Eiszeit
Sackkarre.«
»Was hat er mit der Sackkarre transportiert?«
»Na, eine der beiden großen Kisten. Ich dachte noch, das sind aber große Kisten, die da aus Frau Fausts Wohnung geholt werden. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich sicher auf die Idee gekommen, hier will jemand ausziehen. Die Männer waren auch gar nicht höflich. Keiner von denen hat mir auch nur guten Morgen gewünscht, wie sich das gehören würde, nicht einer.«
»Waren die Kisten aus Holz?«, fragte Hain.
»Das weiß ich nicht, junger Mann«, antwortete sie nach kurzem Überlegen. Dann wandte sie sich wieder Gruber zu. »Ist das ein Kollege von Ihnen?«
Der Mann von den Wirtschaftssachen nickte. »Ja, ein Kollege.«
»Und was genau ist jetzt passiert?«, wollte sie immer noch von ihm wissen. »Auf der Straße sieht es ja aus wie in einem Derrick-Krimi, mit den vielen Streifenwagen und den ganzen Schupos.«
»Nichts, Frau Holm, alles gut«, antwortete Gruber. »Haben Sie gesehen, in was für einen Wagen die Kisten von den Männern geladen wurden?«
»Natürlich. Es war ein schwarzer Lieferwagen. Ganz schwarz. Nur auf der Seite hatte er so einen Schriftzug, einen hellen Werbeschriftzug. Aber was genau draufstand, darauf habe ich nicht geachtet.«
»Können Sie sich vielleicht an das Kennzeichen erinnern?«, mischte Hain sich wieder ein.
»Welches Kennzeichen?«
»Das Nummernschild, meine ich.«
»Ach so, das Nummernschild.« Wieder überlegte sie einen Moment. »Nein, auch darauf habe ich nicht geachtet.«
»Und dann sind die Männer mit dem Transporter weggefahren?«
»Das weiß ich nicht. Ich hatte eine Verabredung und musste weg. Natürlich habe ich gedacht, dass das alles seine Richtigkeit hat, weil sie ja aus der Wohnung von Frau Faust gekommen sind. Aber jetzt mache ich mir natürlich Sorgen, dass das ein paar Halunken gewesen sind, die am Ende noch etwas gestohlen haben.«
Hain hörte Grubers Antwort schon nicht mehr, weil er durch die offen stehende Tür flitzte und auf einen der Streifenwagen zuhielt. Dort leitete er eine groß angelegte Ringfahndung nach dem Transporter und den beiden Frauen ein. Jeder verfügbare Mann und jede Frau würde sich nun auf die Suche machen. Auf dem Rückweg zum Haus lief ihm der Schweiß den Rücken hinab. Es war vermutlich der heißeste Tag des Jahres. Gruber stand noch immer mit Frau Holm im Eingang.
*
Lenz empfing ihn mit einem kleinen Kunststoffbeutel in der Hand, den er schwenkte.
»Zähne«, erklärte er dem Kollegen knapp.
»Wie, Zähne?«
»Hat Heini gefunden, neben dem Schuhschrank. Irgendwie scheint es hier über Tische und Bänke gegangen zu sein.« Er deutete auf den Beutel in seiner Hand. »Zumindest hat es einen der Beteiligten diese Zähne gekostet. Heini meint, der würde in der nächsten Zeit ziemlich doof aussehen, weil es Schneidezähne sind.«
Dann kam Hain endlich dazu, ihm von den Beobachtungen der alten Frau zu berichten.
»Schön, dass du gleich die Fahndung angeleiert hast. Meinst du auch, dass sie die Frauen in den Kisten abtransportiert haben?«
»Alles andere wäre unlogisch. Was sonst sollte da drin gewesen sein?«
»Hm«, machte der Hauptkommissar.
»Ich gehe nach unten und zeige dem Gruber die Unterlagen von Winterschied . Der ist doch bei den Wirtschaftssachen und kann uns vielleicht erklären, worum es genau dabei geht.«
»Gute Idee. Ich komme mit, weil ich sowieso nicht in die Wohnung kann, solange Heini da noch am Wirbeln ist.«
Gemeinsam gingen sie die Treppe hinab, wo ihnen Frau Holm entgegenkam. Gruber stand noch im Flur. Er war kreidebleich.
»Herr Gruber, ich weiß, das ist jetzt nicht unbedingt der richtige Moment«, begann Hain, »aber könnten Sie sich kurz ein paar Unterlagen ansehen? Sie sind wahrscheinlich eher mit den Details vertraut, um die es dabei geht.«
»Ja, natürlich, aber ich bin gerade ziemlich durcheinander, das verstehen Sie sicher. Was gibt es denn?«
»Kleinen Moment, ich hole nur was aus dem Auto«, erwiderte Hain. Damit ging er zu seinem Wagen, öffnete die Kofferraumklappe, nahm den Umschlag mit den Papieren heraus und machte sich auf den Rückweg.
»Hier«, begann er und reichte Gruber, der sein Gesicht mit der flachen Hand an der Stirn vor der Sonne schützte, die Kopien. Der Mann von den Wirtschaftssachen griff danach, warf einen Blick darauf und schluckte.
»Das ist …, woher …, ich weiß nicht …«, stammelte er und verschluckte sich dabei.
»Ganz ruhig, Kollege. Ich weiß, Sie machen
Weitere Kostenlose Bücher