Ekel / Leichensache Kollbeck
oder sogar liegend im Strangwerkzeug vorgefunden wird
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Es versteht sich von selbst, daß bei allen Todesfällen durch Strangulation die Möglichkeit einer vorsätzlichen Tötung kriminalistisch geprüft wird. Eine Aufhängung des zuvor getöteten Opfers wird immer wieder festgestellt, doch ist der forensische Nachweis einer derartigen Manipulation zuverlässig zu erbringen
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Eisenacher Massaker
Es ist Spätherbst des Jahres 1968. Der Morgen dämmert, als in der Strafvollzugsanstalt Leipzig der wegen dreifachen Mordes zum Tode verurteilte 25jährige Student Erwin Schaper durch einen langen, weißgekachelten Gang bis zu einer Tür geführt wird, hinter der der Henker auf ihn wartet. Das Gesicht des hochaufgeschossenen Blondkopfs ist blaß, doch wirkt es erstaunlich ruhig und gefaßt. Obwohl seine Augen ausdruckslos ins Leere blicken, geht über die schmalen Lippen ein zynisches Lächeln. Augenblicke später beendet der Henker durch einen Genickschuß das Leben des Delinquenten. Damit ist das Urteil vollstreckt, das vor einigen Wochen durch den 1. Strafsenat des Erfurter Bezirksgerichts ausgesprochen wurde.
Nun kann die Akte BI 7/68 des Bezirksstaatsanwalts Erfurt endgültig geschlossen werden. In ihr findet sich der eigenartige Fall eines suizidalen Mannes, dessen Feigheit eine ernsthafte Tatdurchführung bremste, die er erst mit der Ermordung dreier unschuldiger Menschen überwinden konnte. Doch auch dann schlug der Selbsttötungsversuch fehl. Letztlich erfüllte erst die Hinrichtung seinen langersehnten Todeswunsch.
Erwin Schaper, geboren am 11. März 1943, ist ein Einzelkind aus gutem Hause. Er wächst in Eisenach auf, der berühmten Kleinstadt am Fuße der Wartburg. Schon von kleinauf entwickelt er sich zu einem rücksichtslosen Despoten, der rechtzeitig lernt, das Verhalten der Eltern seinen Bedürfnissen entsprechend zu steuern, und der zuverlässig mit ihrer Nachgiebigkeit rechnen kann.
Dies, aber auch übertriebene Behütung und Verzärtelung, unangemessene Geschenke und zu geringe Forderungen bilden den Nährboden, in dem Erwins hochgradiger Egoismus keimt. Schleichend bestimmt übersteigertes Anspruchsniveau sein Verhalten. Maßlose Arroganz und Gefühlskälte sind die Folge. Er akzeptiert auch nicht, daß die Meisterung der kleinen und großen Lebensanforderungen ständiger Bemühung bedarf. Seine Freundschaften wechseln häufig, sind folgerichtig ohne emotionale Tiefe.
Doch er ist ein intelligenter Schüler, bringt trotz mangelnder Selbstleistung stets gute Noten nach Hause. Den Schulstoff beherrscht er dank überdurchschnittlicher Auffassungsgabe mit Leichtigkeit. Selbst das Abitur, das er 1962 ablegt, fordert ihm kein beharrliches Lernen ab. Egoismus und Eitelkeit hält er für Tugenden. Seit langem schon trägt er sich mit dem Gedanken, in den Westen zu gehen, um in der kapitalistischen Glitzerwelt Playboy zu werden: Müßiggang, Vergnügen, schöne Frauen und schnittige Autos sind seine Lebensmaxime. Doch die unüberwindliche deutsch-deutsche Grenze vereitelt sein Vorhaben. Er muß sich mit den Verhältnissen im realen Sozialismus abfinden. Der Vater kann ihn überreden, ein Studium in Berlin aufzunehmen. Zahnmedizin scheint ihm attraktiv zu sein. Noch mehr aber interessieren ihn die künftigen Zahnärztinnen, aber auch die Damen anderer Fakultäten. Überhaupt nimmt sein Verschleiß an Frauen ungewöhnliche Ausmaße an. Echte soziale Bezüge vermag er jedoch nicht herzustellen. Es schmeichelt ihm, wenn seine männlichen Kommilitonen neidisch bekennen müssen, mit seinem sprichwörtlichen Stehvermögen nicht mithalten zu können. Doch er sieht in den Frauen nur Objekte zur Befriedigung seiner fleischlichen Lust. Als er einmal zufällig mit einem Studienkollegen über das schwache Geschlecht spricht, macht Erwin eine Bemerkung, die seine Selbstgefälligkeit und emotionale Kälte auf erschreckende Weise kennzeichnen: „Frauen sind für mich Gegenstände. An ihnen kann ich mich sexuell befriedigen. Darüber hinaus haben sie keine Bedeutung für mich!“
Seine bisherige Nonchalance nützt im Studium nichts mehr: Bereits im ersten Semester scheitert er an den Anforderungen des Büffelfachs Anatomie. Er bricht das Studium ab, noch ehe der ungenügenden Testate wegen eine Relegierung ausgesprochen wird, und zieht in die Nähe seiner Eltern zurück nach Eisenach. Hier lernt er die 18jährige Renate Lange kennen, die sich Hals über Kopf in den gutaussehenden Blondkopf verliebt. Aber schon die ersten
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