El Silbador
liefern. Ein besseres Geschäft gibt es zur Zeit nicht; denn der General bezahlt für Gewehre und für — — Kanonen« — bei dem letzten Wort senkte er seine Stimme zum Flüsterton — »jeden Preis, Senor Garcia, hört Ihr, jeden Preis.«
Garcia schien nachzudenken. Wenigstens hörte man ihn nicht sprechen. Dann kam seine hastige Stimme wieder.»Dennoch, Capitan, habe ich ein Mittel, wie wir die Sache zu unser beider Zufriedenheit lösen könnten. Seht her« — er machte eine Pause, anscheinend, um dem Kapitän etwas zu zeigen — »damit könnt Ihr wenigstens fünf Kanonen bezahlen, für die Euch Washington dann den doppelten Preis zurückerstattet.«
»Que Diablos«, entfuhr es dem Kapitän. »Und die Kette ist tatsächlich echt?«
»Laßt sie prüfen. Jeder Juwelier wird Euch mit Kußhand fünfzigtausend Pesetas dafür geben. Willigt Ihr nun ein?«
»Schöne Perlen. Eure Senorita muß eine sehr vermögende Dame sein, wenn sie einen solchen Preis für eine Überfahrt auf einem Freibeuterschiff bezahlen will. Warum nehmt Ihr kein königliches Reiseschiff?«
»Das hat natürlich seine besonderen Gründe, Capitan. Wenn wir einen solchen Preis bieten, dann dürft Ihr uns auch nicht danach fragen. Sonst wäre ja das ganze Bemühen sinn- und zwecklos. Eine offizielle Galeone können wir nicht benutzen. Das muß Euch genügen.« Wieder schwieg der Kapitän. Und wieder brachte er seine bekannten Einwände vor.
»Ich sage Euch zum letztenmal, Senor, ich mag keine Röcke auf meinem Schiff. Die Jungens könnten außer Rand und Band geraten.«
»Bien«, meinte Garcia hastig, »nehmt die halbe Kette für mich und meinen Sohn. Ihr werdet keinen Rock auf dem Schiff sehen.«
»Ich verstehe Euch nicht. Von Euerm Sohn war bisher keine Rede.«
«Verstellt Euch nicht, Senor Capitan. Ich werde Senorita Marina verkleiden, ihr die Haare scheren und sie ausstaffieren wie einen Arztgehilfen. Dann schöpft niemand von Euern Leuten Verdacht. Ist das nicht genial? Wir machen aus Marina einen Marino. Was sagt Ihr nun?« »Einen Marino«, meinte der Kapitän langsam, »na schön, also einen Marino und die ganze Kette. Dann ist das Geschäft perfekt. Gebt her.«
»Nicht doch, nicht hier. Ich gebe Euch die Kette, sobald wir aus dem Hafen sind. Ihr seid eigentlich mehr noch ein Händler als ein Kapitän. Wenn Eure nautischen Kenntnisse ebenso gut sind wie Eure geschäftlichen, so habe ich keine Sorge um unser Wohlergehen.« Der Kapitän zog aus einer Innentasche seines Rocks ein großes Stück Papier, das er auseinanderfaltete.
»Hier, Senor Doktor, unterschreibt diesen Heuerkontrakt für Euch selbst und für Euern — Gehilfen. Morgen abend haltet Euch bereit. Kurz vor Einritt der Dunkelheit stechen wir in See.« »Muchas gracias, Capitan. Ich möchte mich jetzt verabschieden, um Senorita Marina den erfreulichen Bescheid zu überbringen. Wir werden morgen abend zur Stelle sein.« »Bien«, nickte der Kapitän, »lieber wäre es mir noch, wenn Ihr mir die Kette bereits jetzt schon aushändigen würdet. Ich könnte wegen der noch zu erwerbenden Kanonen schon Verhandlungen anknüpfen.«
Garcia zögerte einen Augenblick. Dann jedoch schüttelte er mit einem bedauernden Lächeln den Kopf.
»Ich bin untröstlich, Capitan, aber ich muß natürlich auch eine gewisse Sicherheit haben, zumal ja die Kette nicht mir, sondern der hm--, Senorita Marina gehört. Buenas noches, Senor Capitan, auf morgen.«
Michel ließ den sauberen Arzt nicht aus den Augen,als dieser sich durch die Menge drängte, um den Ausgang zu erreichen. Er hatte kaum die Tür hinter sich, da sprang auch Michel auf und schaffte sich mit den Ellbogen rücksichtslos Platz. Sekunden später umfächelte die kühle Nachtluft seine Stirn.
Ein schneller Blick verriet ihm, wohin sich Garcia gewandt hatte. Er folgte ihm. Er mußte unbedingt wissen, wo die Gräfin mit ihrem Kumpan hauste. Vorsichtig Abstand haltend, ging er hinter dem Doktor her, der es offensichtlich eilig hatte.
Zu seinem Erstaunen stellte Michel fest, daß man sich dem Villenviertel näherte. Marina mußte also außer der Kette noch über erhebliche Mittel verfügen, wenn sie hier wohnen konnte. Was mochte diese Frau in Amerika wollen? Wie gedachte sie sich dort durchzuschlagen? Das Leben in jener Neuen Welt war für robuste Männer schwer genug. Nun, robust war Marina auf jeden Fall, zumindest wenn es auf Kosten anderer Menschen ging. Der Verfolgte verschwand plötzlich in einem Vorgarten.
Als Michel
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