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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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fast eine Jahrhunderthälfte lang in der Manufaktur des berühmten Waffenmeisters, bevor er sich schließlich selbstständig machte. Sein Name ist Residor, doch anstatt sich wie der hoch geschätzte Thamandor auf die Herstellung von Waffen zu kaprizieren, entwickelt er Mechanismen, die Notleidenden zu helfen vermögen. Eine ganze Reihe von Werkzeugen und Hilfsmittel, die die Heilerzunft verwendet, gehen auf seine Erfindungen zurück.«
    »Vielleicht ist dies der Grund, weshalb ich noch nichts von diesem Residor gehört habe«, sagte Rhiagon, und es war sarkastisch gemeint, denn er glaubte Zerolas kein einziges Wort. Dennoch war sein Interesse geweckt, auch wenn er es sich selbst gegenüber noch nicht zugab.
    Und dann sagte Zerolas zu seinem größten Erstaunen: »Jedenfalls habe ich hier ein paar künstlicher Augen aus Residors Fertigung. Und ich bin bereit, sie Euch zu verkaufen.«
    Rhiagon verschlug es die Sprache; erst allmählich sickerte in seinen Verstand, was Zerolas gerade gesagt hatte, und als dies geschehen war, fehlten ihm schlichtweg die Worte.
    »Was ist?«, fragte der Händler. »Ihr seid so still.«
    Noch immer schaffte es Rhiagon nicht, einen Ton hervorzubringen, dann straffte er die Haltung und versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben, als er sagte: »Ich fürchte, meine Ersparnisse reichen nicht aus. Der Preis, den Ihr dafür verlangen werdet, muss unvorstellbar hoch sein, sollte es diesem Residor tatsächlich gelungen sein, dies Wunder zu vollbringen und künstliche Augen herzustellen.«
    »Es ist kein Wunder, und es hat auch nur wenig mit Magie zu tun«, erklärte Zerolas. »Vielmehr hat Residor die Funktionsweise des Elbenauges erforscht und versuchte, es nachzubauen. Das Ergebnis ist sicherlich nicht so perfekt wie ein echtes Elbenauge, aber immerhin wärt Ihr nicht mehr blind. Und allein schon der Anblick des Tageslichts erwärmt doch die Seele, wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    Rhiagon verstand sehr gut, was dieser Händler aus Berghaven im Herzogtum Nordbergen meinte. Und obgleich da etwas im Tonfall seiner Stimme war, das dem Elben nicht gefiel, konnte er sich der Faszination nicht entziehen, die der Gedanke auf ihn ausübte, wieder sehen zu können, und wenn es nur für einen einzigen Moment wäre.
    »Ich mache Euch einen Vorschlag, werter Hauptmann.«
    »Ich höre interessiert zu«, erwiderte Rhiagon.
    »Ihr probiert das Augenpaar des Residor einfach für eine Weile aus. Dann werde ich Euch aufsuchen und fragen, ob Ihr damit zufrieden seid. Falls Ihr es nicht seid, so gebt Ihr mir die Augen zurück, und ich werde gewiss früher oder später einen anderen Kunden dafür finden. Unter den Elben sind Augenverletzungen zwar selten, aber sie kommen doch immer wieder mal vor. Es ist nur eine Frage der Zeit, und mit der ist unser Volk ja reichlich gesegnet.«
    Rhiagon überlegte. »Mit weiteren Verpflichtungen wäre dies nicht verbunden?«
    »Nein. Erst dann, wenn wir uns wirklich handelseinig werden und Ihr die Augen behalten wollt.«
    »Gut, dann ist nichts dagegen einzuwenden. Und worin wird der Preis bestehen?«
    »Darüber reden wir dann.« Zerolas übergab Rhiagon einen Lederbeutel, und der Hauptmann öffnete ihn und ertastete zwei augengroße, kristallharte Kugeln.
    Er nahm eine davon heraus. »Ich nehme an, es ist die kundige Hand eines Heilers vonnöten, Sie mir einzusetzen.«
    »O nein, da irrt Ihr. Das könnt Ihr selber – und falls Ihr Euch da unsicher fühlt, bin ich Euch gern dabei behilflich. Gestattet Ihr?«
    »Meinetwegen.«
    Der Händler setzte mit sicheren Griffen die Augen in die leeren Höhlen in Rhiagons Gesicht ein. Sie passten erstaunlicherweise so exakt, als wären sie eigens für den Hauptmann angefertigt worden.
    Im ersten Moment sah dieser nichts als grelle Farben, die dann allmählich zunächst noch undefinierbare Formen annahmen. Aber das Bild wurde bald klarer, und auf einmal konnte er seine Umgebung wieder erkennen. Nicht mit jener Schärfe, wie es ihm mit seinen richtigen Augen möglich gewesen war, aber der Eindruck war für Rhiagon überwältigend.
    »Ihr Namenlosen Götter, ich kann sehen!«, stieß er laut hervor, sodass sich Dutzende von Elben in unmittelbarer Nähe nach ihm umdrehten. Sie starrten ihn an und wunderten sich über die hellgrauen und sehr trüb wirkenden Kristallkugeln, die der Hauptmann anstelle von Augen hatte. Sie ließen ihn wie ein fremdartiges Wesen erscheinen.
    Rhiagon atmete tief durch, ließ den Blick schweifen, richtete

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