen strengen Stundenplan halten. Du hast den ganzen Tag Unterricht, mit Pausen für Mittag- und Abendessen. Du wirst diesen Unterricht nicht versäumen.«
    Da ich noch nie im Leben absichtlich eine Schulstunde versäumt habe, sollte mir das nicht schwerfallen. Außerdem melde ich mich gern freiwillig für zusätzlichen Unterricht, wenn meine einzige Möglichkeit, Beck zu retten, darin besteht, den Umgang mit der Magie zu erlernen. »Natürlich.«
    Ich lasse meinen Blick direkt zu dem Bild hinter Mrs. Channing wandern. Es zeigt einen Mann und eine Frau, offenbar ein Paar. Er hat den Arm um ihre Taille gelegt und sieht zu ihr hinunter, aber es sind ihre Augen, die meine Aufmerksamkeit erregen.
    »Wer sind die beiden?«, frage ich und zeige auf das Bild.
    Mrs. Channing zieht die Augenbrauen zusammen und wendet den Kopf. »Miles und Lucy – Patricks Ururgroßeltern und Charles Channings Eltern.«
    Ich mustere das Bild mit größerem Interesse. »Ihre Augen sehen aus wie Becks – und meine. War mein Vater auch mit ihnen verwandt?«, frage ich, weil ich mich erinnere, dass Bethina gesagt hat, mein Vater würde aus einer unbedeutenden Lichthexenfamilie stammen.
    Mr. Channing lacht leise. »Nun, ich nehme an, das ist möglich. Aber Sebb war höchstwahrscheinlich ein Cousin um drei Ecken herum. Er war ganz sicher kein direkter Nachfahre von Charles Channing.«
    Sebb. Mein Vater hieß Sebb. Ich habe seinen Namen noch nie zuvor gehört und lasse ihn in meinem Verstand umherrollen. Sebb . Bis auf Bethina bei ihrer radikalen Umdeutung der Gesellschaftsgeschichte hat mir niemand je von ihm erzählt. »Ist Sebb die Kurzform von irgendetwas?«
    »Sebastian«, sagt Mrs. Channing. »Und es war töricht von deinem Vater, sich an Malin zu binden, also mach dir gar nicht erst romantische Vorstellungen von ihm.«
    Unter meiner ruhigen Fassade regt sich Gereiztheit. Muss sie so gehässig sein? Ich beiße mir auf die Lippen und sehe sie mit zusammengekniffenen Augen an. Ein dumpfer Aufprall an meiner Brust presst mich gegen meinen Sessel.
    Niemand hat mich berührt, und doch kann ich mich anscheinend nicht bewegen oder es mir auch nur erlauben, etwas anderes als … Gleichgültigkeit zu empfinden.
    »Wie wir schon sagten«, fährt Mrs. Channing fort, »wirst du zusätzlich zu deinem Unterricht die ganze Zeit über ummantelt sein.« Sie spricht das Wort »ummantelt« so aus, als ob es mir etwas sagen sollte. »Und wegen deines Gefühlsausbruchs vorhin und meiner Esszimmerstühle werden wir die Ummantelung enger ziehen. Wir können keine weiteren Missgeschicke zulassen.«
    »Ummantelt? Ich weiß nicht, was das bedeutet.«
    Ihre Lippen verziehen sich zu einem sanften Lächeln. »Du musst wissen, dass wir nie zulassen würden, dass irgendetwas Beck Schaden zufügt.«
    Ich verstehe. Ich bin eine Bedrohung. Unter ihrer gefälligen Fassade hat Mrs. Channing Angst vor mir – genau wie Callum und Annalise.
    »Ich will Beck nichts zuleide tun. Ich möchte niemandem etwas zuleide tun.«
    »Natürlich nicht.« Ihre geschmeidige Stimme klingt herablassend. »Aber als du angekommen bist, warst du ja so aufgebracht! Du hast Fenster zerspringen lassen, ein Miniaturerdbeben ausgelöst und mein Haus verwüstet.«
    Ich stammle: »Ich … habe ein Erdbeben ausgelöst?«
    »Hat Beck dir das nicht erzählt?«, wirft Mr. Channing ein. »Da hat er die besten Stellen ja weggelassen, wie?« Er zwinkert mir zu.
    Hier sitzt er nun mit der Partnerin seines Sohnes, die besagten Sohn vielleicht einmal töten wird, und zwinkert einfach? Das Gespräch verursacht mir eine Gänsehaut. Mein Blick huscht instinktiv zur Tür. Ich will aus diesem Zimmer flüchten. Ich möchte nicht mehr hier sein.
    Mrs. Channing sieht ihren Mann finster an: »Also wirklich, Patrick, muss das sein?« Sie richtet ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. »Wir werden alles tun, um Beck zu beschützen. Wir müssen sichergehen, dass du, solange du hier bist und lernst, keinen Schaden mit deiner unkontrollierten Magie anrichten kannst.« Sie macht eine Pause und wählt ihre nächsten Worte sorgfältig.

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