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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Blutfleck vor der Theke und sahen sich ernst an.
    »So ein Leben ist keine große Sache«, meinte Lenz leise.
    »Wohl wahr«, erwiderte sein Kollege. »Vor allem, wenn man es wegen einer Kugel im Kopf hergeben muss.«
    Der Hauptkommissar gab sich einen Ruck und ging um den Blutfleck herum hinter die Theke. Dort öffnete er nacheinander die Schiebetüren der Schränke und die Schubladen, konnte jedoch keinen Schlüssel finden. Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer.
    »Hallo, Heini«, begrüßte er den Mann der Spurensicherung. »Habt ihr in der Eisdiele einen Schlüsselbund oder so was gefunden?«
    »Logisch«, antwortete Kostkamp. »Einen Monsterschlüsselbund. Ist, wie es sich gehört, auf Spuren hin untersucht und eingetütet worden. Jetzt liegt er hier vor mir auf dem Schreibtisch.«
    »Das heißt, ich könnte ihn mir abholen?«
    »Wann immer du willst.«
    Lenz bedankte sich, beendete das Gespräch und wandte sich an Hain.
    »Also brauchen wir jetzt noch ein paar Kontoauszüge. Aber die finden wir eher bei denen zu Hause, was meinst du?«
    »Vermutlich, aber wo wir schon mal hier sind, können wir auch nachschauen. Vielleicht haben wir Glück.«

     
    *

     
    Eine Viertelstunde später hatten sie in jedes Regal, jeden Schrank und jede Schublade gesehen, ohne einen einzigen Kontoauszug entdeckt zu haben. Auch fanden sie nirgendwo Bargeld oder eine Kopie des Vertrages mit Molina Mälzer.
    »Lass gut sein, Thilo. Wir holen uns bei Heini den Schlüssel, fahren zu ihrer Privatwohnung und sehen uns dort um«, entschied Lenz und zog sich die Einweghandschuhe von den Fingern.

     
    *

     
    Das Haus am Königstor machte von außen einen betagten, aber gepflegten Eindruck. Im Erdgeschoss gab es einen Drogeriemarkt, daneben die Eingangstür. Hain sperrte auf und blickte in das faltige, neugierige Gesicht einer alten Frau mit einem dicken Kassenbrillengestell auf der Nase und einer Mülltüte in der Hand.
    »Was wollen Sie denn hier? Und woher haben Sie den Schlüssel, Sie wohnen doch gar nicht hier im Haus?«
    Hain setzte sein gewinnendstes Schwiegersohnlächeln auf, kramte seinen Dienstausweis heraus und stellte Lenz und sich vor.
    »Soso, von der Polizei«, gab die alte Frau ungerührt zurück. »Das haben die beiden Trickdiebe, die neulich eine ganze Reihe alter Leute um ihr bisschen Rente erleichtert haben, auch gesagt. Das waren auch ein jüngerer und ein älterer Mann, genau wie sie beide.«
    »Ja, daran kann ich mich erinnern«, bestätigte Hain. »Aber hatten die auch so schöne Ausweise wie wir?«
    Sie nickte. »Macht mein Enkel in fünf Minuten, hat er mir erzählt. Also damit brauchen Sie mir nicht zu kommen, da müssen Sie sich schon was Besseres überlegen.«
    Hain verstärkte sein Grinsen noch ein wenig, hob den Saum seines Jacketts hoch und gewährte der Dame den freien Blick auf seine Dienstwaffe und das Paar Handschellen an seinem Gürtel. Sie hob anerkennend eine Augenbraue. »Und Sie?«, deutete sie mit dem Kopf in Lenz’ Richtung.
    »Mein Kollege ist immer dann, wenn wir gemeinsam unterwegs sind, unbewaffnet, weil ich ja für unseren Schutz sorge«, erklärte der Oberkommissar.
    Sie sah sich ein weiteres Mal Hains Dienstwaffe an und nickte. »Schon recht. Diese Eierdiebe von letzter Woche hatten bestimmt nichts zum Schießen dabei«, winkte sie ab. »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Zu Iannone .«
    »Das können Sie vergessen«, belehrte sie die Polizisten. »Bei dem Wetter machen die wahrscheinlich gerade die erste Million voll in ihrer Eisdiele. Wissen Sie, wo die ist?«
    Nun schaute Hain unsicher zu Lenz. Offenbar hatte sich das Schicksal der Italiener noch nicht bis zu der Frau herumgesprochen.
    »Ja, natürlich«, erwiderte der Hauptkommissar und drängte sich an ihr vorbei. Er hatte keine Lust, mit ihr den Tod der Nachbarn zu erörtern. »Wir sollen nur was abholen, das wars auch schon.«
    Offenbar war auch der Kontrollelan der Frau erlahmt, denn sie öffnete die Haustür und trat auf die Treppe. »Wird schon alles seine Richtigkeit haben«, nuschelte sie leise, ohne sich noch einmal umzudrehen.

     
    *

     
    Die Polizisten stiegen zwei Stockwerke nach oben, bis sie das grün-weiß-rot unterlegte Namensschild der Iannones gefunden hatten. Hain musste mehrere Schlüssel ausprobieren, bis er die richtigen für die drei Sicherheitsschlösser gefunden hatte, mit denen die Tür verriegelt war.
    »Die haben es aber ernst genommen mit der Sicherheit«, meinte er, während er das letzte Schloss

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