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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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weiter sie Flussaufwärts kamen. Riesige Blätter schwammen auf der Wasseroberfläche und auf ihnen liefen faustgroße Insekten herum. Sie sahen bizarr und gefährlich aus, aber das waren sie durchaus nicht. Es handelte sich bei ihnen um friedfertige Tiere, die dem Menschen kaum zur Last fallen konnten. Es konnte ein ganzes Jahr oder länger dauern, ehe die Gruppe den Berg der Götter erreichte. Einen Moment lang erschien Edro seine Suche nach Elfénia sinnlos. Auf jeden Fall waren seine Aussichten gleich Null. Aber dennoch... Nein, er würde nicht ruhen können, ehe er nicht dieses Land gefunden hatte. Es war die einzige Ambition, die er in seinem Leben hegte. Wie ein geschmeidiger Fisch glitt das Boot lautlos dahin. Ereignislos verstrichen die Stunden und es dämmerte bereits wieder. Sie legten am Ufer an und suchten sich einen Baum für die Übernachtung aus. Es verlief alles relativ normal, bis Edro mitten in der Nacht ein Geräusch hörte. Menschliche Schritte! Irgendwo miaute Lakyrs zweiköpfige Katze und Edro wusste, dass Gefahr drohte. Vorsichtig weckte er die anderen und zog sein Schwert.
    "Ich habe es geahnt", sagte Mergun wütend, aber Edro bedeutete ihm, zu schweigen. Sie spähten in die Dunkelheit. Fackeln waren da zu sehen. Und Menschen, mit seltsamen Tüchern behängt. Schwerter und Äxte blitzten im Mondlicht.
    "Wer sind sie?", fragte Kiria.
    "Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich glaube, es sind Ghorraparen", meinte Mergun.
    "Ich zähle 24 Fackeln", setzte Lakyr hinzu. Mit der Rechten griff er nach seiner Katze und setzte sie auf seinen Schoß. Er wollte verhindern, dass sie unbedachte Schritte unternahm.
    "Unser Boot! Sie haben es auf unser Boot abgesehen!", rief Mergun. Der Mann von der Wolfsinsel wollte sich daran machen, vom Baum herunterzusteigen, aber Edro hielt ihn zurück.
    "Es hat wenig Sinn, Freund Mergun", sagte er.
    "Aber unser Boot! Ohne das Boot sind wir aufgeschmissen!"
    "Mag sein. Aber gegen diese Übermacht erreichen wir ohnehin nicht viel - und es kann gut sein, dass dieses nur eine Vorhut ist." Mergun nickte schließlich.
    "Vielleicht habt Ihr recht." Ein Triumphgeheul brach unter den Ghorraparen aus, als sie das Boot der Gruppe entdeckten. Fackeln wirbelten in der Nacht und Stimmen schrien durcheinander. Es war fast unmöglich, zu verstehen, was sie sagten. Zwar sprachen auch die Ghorraparen an den Ufern des großen Stroms die Westsprache, aber doch in ihrem eigenen Dialekt. Wollte man etwas verstehen, musste man sich sehr viel Mühe geben.
    "Sie scheinen nicht wegen uns hier zu sein", meinte Lakyr.
    "Nein, aber nachdem sie das Boot gefunden haben, wissen sie, dass wir in der Nähe sind", stellte Kiria fest. Gebannt starrten sie auf die vielen Gestalten unter ihnen. Triumphierend trugen die Wilden das Boot davon. So rasch, wie sie gekommen waren, verschwanden sie dann auch wieder und schon nach einer kurzen Weile hörten die vier auf dem Baum nur noch die ewige Musik des Waldes. Wütend ballte Mergun die Fäuste.
    "Oh, diese Banditen! Sie haben uns unser Boot genommen! Wie sollen wir nun je nach Yumara kommen?"
    "Wir werden unser Ziel erreichen, mein Freund", meinte Edro zuversichtlich. Lakyr zuckte nur düster mit den Schultern.
    "Sollen wir vielleicht zu Fuß durch diesen Wald marschieren?" fragte Kiria etwas aufgebracht.
    "Die Ghorraparen tun dies schon solange sie hier leben - und das mögen Tausende von Jahren sein", erwiderte Mergun.
    "Es ist gefährlich, das gebe ich zu. Aber es gibt keinen anderen Weg, Freunde", erklärte Lakyr.
    "Dann sollten wir noch in dieser Nacht aufbrechen. Am besten jetzt sofort! Dieses Gebiet scheint mir nicht mehr sicher. Es könnte sein, dass diese Wilden zurückkehren", sagte Mergun. Das fahle Licht des Mondes leuchtete gespenstisch durch die dünnen Wolken und das Geäst auf den Fluss und spiegelte sich dort. Ein leichter Wind wehte und ließ die Blätter der Bäume rascheln.
    "Nein, wir sollten diese Nacht noch hier bleiben. Hier sind wir im Augenblick noch am sichersten", meinte Edro und legte sich wieder hin. Lakyr nickte.
    "Ja, vielleicht ist es so."
    "Dann sollten wir Wachen einteilen." Das war Mergun. Seine Hand war am Schwert.
    "Gut", meinte Edro.

    *

    Als der Morgen graute brachen sie auf. Aber sie schwiegen auf ihrem Weg. Misstrauisch glitten ihre Blicke umher. Ihr Weg war mühsam und schwierig. Dornenbewehrte Büsche und mannshohe Farne versperrten ihnen den Weg. Alles wuchs so dicht neben- und übereinander, dass man sich den

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