Eiszeit
unterzeichnet?«
»Hier bei uns im Haus. Herr Iannone war so freundlich, sich hierher zu bemühen.«
»War er allein?«
»Ja, er war allein.«
»Und Sie haben den Vertrag mit ihm ausgehandelt?«
Sie lehnte sich auf ihrem Ball zurück und sah aus dem Fenster.
»Nein. Ausgehandelt, wie Sie es nennen, war er schon.«
»Seit wann?«
»Seit ein paar Wochen.«
Lenz schlug die Beine übereinander, legte die Arme auf die mit Leder bezogenen Lehnen seines Stuhls und wartete ein paar Augenblicke, bevor er weitersprach .
»Es interessiert Sie offenbar überhaupt nicht, warum wir das alles fragen?«
»Nein«, antwortete sie kühl. »Sollte es mich denn interessieren?«
»Vielleicht. Das Ehepaar Iannone wurde in der vergangenen Nacht ermordet.«
Äußerlich war an ihr keine Regung festzustellen.
»Ich weiß. Aber was hat das mit mir oder dem gestern unterzeichneten Vertrag zu tun?«
»Wir wissen, dass Ihr Mann und Salvatore Iannone sich in herzlicher Feindschaft verbunden waren. Und wir wissen weiterhin, dass Iannone unter keinen Umständen sein Café aufgeben wollte.«
Nun verdunkelte sich ihr Gesicht schlagartig.
»Herr Kommissar, ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe. Wollen Sie andeuten, dass mein Mann oder ich etwas mit dem Mord …«
»Ich will gar nichts andeuten, Frau Mälzer«, unterbrach er sie schroff. »Ich habe einen Doppelmord aufzuklären, und den Streit, den Ihr Mann mit Iannone hatte, bezeichnen wir als ein mögliches Motiv.«
Über ihr Gesicht huschte der Schatten eines Lächelns.
»Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es in der Vergangenheit zwischen Herrn Iannone und unserem Unternehmen, als seinem Vermieter, zu Unstimmigkeiten gekommen ist. Das ist auch kein Geheimnis. Allerdings wurden diese Differenzen in den letzten Wochen komplett ausgeräumt. Es gab Gespräche, fruchtbare Gespräche, die zu einer Annäherung und im weiteren Verlauf zu einer Einigung geführt haben.«
Sie machte eine entschuldigende Geste.
»Aus diesem Grund bedauere ich zutiefst, was den beiden passiert ist, kann Ihnen jedoch versichern, dass wir von einem Ableben Iannones nicht den geringsten Vorteil gehabt hätten. Womit Ihr Vorwurf, Herr Kommissar, als haltlos zu bezeichnen sein dürfte.«
»Hat Herr Iannone Geld von Ihnen erhalten?«, wollte Hain wissen. »Immerhin hat er wohl sein Eiscafé mit sämtlichem Mobiliar und allen technischen Einrichtungen an Sie verkauft.«
Sie nickte.
»Selbstverständlich ist Geld geflossen. Allerdings haben Herr Iannone und ich über die Details der Vertragsgestaltung Stillschweigen vereinbart.«
»Na ja«, mischte Lenz sich ein, »so weit ist es mit der Diskretion nicht her, denn Ihre Anwälte sind heute Morgen mit diesem Papier in der Hand im Eiscafé aufgetaucht.«
Wieder lächelte sie kaum wahrnehmbar.
»Nur mit dem Teil, der nicht die finanzielle Ausgestaltung betrifft. So weit sollten Sie in der Lage sein, Verträge zu lesen, Herr Kommissar. Unsere Anwälte wurden beauftragt, nachdem der Vertrag unterzeichnet war. Ihr Erscheinen hat definitiv nichts mit dem bedauernswerten Tod der Iannones zu tun.«
Hain rutschte auf seinem Stuhl nach vorne und senkte den Kopf.
»Ich muss noch einmal auf die Geldfrage zurückkommen, Frau Mälzer. Haben Sie die nicht genannte Summe an Herrn Iannone überwiesen, haben Sie ihm das Geld in bar ausgezahlt oder ihm einen Scheck gegeben? Wie muss ich mir das vorstellen?«
»Herr Iannone hat auf Bargeld bestanden. Das hat er hier in diesem Raum gestern Nachmittag überreicht bekommen.«
»Und dafür haben Sie sicher eine Quittung?«, fragte der Oberkommissar weiter.
»Natürlich.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns diese Quittung zu zeigen?«
»Ja, durchaus. Ich werde sie Ihnen nicht zeigen.«
»Weil wir sonst wüssten, wie viel Sie Iannone für sein Café bezahlt haben.«
»Genau aus diesem Grund. Es gibt jenen Teil des Vertrages, den unsere Anwälte zur Durchsetzung unserer Interessen benötigen, alles Weitere behandeln wir mit der gebotenen Diskretion.«
»Wenn ich Sie richtig verstehe, ist Iannone gestern Mittag hier mit einem Koffer voller Geld hinausspaziert, den er von Ihnen in die Hand gedrückt bekommen hat. Dann ist er nach Hause gefahren und wurde in der Nacht …«
»Machen Sie sich bitte keine falschen Vorstellungen über den Wert eines Eiscafés, Herr Kommissar«, unterbrach sie ihn. »Die Summe, die Iannone von mir erhalten hat, konnte er ohne Schwierigkeiten in einer kleinen Herrentasche
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