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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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ungewöhnlich.«
    »So?«, fragte Veronika Lappert leise zurück

24
    »Hauptkommissar Lenz, Kripo Kassel, stellte sich der Polizist dem Anwalt vor. »Guten Tag, Herr Dr. Engelhardt.«
    Der braun gebrannte Jurist mit grau meliertem Haar legte ein Diktiergerät auf den Schreibtisch, nahm seine Lesebrille ab und bedeutete dem Polizisten, Platz zu nehmen.
    »Tag, Herr Kommissar. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es geht um einen Kaufvertrag zwischen der Mälzer-Bau-Consulting und dem italienischen Ehepaar Iannone . Dazu hätte ich ein paar Fragen.«
    Engelhardt legte die Brille neben das Diktiergerät, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte Lenz ein paar Sekunden lang einfach nur an.
    »Und was bringt Sie zu der Annahme, dass ich mit Ihnen über vertrauliche und hochsensible Interna meiner Mandanten sprechen würde?«
    »Es geht nicht um den Inhalt des Vertrages, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Mich würde zunächst interessieren, wann und wie der Vertrag zu Ihnen gekommen ist.«
    Nun legte der Anwalt die Stirn in Falten, verschränkte die Hände vor seinem Gesicht und holte tief Luft.
    »Und Sie glauben, dass diese Informationen nicht das Verhältnis zu meiner Mandantschaft berührten? Da muss ich Sie leider …« Er wurde vom Klingeln des Telefons auf seinem Schreibtisch unterbrochen. »Einen kleinen Moment, bitte«, erklärte er dem Polizisten mit einer entschuldigenden Geste und griff zum Hörer.
    »Ja, was gibts ?« Er hörte ein paar Sekunden zu. »Interessant«, fuhr er fort. »Ich komme gleich rüber zu dir, dann sprechen wir über den Vorgang.«
    Der Anrufer war damit offenbar nicht einverstanden.
    »Nein, das geht jetzt nicht. Wie gesagt, ich bin gleich bei dir.«
    Damit legte er auf und lächelte den Kommissar süffisant an.
    »Herr Lenz, Herr Lenz. Wenn Sie glauben, dass Sie hier auf dem Flur Informations-Pingpong spielen können, sind Sie auf dem Holzweg. Und jetzt werde ich Sie nicht bitten zu gehen, sondern ich werde Sie einfach hinauswerfen, da ich sowieso nicht mit Ihnen über Herrn und Frau Mälzer sprechen will. Und beim nächsten Mal stellen Sie sich bitte etwas intelligenter an, wenn Sie bei uns ermitteln. Guten Tag.«
    Lenz schluckte, stand langsam auf und ging Richtung Tür.
    »Ich bin sicher, wir kommunizieren noch miteinander, Herr Dr. Engelhardt. Ganz sicher.«

     
    *

     
    Eine Minute später drängte der Kommissar ins Freie, zog sein Jackett aus und legte es über den Arm. Mit hastigen Schritten überquerte er die Straße, stürmte in eine Kaffeebar und bestellte einen doppelten Espresso. Mit dem letzten Schluck bestellte er einen weiteren und war froh darüber, dass in dem Laden kein Zigarettenautomat angebracht war. Eine Viertelstunde später hatte er sich so weit unter Kontrolle, dass er sich auf den Rückweg machen konnte. Am oberen Ende der Treppenstraße klingelte sein Telefon. Jetzt nicht, dachte er und ging weiter. Nach dem siebten Läuten verstummte das Gerät, um keine zehn Sekunden später erneut zu klingeln.
    »Ja«, meldete er sich knapp.
    »Paul, bist du das?«
    Wer sonst? Der Papst vielleicht?, wollte er ins Mikrofon brüllen.
    »Ja, natürlich. Wer ist denn da?«
    »Ich bins , Ludger. Wo steckst du denn?«
    »Kurz vor dem Bahnhof. In ein paar Minuten bin ich im Präsidium.«
    »Kannst du gleich mal bei mir vorbeikommen?«
    »Was gibts denn?«
    »Darüber will ich am Telefon nicht reden. Komm einfach gleich bei mir vorbei, wenn du hier bist.«
    »Mach ich«, bestätigte Lenz und beendete das Gespräch, um im nächsten Moment eine Nummer zu wählen.
    »Thilo, ich bins . Gerade hat Ludger mich angerufen und zu sich bestellt. Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte?«
    »Nein«, antwortete der total verdutzte Hain. Wahrscheinlich will er dir nur einen schönen Urlaub wünschen. Wie klang er denn?«
    »Keine Ahnung, ich hab ihm eigentlich gar nicht zugehört.«
    »Soso. Wie wars beim Juristen?«
    »Erzähl ich dir später, jetzt gehe ich zu Ludger. Machs gut.«

     
    *

     
    Kriminalrat Ludger Brandt, Lenz’ disziplinarischer Vorgesetzter, erwartete ihn in der Sitzecke seines geräumigen Büros. Und er war nicht allein. Ihm gegenüber saß der Präsident des Polizeipräsidiums Nordhessen, Lothar Bartholdy. Brandt stand auf, reichte ihm die Hand und bot ihm einen Platz an. »Herrn Bartholdy brauche ich dir ja nicht vorzustellen.«
    Lenz schüttelte den Kopf und reichte dem Kriminaldirektor die Hand. »Tag, Herr Polizeipräsident.«
    Der weit über 60 Jahre

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