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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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gefunden. Weder von Ihrer Truppe, noch von den anderen. Aber wenn ich es richtig verstehe, muss man sich ein bisschen um ihn sorgen?«
    »Durchaus«, bestätigte Hain. »Außerdem hat er, wenn es sich wirklich um ihn handeln sollte, letzte Nacht seinen Schlafsack eingebüßt.«
    Der Zeitungsverkäufer hob den Kopf und betrachtete den blauen Himmel. »Im Winter wäre das schlimmer, aber schön ist es auch jetzt nicht.« Er sah den Hauptkommissar an. »Sie haben doch bestimmt Visitenkarten dabei? Lassen Sie mir eine da, dann rufe ich Sie an, wenn ich mit meinem Informanten gesprochen habe. Das passiert in den nächsten drei, vier Stunden. Und ich melde mich natürlich auch, wenn ich etwas über Waldemar in Erfahrung bringen sollte.«
    Lenz steckte ihm eine Karte zu und bedankte sich.
    »Und einen Tipp, wo wir nach ihm suchen könnten, haben Sie nicht?«, fragte er.
    Winterschied musterte ihn mitleidig. »Seien Sie nicht albern. Ich habe doch gesagt, dass Sie ihn nicht finden werden. Ich glaube nicht, dass er in Gefahr ist, weil sich in der Stadt herumgesprochen hat, dass nach ihm gesucht wird. Und wer nach ihm sucht. Außerdem würde ich an seiner Stelle auch nicht den Kopf ins Freie stecken, wenn man auf mich geschossen hätte.«
    Damit drehte er sich um und ging langsam davon.
    »Stopp«, rief Hain hinter ihm her, »woher …?«
    »Lass gut sein, Thilo«, wurde er von Lenz gebremst.
    »Aber der weiß doch viel mehr, als er uns hier verklickern will.«
    »Stimmt, und das wollte er mit seiner letzten Bemerkung auch deutlich zum Ausdruck bringen. Aber wir haben keine andere Chance, als ihm zu vertrauen.«
    Der Oberkommissar dachte ein paar Sekundenbruchteile nach, um dann, nicht restlos überzeugt, zögernd zu nicken. »Hoffentlich hast du recht.«

6
    Robert Braun sah Molina Mälzer hilflos an.
    »Ich kann nicht sagen, dass mir diese Entwicklung gefällt, Molina . Wir waren uns immer einig …«
    »Hör auf zu moralisieren, Robert«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Wir stecken bis zum Hals in der Scheiße, und wenn sich die Verhandlungen mit dem Itaker noch länger hingezogen hätten, wären wir am Ende gewesen. Und vergiss bitte niemals, dass du und deine sauberen Kollegen genauso in diesem Schlamassel drinstecken wie Jochen und ich.«
    Der Gründungssozius der angesehenen Kasseler Rechtsanwaltskanzlei Braun, Engelhardt, Koch und Partner senkte den Kopf.
    »Ich wünschte mir aus tiefstem Herzen, ich könnte die Uhr ein paar Jahre zurückdrehen; aber diese Form der Reue kommt wohl zu spät.«
    Molina Mälzer lächelte sarkastisch. »Dann würdest du sicher auch gerne auf das viele Geld verzichten, das du durch uns verdient hast. Ohne unsere Geschäfte in den letzten zehn Jahren wäre deine feine Kanzlei garantiert nicht das, was sie heute ist.«
    »Da hast du recht. Aber der Tod des italienischen Ehepaares stellt eine völlig neue Dimension in unserer Zusammenarbeit dar.«
    »Niemand von uns hat mit dem Tod der beiden etwas zu tun. Jochen ist in Asien, ich war den ganzen Abend mit Freunden unterwegs. Und dich und deine Leute wird garantiert niemand mit den Italienern in Verbindung bringen. Lass die Leute doch reden, wir können damit völlig entspannt umgehen.«
    Braun verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, presste die Kiefer aufeinander und sog langsam die Lungen voll, doch er hatte sich zu sehr unter Kontrolle, um seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Also legte er beide Handflächen auf den großen Schreibtisch vor sich und sprach ruhig weiter.
    »Ganz so einfach sehe ich die Sache leider nicht, Molina . Meine Leute, die eben vor Ort waren, haben von Szenen wie in einem Mafiafilm gesprochen. Überall Blut. Das geht einfach nicht.«
    Er bewegte den Oberkörper ein Stück auf sie zu und schlug dabei mit der rechten Hand auf den Tisch. »Das geht nicht!«
    Die Frau stand auf, beugte sich leicht nach vorne und schaute ihm eindringlich in die Augen.
    »Verlier jetzt bloß nicht die Nerven, Robert. Wenn das Ding in die Hose geht, ist die Kasseler Polizei unser kleinstes Problem, das weißt du ebenso gut wie ich. Also keine Panik. Deine Leute sollen morgen früh um sieben vor der Eisdiele stehen und dafür sorgen, dass die Bagger Fakten schaffen können. Das ist im Moment das Wichtigste.«
    Sie zog die Schultern hoch und machte mit der rechten Hand eine abfällige Geste.
    »Im Übrigen sterben jeden Tag irgendwo auf der Welt Italiener, und manche davon sind sogar Eisdielenbesitzer. Man munkelt doch immer wieder von

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