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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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sagen, daß ich noch keineswegs alle Hoffnung auf ein Weiterleben in Freiheit aufgegeben habe.«
    »Was ist da los--« schrie Jardin plötzlich, konnte aber seinen Satz nicht mehr beenden; denn gerade in diesem Augenblick waren die hessischen Soldaten herangestürmt und stürzten sich auf ihre spanischen Leidensgefährten.
    »Bindet sie!« kreischte die Stimme Ebersteins.
    Die Soldaten hatten sich vorher um ihren Rittmeister versammelt und von diesem die Schreckenskunde erfahren. Er hatte ihnen eingeredet, daß man einen Versuch zur eigenen Rettung machen müßte, indem man die spanischen Kameraden mit dem Pfeifer den nahenden Korsaren übergab und dafür als Gegenleistung Wasser forderte. Auf diese Weise kamen die Algerier kampflos zu fünf kräftigen Männern. Vielleicht gingen sie auf das Angebot ein. Anfangs hatten die Leute gezögert; aber dann erteilte Eberstein einfach den Befehl zur Gefangennahme der fünf. Und ein Befehl war eben ein Befehl. Das waren die Musketiere so gewöhnt.
    Michel schlug um sich wie ein Wilder. Aber gegen die Übermacht einer ganzen Kompanie Soldaten konnten auch seine Kräfte nichts ausrichten. Nach kurzem Kampf waren die Fünf gebunden und verschnürt wie Pakete.
    Eberstein trat heran und grinste höhnisch.
    »Nun, mein lieber Baum, wir werden versuchen, uns Eure Anwesenheit nützlich zu machen. Verdient habt Ihr die Freiheit sowieso nicht. Ich betrachte Euch noch immer als einen Deserteur. Wir werden Euch und Eure spanischen Genossen gegen Wasser eintauschen. Wenn wir Glück haben, erreichen wir die Insel Madeira. Von dort aus soll es uns nicht schwerfallen, nach Hause zu gelangen. — Soll ich Eurer lieben Braut vielleicht einen Gruß ausrichten?« »Schuft!« sagte Michel nur. Eberstein lächelte höhnisch.
    »Wenn Ihr glaubt, midi reizen zu können, so habt Ihr Euch geirrt. Ich werde Euerm Fräulein Braut erzählen, daß Ihr als tapferer Mann und als mein Freund im Kampf umgekommen seid, und daß Eure letzten Worte ihr galten. — Wenn sie hört, wie dicke Freunde wir gewesen sind, dann wird sie mich vielleicht heiraten. Wir werden Euer Andenken immer in hohen Ehren halten, Ihr freiheitsdürstender Wanderprediger.« Die »Medina« war längsseits gekommen.
    Jemand rief durch ein Megaphon etwas herüber. Es war aber niemand da, der arabisch verstand. Der einzige, der hätte dolmetschen können, Carlos Deste, lag gefesselt neben Michel Baum. Sein Gesicht war weiß vor Wut. Er hätte diesen deutschen Grafen rädern und vierteilen mögen. Eine Enterbrücke wurde ausgelegt. An der Reling des algerischen Schiffes standen in Reihen die Korsaren und hielten drohend ihre Krummsäbel in der Faust.
    Der Kapitän enterte auf die »Quebec«. Mit Erstaunen betrachtete er die blauuniformierten Männer. Soldaten, wie er sie noch nie gesehen hatte. Spanier waren es nicht, das stand für ihn fest. Engländer sicher auch nicht.
    Eberstein, der sich Michels Degen umgeschnallt hatte, zog diesen jetzt aus der Scheide und senkte ihn grüßend vor Abu Hanufa al Dinaweri, dem fremden Korsarenkapitän. Diesem schien die Ehrenbezeigung zu gefallen. Eine Ehrenbezeigung hatte ihm noch nie ein christlicher Offizier erwiesen.Der Araber fragte etwas in gebrochenem Spanisch. Eberstein deutete ihm durch Gesten an, daß er nichts verstand.
    Abu Hanufa redete auf ihn in seiner Muttersprache ein. Dann drehte er sich plötzlich um und rief nach Ibn Kuteiba, dem gelehrten Steuermann.
    Dieser kam. Er fragte in fließendem Englisch. Eberstein atmete auf und radebrechte eine Antwort.
    »Was sagt er, Ibn Kuteiba?« fragte der Kapitän der »Medina«. Ibn Kuteiba verneigte sich.
    »Er bittet dich um etwas Wasser, o Herr. Sie sind Schiffbrüchige aus dem Land der Nemsi, welche gegen die Franza oftmals Krieg führen.«
    Die Augen des Kapitäns blitzten.
    »Ah, Allah segne sie dafür, so sind wir Verbündete.«
    Die Algerier haßten die Spanier und Franzosen, weil diese es sich nicht gefallen lassen wollten, daß arabische Schiffe nach Belieben ihre Küste plünderten.
    Ibn Kuteiba dolmetschte weiter. Er berichtete dem Grafen, daß Franzosen und Spanier auch die Feinde der Araber seien.
    Der Rittmeister setzte seine gewinnendste Miene auf und deutete auf seine Gefangenen. »Sagt Euerm Kapitän, daß ich ihm diese vier Spanier und diesen Franzosen« — dabei deutete er auf Michel — »zu Sklaven gebe, wenn er uns mit Wasser versorgt. Dazu soll er noch diese Flinte haben.«
    Eberstein wickelte Michels sechsläufiges Gewehr

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