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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zurück. Sein Tonfall war gelassen.
    "Was würde es mir nützen, einen Namen zu besitzen?"
    "Weißt du das wirklich nicht? Namen bedeuten Identität und Persönlichkeit - Gesichter übrigens auch."
    Der Namenlose zuckte mit den Schultern.
    "Diese Dinge bedeuten mir nichts", erklärte er.
    "Du hast aber einmal einen Namen besessen - und auch ein Gesicht", erklärte Arl.
    "Das kann nicht sein. Ich erinnere mich nicht daran."
    "In diesem Fall würde ich mich an deiner Stelle nicht auf mein Gedächtnis verlassen!"
    Der Namenlose überlegte einen Moment lang. Ein Wirbel von Gedanken drehte sich in seinem Innern. Ja, vielleicht sehnte er sich insgeheim wieder nach einem Namen und einem Gesicht. Er hatte sich eingeredet, daß er dergleichen nicht brauchte, aber nun begann er langsam zu begreifen, daß dies ein Irrtum sein mußte.
    Ich bin niemand, dachte er. Niemand. Nichts. Ein Staubkorn, das identisch ist mit Millionen anderen Staubkörnern...
    Er blickte auf und sah in Arls Gesicht eine Spur von Melancholie. Düstere Schatten hatten sich über das riesengroße Gesicht gelegt.
    "Arl!" rief der Namenlose dem Gesicht im Nebel entgegen. "Du scheinst einiges über diese Dinge zu wissen!"
    "Nicht mehr, als die meisten..."
    "Nein mir scheint, daß du mehr weißt! Sag mir, wie kann ich herausfinden, wer ich gewesen bin? Mein Identität..."
    "Du siehst sie vor dir, du sprichst mit ihr, aber du erkennst sie nicht. Warum nur?" erwiderte Arl. Die Erscheinung verschwand wieder im Nebel und der Namenlose zitterte.
    Er hatte sein Gesicht gesehen und seinen Namen gehört.
    Ich habe es gewußt! dachte er. Ich habe im Grunde meiner Seele von dem Augenblick an gewußt, als dieses Gesicht sah...
    Sein Name...
    Er versuchte ihn auszusprechen, doch auf einmal erinnerte er sich nicht mehr an ihn.
    Es war wie ein Traum, dessen Bilder unweigerlich verblassen, sobald man erwacht ist.
    Sein Gesicht!
    Auch daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Ein kalter Schauder überkam ihn. Und Traurigkeit.
    Namenlose Traurigkeit.

    *

    Erst jetzt war ihm aufgefallen, daß er aufgehört hatte zu rudern.
    "Ich dachte, die Arme der Schatten ermüden niemals!" vernahm er Krylls spöttische Stimme.
    Der Namenlose hörte diese Worte wie durch einen Nebel.
    Er verzichtete auf eine Erwiderung begann wieder zu rudern.
    Er schwieg nachdenklich, während inzwischen graue Silhouetten aus dem Nebel auftauchten. Es waren unbestimmte Formen, kaum mehr als düster und geheimnisvoll wirkende Schemen.
    "Endlich!" murmelte der Namenlose. "Wir haben die Insel erreicht!"
    Er war froh, diesen schrecklichen Nebel bald überwunden zu haben, der jeden, der ihn zu durchqueren suchte, mit alptraumhaften Visionen plagte.
    Sie erreichten den Strand, an dem es seltsamerweise keinerlei Brandung gab. Kryll und der Namenlose zogen das Boot ein Stück an Land und machten es fest.
    Auf der Insel herrschte kein Nebel - dafür aber dichter Pflanzenwuchs. Da Klima schien hier außerordentlich fruchtbar zu sein.
    Uralte Bäume mit knorrigen Wurzeln ragten viele Meter hoch in den Himmel. Sie schienen so alt wie Welt selbst zu sein und doch machte keiner von ihnen einen morschen Eindruck.
    Wie aus einer boshaften Launer heraus ließ der Namenlose seine Streitaxt gegen einen der dicken Stämme fahren, aber die Waffe prallte von dem ungewöhnlich harten Holz ab, ohne etwas zu bewirken.
    "Mir gefällt diese Insel nicht!" bemerkte Kryll.
    Der Namenlose nickte.
    "Mir geht es ähnlich!" brummte er abwesend.
    Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Verzweifelt versuchte er sich seines Namens zu erinnern, den er während der Vision im Nebel erfahren hatte.
    Er glaubte einen Moment lang sogar fest daran, ihn selbst ausgesprochen zu haben, doch nun schien er unwiederbringlich verloren zu sein...
    Als sie ihren Weg zwischen den Riesenbäumen suchten, die immer größer zu werden schienen, blieb der Namenlose plötzlich stehen.
    "Was ist?" fragte Kryll ungehalten.
    "Weshalb sind wir hier?" fragte er.
    "Um Shyrkondar zu töten. Hast den Verstand verloren, Namenloser?"
    "Vielleicht..."
    "Du willst doch nicht etwa behaupten, daß du unser Ziel vergessen hast?"
    "Nein, das nicht. Aber ich weiß nicht, ob es richtig ist..."
    Düstere Schatten gingen jetzt über Krylls Gesicht.
    "Seit wann zweifelst du daran?"
    "Seit ich im Nebel etwas gesehen habe..."
    "Illusionen, Trugbilder... Ich hätte nicht gedacht, daß dein Verstand so leucht auszuschalten ist, Namenloser!"
    Der Namenlose zuckte mit den Schultern.
    "Ich

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