Elben Drachen Schatten
rascher Folge eine Reihe kraftvoller Hiebe. Der Krebs wehrte sie so gut wie möglich ab. Langsam kehrte das Gefühl in den rechten Arm Keandirs zurück. Er versuchte, sich durch das immer intensiver werdende Kribbeln nicht ablenken zu lassen.
Das Monstrum wich in tieferes Wasser zurück. Keandir folgte ihm und stand bald bis zur Hüfte in der dunklen Flüssigkeit.
»Jetzt hast du Respekt vor mir, was?«, rief er. »Ich weiß nicht, welche dämonischen Kräfte in dir wirken – aber ich weiß eines: So leicht werde ich nicht zu deiner Beute werden!«
Keandir wandte kurz den Kopf, denn er glaubte, in den Augenwinkeln eine Gestalt gesehen zu haben. Es war zwar nur ein Schatten an der Wand, aber er konnte nicht natürlichen Ursprungs sein. Die leuchtenden Steine erhellten die betreffende Stelle auf der Felswand, und doch war dort eine Zone, die so dunkel war wie das Wasser des Schicksalssees.
Der Schemen des Augenlosen …
Keandir glaubte seine Gestalt klar und deutlich zu erkennen. Der gedrungene Körper, die beiden Stäbe – einer mit einem geschrumpften Totenkopf an der Spitze, der andere mit einem geflügelten Affen aus Gold …
»Was ist das alles hier für Euch, Augenloser?«, rief Keandir. »Ein Schauspiel, das Euch die Langeweile vertreiben soll? So seht denn, was für einen Respekt ich vor dem Schicksal habe!«
Wütend startete er einen weiteren Angriff, doch das Monster konnte diesen Schwerthieb mit der noch vorhandenen Schere abwehren.
Keandir blieb stehen, bewegte leicht den rechten Arm, ballte die Hand zur Faust und öffnete sie wieder.
Dann fasste er Trolltöter mit beiden Händen.
Mit dem scharfen Blick eines Elben fixierte er sein Ziel ― und schlug zu. Er traf das zweite Scherengelenk, hackte es durch. Blitzschnell zog er das Schwert zurück. Die Hornschere war völlig abgetrennt worden und schwamm für ein paar Augenblicke auf dem dunklen Wasser, ehe sie darin versank.
Bevor sich der Krebs in noch tieferes Wasser zurückzuziehen vermochte, hieb Keandir beidhändig in die Lücke zwischen den Hornplatten. Aber diesmal zielte er auf die Augen. Mit einem Streich wollte er den Krebs blenden – wobei ihm nicht klar war, ob die wirklich für die Orientierung des Ungeheuers am wichtigsten waren.
Die Klinge fuhr in das weiche Fleisch. Schwarzes Blut rann an dem kalten Elbenstahl entlang. Feuerrote Blitze tanzten bis zum Schwertgriff und griffen auf die Arme und dann auf den gesamten Körper des Elben über. Ein Zittern durchlief ihn. Er konnte seine Bewegungen nicht mehr kontrollieren. Das schon bekannte Taubheitsgefühl begann sich – ausgehend von den Händen – in beiden Armen auszubreiten.
Gleichzeitig stieß der Riesenkrebs eine ätzende Giftwolke aus, die sich als feiner grüngelber Staub an die Klinge Trolltöters heftete.
Keandir nahm seine letzte Kraft zusammen, um die Klinge wieder aus dem Körper des Ungeheuers zu ziehen. Er hoffte, noch einen weiteren Hieb ausführen zu können, ehe ihm beide Arme den Dienst versagten.
So schlug er erneut zu. Aber die Taubheit in seinen Armen war bereits zu weit fortgeschritten. Die schmerzhafte Lähmung sorgte für eine Verspannung der Muskeln bis in den Rückenbereich. Er vermochte keinen wohl gezielten Schwertstreich mehr zu führen. Die Klinge sauste hernieder, hackte in den zur Abwehr erhobenen Scherenstumpf des Krebses, krachte anschließend auf den Hornpanzer ― und brach. Der grüngelbe ätzende Staub, der mit dem Atem des Monstrums ausgetreten war, machte offenbar sogar Elbenstahl porös.
Keandir taumelte zurück. Seine Hände krampften sich um den Schwertgriff, aber er war nicht mehr in der Lage, den Rest der Klinge anzuheben. Die abgebrochene Spitze war im Wasser versunken. Der Rest der Waffe tauchte ebenfalls in das ölige Nass. Irgendetwas bewegte sich in der dunklen Flüssigkeit, doch König Keandir bekam das nur noch am Rande mit, denn die Lähmung war inzwischen weiter fortgeschritten. Ein entsetzlich schwach klingender, röchelnder Laut kam über seine Lippen. In seinem Rachen brannte es höllisch. Der ätzende Atem des Krebses musste dafür verantwortlich sein. Keandir sah noch, wie das Monstrum mit den Scherenstümpfen um sich ruderte. Dort, wo sich die rot glühenden Augen befunden hatten, war nur noch eine einzige klaffende Wunde, aus der schwarzes Blut quoll. Blitzartige feuerrote Funken tanzten zischend hervor. Das Monstrum bewegte unkontrolliert die Beine. Wasser spritzte auf, und ein gurgelnder Laut entstand, als es
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