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Eisweihnacht

Eisweihnacht

Titel: Eisweihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Berger
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nicht», sagte sie. «Was verlangst du da? So schnell kann ich nicht entscheiden, ob ich den Gehling heiraten will oder nicht. Ich habe ihn heute ja zum ersten Mal gesehen. Gerade einmal eine Stunde war er hier.»
    «Ich fand die eine Stunde aufschlussreich genug. Ihr schient euch gut zu verstehen. Für seinen Charakter und seine materiellen Verhältnisse bürgt Wartenstein, der ja immerhin sein Cousin ist. Glaubst du, der Kandidat wird schöner, wenn du ihn öfter zu sehen bekommst?»
    «Papa!», rief Elise und lachte. «Sei nicht albern. Nein, sicher nicht, aber ich kann das wirklich nicht so schnell entscheiden. Wie lange bleibt Gehling denn in Frankfurt?»
    «Kommt drauf an, was du sagst, nehme ich an. Jedenfalls muss er, sagt Wartenstein, am vierten Advent wieder zurück in seinem Dingelstedt sein.»
    «Puh», seufzte Elise. «Ich weiß es aber wirklich noch nicht.»
    «Das war deutlich zu bemerken. Was soll ich also ausrichten? Ich schlage vor, ich erkläre, du seist alles andere als abgeneigt, aber noch nicht sicher entschlossen.» Der Vater griff zu einer Zigarre und zündete sie an.
    «Äh – ja», druckste Elise und rieb sich die Finger, «äh, richte doch aus, ich sei sehr geschmeichelt und würde Gehling gerne noch einmal sehen, bevor ich mich entscheide.»
    Du lieber Himmel, was erzählte sie da? Nun begab sie sich auf Glatteis. Wenn sie Gehling jetzt ermutigte, konnte sie später kaum noch zurück. Vielleicht sollte sie besser direkt nein sagen. Andererseits, er war doch immerhin ganz nett, und sie mit ihrem Hinkebein …
    «Du solltest den Mann nicht zu lange zappeln lassen», grunzte um seine Zigarre herum der Vater. «Der hat noch andere Kandidatinnen in petto. Ganz im Gegensatz zu dir.»
    Elise trafen diese Worte hart. Umso mehr, weil es die Wahrheit war. «Ach, Papa», sagte sie traurig, «warum bist du eigentlich so erpicht darauf, mich loszuwerden?»
    Der Vater schnaufte tief, paffte noch zweimal an der Zigarre, bevor er sprach.
    «Ich bin nicht erpicht darauf, dich loszuwerden», sagte er. «Ich will nur dein Bestes. Und leider sieht es so aus, dass dir dieses Geschäft in Zukunft keine Existenz mehr bieten kann. Ich würde dich gerne versorgt wissen, wenn das hier alles zusammenkracht.»
    Elise sah ihn entsetzt an. «Um Himmels willen, Papa! Aber so schlecht ist die Lage doch nicht? Ich weiß ja, dass wir in letzter Zeit Flaute beim Obst hatten, aber das wird doch nicht anhalten, oder? Die Konjunktur kommt und geht, sagst du doch immer. So eine kleine Flaute bedroht doch unser Geschäft nicht?»
    Der Kaufmann Best lachte sarkastisch. «O doch, Elise, o doch. Das ist auch keine Flaute in der Konjunktur. Das muss dir doch klar sein. Nein, diesmal werden wir von der Konkurrenz systematisch ruiniert. Wenn sie fertig mit uns sind, dann werden sie sich aus der Konkursmasse die Filetstücke herausholen. Ach, Kind, du bist ja so naiv. Aber du weißt natürlich auch einiges nicht, weil ich dich schonen wollte.»
    «Also gut», sagte Elise, die vor Schreck ganz rot geworden war. «Dann sag mir jetzt alles. Ich muss es doch auch wissen. Jetzt erst recht.» Beinahe, ja beinahe war Elise erleichtert. Denn nun wusste sie: Des Vaters derber Ausspruch heute Nachmittag, er könne sie im Geschäft nicht gebrauchen, hatte sich nicht gegen sie gerichtet. Es war nicht so, dass er ihre Arbeitskraft nicht zu schätzen wusste. Was er hatte sagen wollen, war eher: Er würde sie nach einem Bankrott nicht mehr brauchen.
    «Also, mein Kind, dann hör gut zu. Wie du weißt, leben wir hauptsächlich von Feigen, Nüssen und Zitrusfrüchten. Dafür kommen die Leute zu uns. Da hatten wir die beste Ware in der Stadt, seit mein Vater damals dem alten Mattioli seine Lieferantenliste abgekauft hat. Für die beste Ware kann man einen hohen Preis nehmen. Erst recht, seit sich Cassella mehr auf Chemikalien spezialisiert und nicht mehr in Lebensmitteln macht. Über die hohen Preise sind wir immer auf unsere Kosten gekommen. Nur war letztes Jahr bekanntlich das Weihnachtsgeschäft sehr schlecht. Bei Feigen und Zitrusfrüchten machen wir im November und Dezember ein Drittel vom Jahresumsatz. Kein gutes Zeichen, wenn um die Zeit plötzlich Flaute herrscht. Also habe ich mich letztes Jahr schon bei ein paar von unseren regulären Abnehmern erkundigt, ob sie denn nichts bestellen wollten, um mal zu hören, was sie sagen. Da hieß es: Es täte ihnen leid, aber woanders bekämen sie neuerdings bessere Preise. Was eigentlich Unsinn ist, sie

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