Eiszeit
ins Telefon.
*
Auf der Fahrt zu Franziska Fausts Wohnung bestellte der Hauptkommissar zuerst Rolf-Werner Gecks und danach die Spurensicherung dorthin. Dann ließ er sich mit dem KDD verbinden und sorgte dafür, dass vor Waldemar Sjomins Tür im Krankenhaus immer mindestens zwei Beamte Wache schoben.
Als die beiden Kommissare der Mordkommission vor dem Haus ankamen, in dem Franziska Faust wohnte, standen schon eine Handvoll Streifenwagen davor. Und ein atemberaubend schöner englischer Sportwagen. Lars Gruber saß in Joggingklamotten und mit Stirnband auf der Treppe vor der Wohnung.
»Hallo, Herr Gruber«, begrüßte Lenz den jungen Kommissar. »Schön, dass Sie hier draußen warten. Die Spurensicherung müsste jeden Moment hier sein, wir haben sie schon verständigt.«
Er schüttelte dem Kollegen die Hand, drehte sich um und betrachtete die Situation im Flur der Wohnung. Die Garderobe lag quer vor dem Schuhschrank. Es sah aus, als hätte jemand sie umgeworfen und danach zur Seite geräumt. Zwischen dem Schuhschrank und der Tür zum Bad gab es eine größere Blutlache und ein paar einzelne Tropfen Blut.
»Erzählen Sie mal, Herr Gruber. Wann haben Sie die Wohnung verlassen?«
Der Kollege überlegte. »Vor anderthalb Stunden etwa. Ich war zum Joggen in der Karlsaue. Als ich weg bin, saß Franziska in der Küche und hat Zeitung gelesen. Beim Wiederkommen hab ich schon gestutzt, dass Frau Mälzers Wagen vor der Tür steht, er ist Ihnen bestimmt aufgefallen.«
»Ja. Es gibt nur einen, der zur ihr passen würde.«
»Als ich das Durcheinander hier gesehen habe, bin ich einmal durch die Wohnung und hab nach ihr gesucht, aber sie war nirgendwo. Dann hab ich unten bei der Vermieterin geklingelt, aber sie ist wohl nicht zu Hause. Zumindest hat sie mir nicht aufgemacht.«
»Wollte Ihre Freundin vielleicht noch irgendwohin? Einkaufen, ein Friseurtermin vielleicht?«
»Nein, nichts dergleichen. Wir wollten heute Nachmittag ins Schwimmbad.«
»Kennen Sie eigentlich Frau Mälzer?«
»Kennen wäre zu viel gesagt. Ich habe sie ein paar Mal aus der Ferne gesehen, wenn ich Franziska von der Arbeit abgeholt habe.«
»Und die beiden waren nicht verabredet?«, mischte Hain sich ein.
»Nein, davon hätte sie mir erzählt.«
Lenz sah erneut auf das Chaos im Flur.
»Und Sie haben keine Idee, was hier passiert sein könnte?«
Gruber schluckte deutlich sichtbar, bevor er antwortete.
»Überhaupt keine, nein.«
»Wie ist das Verhältnis Ihrer Freundin zu Frau Mälzer?«
Wieder dauerte es ein paar Augenblicke, bevor Gruber antworten konnte. »Soweit ich weiß, gut. Sie hat sich jedenfalls nie beklagt. Ich meine, Streit gibt es überall mal, ist ja bei uns nicht anders.«
»Stimmt.«
Heini Kostkamp und ein Kollege kamen schnaufend die Treppe hoch.
»Wegen dir verpasse ich das KSV -Spiel heute Nachmittag«, nölte der Spurensicherer Lenz an.
»Das tut mir leid, Heini.«
Hain nahm Gruber zur Seite. »Und wir beide machen eine Fahndung nach Ihrer Freundin und der Mälzer fertig. Lassen Sie uns runtergehen zu den Kollegen mit dem Blaulicht auf dem Dach, dann können wir deren Funk benutzen.«
Vor der Haustür begegnete ihnen eine ältere, dürre, grauhaarige Frau, schwer bepackt mit Einkaufstüten. Gruber grüßte und blieb neben ihr stehen.
»Tag, Frau Holm. Haben Sie meine Freundin gesehen?«
»Was ist denn hier los«, beantwortete die Frau seine Frage mit einer Gegenfrage. »Ist etwas passiert?«
»Nein, hoffentlich nicht. Franziska ist irgendwie verschwunden.«
»Ein Mensch verschwindet nicht so einfach und irgendwie . Das lassen Sie sich mal von einer alten Lehrerin gesagt sein, junger Mann. Aber vielleicht ist sie ja mit den Männern weggefahren, die die Kisten aus ihrer Wohnung abtransportiert haben. Als ich raus bin, zum Einkaufen, haben sie gerade eingeladen.«
»Was für Männer waren das?«, wollte Hain wissen.
»Sie können Fragen stellen. Ich kannte sie doch nicht. Die waren noch nie hier.«
Der Oberkommissar zog die beiden Phantombilder aus der Jacke, faltete sie auf und hielt sie hoch. Die Frau blinzelte.
»So kann ich gar nichts erkennen. Warten Sie, ich setze meine Brille auf.«
Damit stellte sie ihre Tüten an die Hauswand und kramte in ihrer Handtasche. »Hier ist sie.«
Mit einer energischen Bewegung nahm sie Hain die Bilder aus der Hand und betrachtete sie eingehend. Dann deutete sie auf Vélez ’ Portrait. »Ja, bei dem hier bin ich mir ganz sicher. Das war der mit der
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