Elben Drachen Schatten
Blume!"
"Ich bin schon seit drei Wochen hier in Rolsur, aber noch nie hat mir gegenüber jemand jenen Namen erwähnt: Garten der weinenden Seelen!"
"Die Rolsurer fürchten sich vor diesem Ort und meiden ihn. Sie fürchten auch die Schwarze Blume, obwohl sie sie doch so gut wie keine andere von ihren Sorgen befreien könnte! Aber die Menschen sind nun einmal von Natur aus dumm!"
"Beschreibt mir bitte die Lage jenes Gartens! Bitte!"
Roso lächelte. Und dann beschrieb er Edro in allen Einzelheiten der Weg zu jenem seltsamen Garten, in dem die Schwarze Blume wuchs.
Als Roso geendet hatte, erhob sich Edro wortlos und eilte hinaus in die Finsternis der Nacht.
*
Wie ein schwarzer Schatten hatte Edro die Straßen der Stadt durcheilt. Und nur die Schwärze der Nacht umgab ihn. Es war eine ungewöhnlich finstere Nacht. Mond und Sterne waren durch Wolken verdeckt und kein Lichtstrahl drang zur Erde. Schließlich hatte Edro den geheimnisvollen Garten der weinenden Seelen erreicht.
Ein schwarzer, düsterer Zaun umgab ihn und das Tor wirkte massiv und fest, doch als Edro es berührte, öffnete es sich von selbst. Ein Schauder erfasste ihn, als er die seltsamen, knorrigen und sicherlich uralten Bäume sah. Ein kalter Wind bewegte ihre Zweige und das Rascheln der Blätter war wie das Flüstern des Todes. Seltsame, schwarze Geschöpfe sah Edro auf den Ästen der Bäume umherschnellen, aber sie waren zu schnell, als das er hätte erkennen können, um was für Wesen es sich da handelte.
Oh, an was für einen schrecklichen und wundersamen Ort bin ich hier bloß gelangt? fragte er sich und der Wunsch, einfach umzukehren plagte ihn.
Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Er kam jetzt an einem besonders seltsam geformten Baum vorbei und an dessen Wurzeln sah er sie: die Schwarze Blume!
Trotz der Dunkelheit war sie gut zu erkennen, denn sie war weitaus finsterer als die Schwärze der Nacht.
Zwei glühende, weiße Punkte konnte Edro dann erkennen und erst nach einer ganzen Weile begriff er, dass es sich dabei um funkelnde Augen handelte, die ihn neugierig anstarrten.
"Bist du die Schwarze Blume?", fragte er dann.
"Ja, die bin ich", kam es zurück. Die Stimme war süß. Aber auch kalt. So kalt wie der Tod selbst!
War sie wirklich eine Blume? Oder nicht viel eher ein tiefer, grundloser Schlund. Etwas kaltes, düsteres ging von ihr aus. Aber trotz all dieser Düsternis und Kälte wirkte sie anziehend.
"Man hat mir erzählt, du seist jemand, der allen in Not Geratenen helfen kann! Ist das wahr?"
"Ich weiß es nicht, mein Freund. Jeder muss selbst wissen, ob er sich von mir helfen lassen will. Ich weiß nicht, ob ich dir helfe, wenn ich dich umarme. Vielleicht stürze ich dich damit auch nur in neues Unglück."
Edro starrte nachdenklich die kleinen, weißen Augen an, die das einzig helle in diesem Garten zu sein schienen.
"Beuge dich nieder!", hauchte die Blume. Edro starrte sie etwas unschlüssig an.
"Ich werde dich umarmen und dann wirst du all deine Sorgen vergessen. Du wirst alles vergessen. Du wirst schlafen!"
Die Schwarze Blume des Todes streckte ihm nun ihre Blätter entgegen um ihn zu umarmen.
"Ich werde nicht schlafen, sondern sterben", stellte Edro plötzlich fest und wich etwas zurück.
"Ist das nicht dasselbe?"
"Das glaube ich nicht!"
"Jeder Schlaf ist in gewissem Sinne ein Tod!"
Und die funkelnden Augen der schwarzen Blume lockten, aber Edro war zurückhaltend. Misstrauen stieg in ihm auf.
Aber hatte sie nicht recht? Bot die Blume ihm nicht genau das an, was er jetzt brauchte: ewigen Schlaf!
Aber Elfénia...
Er wollte, er musste Elfénia finden!
Er näherte sich der schwarzen Blume wieder etwas.
"Ich bin auf der Suche nach einem fernen Land, in dem Träume in Erfüllung gehen und wo man den Sinn seines Lebens finden kann. Dieses Land muss ich finden oder ich werde vor Sehnsucht zu Grunde gehen. Sollte es sich aber herausstellen, dass dieses Land nicht existiert, dass es nur Produkt meiner Einbildungskraft war, dann werde ich zu dir zurückkehren und dein Angebot mit Freude annehmen!"
"Warum die Strapazen einer langen und gefährlichen Suche auf sich nehmen, wo ich dir doch Frieden biete: den Frieden des ewigen Schlafes und des Vergessens?"
"Du würdest es nicht begreifen", erklärte Edro und wandte sich ab.
*
Es war schon lange nach Mitternacht, als Edro den Hafen von Rolsur erreichte. Segler aus der ganzen Welt lagen an den Kais und auch einige Kriegsschiffe.
Für wenige Momente war
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