Elben Drachen Schatten
für Magolas vollkommen unvorstellbar.
Ungefähr eine Meile vom Tempel entfernt traten plötzlich mehrere Dutzend Stierkrieger aus den Büschen hervor. Sie richteten ihre Armbrüste und Speere auf die norischen Söldner, die auf ein Zeichen ihres Großkönigs warteten. Dass man ihnen als bewaffnete Eskorte ihres Regenten auf diese Weise entgegentrat, war ein unvorstellbarer Affront gegen ihre Ehre als Krieger. Schließlich hatten die Norier ihre herausragende Stellung unter den Truppen Aratans schon innegehabt, als man die Herrscher im Palast von Aratania noch Herzöge genannt hatte.
»Du allein!«, sagte einer der Stierkrieger und deutete mit der Spitze seines Schwerts auf Magolas.
»Soll ich diesem Tier zeigen, wie es sich den Großkönig des Magolasischen Reiches anzureden geziemt?«, fragte der Anführer des norischen Söldnertrupps, der neben Magolas ritt. Die Hand hatte er bereits auf die Einhandarmbrust an seinem Gürtel gelegt; sie schoss konventionelle Bolzen ab.
»Ich bezweifle nicht Euren Mut«, sagte Magolas zu dem Offizier. »Aber ich will kein Blutvergießen.«
Der Stierkrieger trat drei Schritte vor. Hoch aufgerichtet war er groß wie ein Reiter der Norischen Garde auf seinem Pferd. Er richtete erneut die Spitze seines Schwerts auf den Großkönig und wiederholte: »Nur du! Alle anderen weg! Hier warten meinetwegen!«
»Ich fühle mich wohler in Anwesenheit meiner Männer«, erwiderte Magolas.
Auf der Stirn des Stierkriegers bildete sich eine tiefe Furche, die von Unmut und Ärger zeugte. Ein kehliger Laut, der an das Grollen von fernem Donner erinnerte, drang aus seinem Maul. »Xaror befiehlt!«
Magolas wandte sich an den Anführer der Garde. »Wartet hier, bis ich zurück bin.«
Dem Offizier gefiel das nicht, das war seinem Gesicht deutlich anzusehen. Aber er hütete sich davor, auch nur noch ein einziges Wort darüber verlauten zu lassen. Er nahm die Hand von der Einhandarmbrust und entspannte seine Körperhaltung etwas. »Wie Ihr meint, o Sohn der Sonne!«
Magolas ließ sein Elbenpferd nach vorne preschen. Ein Teil der Stierkrieger nahm ihn in die Mitte und lief links und rechts neben dem Ross her. Mit einem Pferd im schnellen Trab konnten sie mühelos mithalten. Eigene Reittiere hatten diese Kreaturen nicht nötig.
Es dauerte nicht lange, und sie hatten die letzte Meile bis zum Tempel zurückgelegt. Dort angekommen, stieg Magolas von seinem Ross. Überall hatten Stierkrieger ihre Posten bezogen und die Männer der Norischen Garde abgelöst. Das Signal, das Xaror damit zu geben beabsichtigte, war eindeutig: ER war der Herr des Tempels der Sechs Türme, nicht Magolas.
Die gewaltigen Tore öffneten sich wie von selbst, und Magolas betrat den Tempel und ging bis zu dem finsteren Schlund vor dem Altar. Zwei weitere Stierkrieger, die sich von jenen, die draußen Posten bezogen hatten, vor allem dadurch unterschieden, dass sie vier Hörner hatten, waren gerade mit den Artefakten auf dem Altar beschäftigt. Sie nahmen einige davon und warfen sie in den Schlund vor dem Altar, der einer nachtschwarzen Schlammpfütze ähnelte. Mit Lauten, die Magolas an menschliches Schmatzen erinnerten, verschwanden die Gegenstände in der zähflüssigen Masse. Ein mit Gold überzogener Knochen war darunter, ebenso ein mumifiziertes Krokodil, von dem man im Süden Karanors behauptete, dass seine Seele ein Repräsentant des Sonnengottes wäre.
Xaror schien aus irgendeinem Grund frische Kraft zu benötigen, ging es Magolas durch den Sinn.
» Du hast es erkannt!« , bestätigte Xarors Gedankenstimme. Die Knochen des schaurigen Mobiles über dem Altar führten einen makabren Tanz auf. Magolas erschrak. Xaror schien seine Gedanken noch bis in sehr viel tiefere Schichten zu erkennen, als es dem Großkönig bisher bewusst gewesen war.
Die beiden vierhörnigen Stierkrieger wandten sich zu Magolas herum. Sie verschränkten die Arme vor der Brust. Jeder der beiden Krieger trug einen Harnisch sowie ein monströses, auf dem Rücken gegürtetes Schwert. Am Gürtel hatten sie eine Ledertasche und mehrere Wurfdolche und Ringe, über deren Sinn und Zweck Magolas nur spekulieren konnte.
» Das sind Hakin und Makin«, erklärte Xaror. » Sie werden von nun an für die Sicherheit des Großkönigs sorgen.«
» Ich fühle mich unter meinen Männern durchaus sicher aufgehoben«, erwiderte Magolas, aber er ahnte, dass es kaum Sinn hatte, sich gegen Xarors Willen zu sträuben.
» Man kann Sicherheit sehr unterschiedlich
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