Eisvampire
Eisvampir!« Logan stand auf. »Acht Zombies und ein Eisvampir flüchteten aus Bunker’s Hope. Wo ist er jetzt?«
»Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht.« Er half Sandy beim Aufstehen. »Irgendwo muß er sich hier herumtreiben, beobachtet uns vielleicht. Komm, wir gehen zurück. Dieses Labyrinth muß vernichtet werden. Auch ein einzelner Eisvampir ist gefährlich genug. Ihm könnte es gelingen, in ein paar Jahren genug neue Zombies erzeugt zu haben, um einen neuen Angriff gegen die Menschen zu starten. Das dürfen wir nicht zulassen.«
Jetzt, nach der Hektik und dem Lärm des Kampfes wirkte die unheimliche Stille in dem Felsdom störend und beunruhigend.
Die Wanne im Boden war halb mit dem Benzin gefüllt. Nur: das Kabel und der Zündapparat fehlten.
Logan fluchte lang und ausgiebig. »Der Vampir ... Er muß begriffen haben, was wir beabsichtigen.«
Sandy zitterte. »Rick, ich fühle, daß er in der Nähe ist. Ich fühle es einfach, Rick. Und ich habe Angst!«
»Ich auch, Sandy. Mein Magen schmerzt vor Furcht.« Seine Augen suchten die Umgebung ab, fanden aber nichts Verdächtiges.
»Wie sollen wir jetzt das Benzin zur Explosion bringen? Ohne Zündgerät, ohne Kabel, das den elektrischen Funken leitet?«
Logan wollte antworten, aber er verstummte, als die Musik ertönte.
Das heißt, es war keine Musik im eigentlichen Sinn, mehr eine völlig sinnlose Aneinanderreihung heller, zwitschernder Klänge, arhythmisch, schrill, verzerrt und – Logan konnte sich gegen diese Einschätzung nicht wehren – bösartig, drohend.
»Woher kommt das?« flüsterte Sandy.
»Wind, der durch Felsritzen pfeift«, versuchte Logan zu erklären, aber die Unwahrscheinlichkeit eines derartigen Ereignisses Dutzende, vielleicht Hunderte von Metern unter der Erde, kam ihm sofort zu Bewußtsein.
Die Musik schwoll an. Es war ein häßliches Durcheinander panischer, hektischer Töne, die in den Ohren klingelten und sämtliche anderen Laute zur Bedeutungslosigkeit degradierten. Unablässig musterte Logan die Umgebung. War dies ein Ablenkungsmanöver, das der letzte Eisvampir veranstaltet hatte, um sie überraschend angreifen zu können?
Lauter und lauter wurde die peitschende Symphonie, plagte die Trommelfelle, entfachte Kopfschmerzen und Verwirrung, und immer lauter, schriller, bösartiger.
Und dann geschah das Unglaubliche!
Ein Klirren und Scheppern, Dröhnen und Bersten beendete die Musik. Nacheinander zerplatzten die Eisnadeln, so wie Gläser bei einer bestimmten Tonfrequenz zerplatzen. Von einer Sekunde zur anderen war der Wald aus glitzernden Kegeln verschwunden, zu einem Trümmerfeld geworden.
Aber das war es nicht, was Logan und Sandy Vaughn so entsetzte.
Denn da, wo bisher die scheinbar massiven Stalagmiten gestanden hatten, befanden sich nun bizarre Gestalten; drei Meter groß, dürr, bleich glitzernd, mit Eispickeln auf den Schädeln, grausamen Augen und breiten Mündern, hinter denen gebogene Fangzähne zu erkennen waren.
Eisvampire!
Es mußten Hunderte sein!
»Rick!« stöhnte das Mädchen. »Das darf doch nicht sein!«
Die Vampire blickten sie an, so, wie eine Schlange eine hypnotisierte Maus anstarrt, bevor sie sie verschlingt.
Logan biß sich auf die Lippe. Pech gehabt, dachte er bestürzt. Damit hat niemand gerechnet.
Wahrscheinlich befanden sich nur immer wenige Vampire außerhalb ihrer Höhle. Der größte Teil schlief im Eis und wartete. Worauf? Vielleicht auf den Tag, an dem sie die Herrschaft über die Erde übernehmen konnten ... Nun, das Auftauchen Logans und Sandy Vaughns trotz aller Angriffe der Zombies mußte den Eisvampir bewogen haben, seine Artgenossen zu wecken.
»Was sollen wir tun, Rick?« flüsterte Sandy.
Allmählich lösten sich die Dämonen aus ihrer Bewegungslosigkeit und schwebten auf den Mann und die Frau zu.
Da fiel Logans Blick wieder auf das Benzin in der Bodenmulde. Die Idee nahm Formen an.
»Sandy«, raunte er, »wir müssen gleich sehr schnell laufen, verstanden? Es geht um unser Leben. Du mußt rennen, als hättest du Zeit deines Lebens nichts anderes gemacht.«
»Was hast du vor?«
Die Vampire sammelten sich, stoben einem grotesken Schwärm mißgebildeter Vögel gleich ihnen entgegen.
Logan deutete auf das Benzin, während er zusammen mit dem Mädchen mehr und mehr zurückwich, in Richtung auf den Tunnel, durch den sie in den Felsendom gelangt waren.
»Da die Dämonen uns den Zündapparat gestohlen haben, müssen wir das Benzin auf andere Art entflammen.«
Sandy
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