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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Psychologe.
    »Was meinen Sie, wann man es ihm beibringen sollte?«, wandte Lenz sich direkt an Hauptmann.
    »Das Wann ist nur eine der Fragen, die es zu klären gilt. Eine weitere betrifft das Wer. Hat er Familie?«
    »Seine Frau hat uns erzählt, dass die Tochter in der Stadt wohnt. Sie wollte sie im Laufe des Nachmittags anrufen und mit ihr sprechen.«
    »Nur wissen wir leider nicht, ob sie das vor ihrem Tod noch gemacht hat«, warf Lenz ein.
    »Vermutlich nicht«, erwiderte Hauptmann spontan. »Die Erfahrung zeigt immer wieder, dass Menschen in vergleichbaren Situationen vor der Umsetzung ihres Planes keinen Kontakt mehr mit nahestehenden Personen suchen.«
    »Wissen Sie, wie die Tochter heißt?«, wollte Lenz von Dr. Schwaiger wissen.
    »Nein, tut mir leid. Darüber haben wir nicht gesprochen.«
    »Dann ist es vielleicht die beste Option, zuerst mit der Tochter zu reden. Es sollte mir nicht schwerfallen , ihren Namen und ihre Adresse herauszufinden.«
    »Das«, bestätigte Hauptmann, »ist eine gute Idee, wenn die Bezeichnung ›gut‹ in diesem tragischen Fall überhaupt angebracht ist. Und spätestens morgen früh muss der Mann informiert werden. Es wäre sicher das Beste, wenn die Tochter es machen würde, ansonsten werde ich es übernehmen.«
    »Schön«, erklärte Lenz und stand auf. »Dann mache ich mich jetzt auf die Suche nach der Frau. Wir bleiben in Kontakt.«
    Dr. Schwaiger griff in die Brusttasche ihres Kittels und reichte Lenz eine Visitenkarte. »Ich habe diese Nacht noch Bereitschaft und bin sowieso hier. Wenn Sie etwas wissen, rufen Sie mich bitte an.«
    »Natürlich«, erwiderte Lenz, gab ihr im Gegenzug eine von seinen Karten, reichte beiden die Hand und verabschiedete sich.

     
    *
    »Kann ich bitte ein Telefonbuch von Kassel haben?«, bat er die junge Frau an der Rezeption. Sie griff unter den Tisch und schob das Buch über die Theke. Lenz ging zur Seite, legte seine Jacke ab und fing an zu suchen. Unter Lappert gab es acht Einträge. Sechs davon waren Männer. Dann gab es eine Eleonore Lappert , die Lenz wegen des antiquierten Vornamens ausschloss. Und es gab eine Anita Lappert . Er kramte sein Mobiltelefon aus der Jacke und wollte die Nummer eingeben, als er eine strenge Stimme hörte.
    »Das ist leider hier im Haus verboten«, rief die Frau hinter der Theke. »Wenn Sie telefonieren wollen, müssen Sie nach draußen gehen.«
    Lenz machte eine entschuldigende Geste, griff nach dem Telefonbuch und der Jacke und ging vor die Tür. Die Hitze traf ihn wie ein Keulenschlag. Er gab die Nummer ein und drückte die grüne Taste.
    »Lena Lappert «, meldete sich ein junges Mädchen.
    »Guten Tag, kann ich bitte Anita Lappert sprechen?«
    »Moment, bitte, meine Mutter ist im Garten.«
    Obwohl sie mit der Hand die Muschel zuhielt, konnte er hören, dass sie laut Mutti rief. Eine knappe halbe Minute später rauschte es in der Leitung, dann meldete sich eine Frau.
    » Lappert .«
    »Hallo, Frau Lappert , hier spricht Hauptkommissar Paul Lenz von der Kripo in Kassel. Ich bin auf der Suche nach der Tochter des Ehepaares Heinrich und Veronika Lappert . Sind Sie das?«
    »Nein«, gab sie freundlich zurück. »Aber Sie sind nicht der Erste, der es bei mir probiert. Sie müssen im Telefonbuch unter Witte-Lappert nachsehen, das weiß ich mittlerweile. Aber mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    »Oh, das hilft mir schon viel weiter. Dann danke ich Ihnen herzlich und bitte um Entschuldigung für die Störung.«
    »Macht nichts, hab ich gerne gemacht. Und wenn die Polizei einen nicht wirklich sprechen will, ist es umso schöner. Wiederhören.«
    Er drückte die rote Taste und suchte im Telefonbuch nach › Witte-Lappert ‹. Es gab zwei Einträge: ein Architekturbüro und eine Privatnummer unter der gleichen Adresse im Stadtteil Oberzwehren . Für einen Moment war er unsicher, ob es besser wäre, einfach dorthin zu fahren, entschied sich jedoch für den Anruf.
    »Beate Witte-Lappert «, meldete sich eine Frau. Lenz wollte reagieren, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Hallo«, rief sie nach einer Sekunde des Wartens fröhlich. »Bitte sprechen Sie jetzt oder schweigen Sie für immer.« Im Hintergrund hörte Lenz das Gebrabbel eines Kindes.
    »Dann nicht«, sagte sie laut. Kurz darauf hörte der Kommissar ein Knacken in der Leitung. Die Verbindung war beendet.
    Er steckte das Telefon in die Jacke, brachte das Telefonbuch zurück und machte sich auf den Weg zum Taxihalteplatz vor der Klinik.
    Die Fahrt dauerte

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