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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Herr Lappert . Sie glauben nicht, wie leid es mir tut, mich verspätet zu haben.«
    Lappert fragte sich, ob er den Mann schon einmal gesehen hatte, aber es wollte ihm nichts dazu einfallen.
    »Wir sind über die Autobahn gekommen und standen zwischen Göttingen und der Abfahrt …«, wollte der Mann seine Entschuldigungsarie fortsetzen, doch Lappert unterbrach ihn sanft.
    »Das macht doch nichts, Herr …?«
    »Schulz. Peter Schulz. Wir hatten telefoniert.«
    »Ja, ja, schon gut, Herr Schulz. Dann lassen Sie uns jetzt keine Zeit verlieren und am besten gleich zu dem Haus fahren, das Sie kaufen möchten. Ich habe leider noch einen Termin im Anschluss, deshalb muss ich ein klein wenig drängeln.«
    »Selbstverständlich. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mit Ihnen fahre, dann kann ich Ihnen gleich die Einzelheiten erläutern.«
    »Nein, nein, das geht«, erklärte der Architekt mit leichtem Erstaunen in der Stimme. »Ich muss nur kurz den Beifahrersitz für Sie frei machen.«
    Er ging zu seinem Wagen, räumte ein paar Ordner und einen Katalog mit Farbmustern auf die Rückbank und deutete auf den Sitz. »Bitte.«
    »Fahrt ihr vor«, rief Schulz zu dem Audi, dessen Motor noch immer lief und der nun wendete. »Meine Geschäftspartner sind ziemlich neugierig, was Sie zu meinem neuen Wochenenddomizil sagen werden«, erklärte er Lappert über das Dach des Mercedes hinweg und stieg ein.
    »Nun schauen wir uns das Haus erst mal an und sehen, was sich für Möglichkeiten ergeben, Herr Schulz.«
    Damit startete Lappert den Motor, wendete ebenfalls und rollte langsam auf den Audi zu, der an der Einmündung auf die Kreisstraße wartete. Dann bogen beide Wagen nach links ab und beschleunigten.
    »Wie sind Sie eigentlich auf mich gekommen?«, wollte der Architekt wissen und blickte für einen Moment nach rechts, als der A8 vor ihm schlagartig langsamer wurde. Erschrocken nahm er den Fuß vom Gas und trat auf die Bremse.
    »Was ist denn das?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte er den Schalter der Warnblinkanlage und fuhr langsam hinter dem ausrollenden Audi her, der jetzt ebenfalls die Warnblinkanlage einschaltete.
    »Nein, warum denn ausgerechnet jetzt«, stöhnte Schulz auf.
    »Das hatte er schon zweimal. Der Motor geht aus, und wenn man ein paar Minuten wartet, läuft er wieder, als sei nichts gewesen.«
    Lappert verzog das Gesicht. »Audi halt«, erklärte er leicht genervt, kam auf der Grasnarbe zum Stehen und drehte den Zündschlüssel um. »Ist das Ihr Wagen?«
    »Gott bewahre, nein«, antwortete Schulz mit entschuldigender Geste und öffnete die Tür. »Ich fahre einen Mercedes, wie Sie. Aber nachsehen werde ich trotzdem mal.«
    Lappert öffnete ebenfalls die Tür, stieg aus und ging auf den Audi zu. Schulz bewegte sich direkt hinter ihm. Dann wurde es schlagartig Nacht um den Architekten.

9
    Lenz warf einen zerknirschten Blick nach links.
    »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anmachen.«
    »Schon erledigt. Du bist einfach urlaubsreif. Wo darf ich uns denn hinbringen?«, gab Hain zurück, nachdem er sich in den Verkehr eingeordnet hatte.
    »Lass uns bitte zum Eiscafé fahren, ich will mich dort gründlich umsehen. Und dann müssen wir herausfinden, wo die Iannones gewohnt haben, und uns ihre Bude vornehmen. Außerdem brauchen wir Informationen über ihre Bankverbindungen, und ob es gestern eine größere Einzahlung gegeben hat. Darum kümmert sich am besten RW .« Der Hauptkommissar drückte eine Schnellwahltaste auf seinem Telefon und instruierte Rolf-Werner Gecks . Danach wählte er erneut und ließ sich vom Einwohnermeldeamt die Adresse der Iannones geben.
    »Sie haben am Königstor gewohnt, also nicht weit von der Eisdiele entfernt. Wir fahren zuerst dorthin und danach zu ihrer Privatwohnung.«

     
    *

     
    Die Spurensicherung hatte ihren Job gemacht und war abgezogen, auch die Medien hatten scheinbar alle Bilder im Kasten und waren verschwunden. Die Leichen des italienischen Ehepaares waren auf dem Weg in die Gerichtsmedizin. Zwei einsame Uniformierte standen vor der Eingangstür zum Eiscafé und langweilten sich.
    »Tag, Männer«, begrüßte Hain die beiden. Kollektives Kopfnicken. »Wir wollen noch mal rein. War was Besonderes?« Nun schüttelten die beiden die Köpfe. Offenbar waren sie keine besonders gesprächigen Typen. Oder sie waren sauer, dass sie an diesem heißen Sommertag dort herumstehen mussten. Lenz und Hain betraten den angenehm kühlen Gastraum, betrachteten den großen, eingetrockneten

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