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Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Titel: Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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vertraute er Thalinuel bei einer Rast während einer ihrer gemeinsamen Patrouillen an. »Wir haben ihnen zu viele Freiheiten gelassen, sodass es unausweichlich war, dass sie sich irgendwann von uns abwenden würden. Sie sind noch nicht so weit, verantwortungsbewusst mit dieser Freiheit umzugehen. Sie sind wie Kinder, und Kinder müssen mit fester Hand geleitet werden. Aber statt dieser Verpflichtung nachzukommen, sind wir ihr ausgewichen und haben die Zügel zu locker gelassen. Und nun bekommen wir die Rechnung dafür präsentiert.«
    Solche Worte hatte Thalinuel schon einmal gehört, wie sie sich erinnerte. Am Abend nach dem gescheiterten Völkertreffen hatte Molakan etwas ganz Ähnliches gesagt, wenngleich nicht ganz so deutlich.
    Dennoch hatten seine Worte sie damals weitaus mehr entsetzt als Olvarians Ausführungen es jetzt taten. Da war der Schock über das Scheitern des Treffens und den vorausgegangenen Hinterhalt noch frisch gewesen, und niemand hatte sich vorstellen können, welche Folgen dies binnen kürzester Zeit zeigen würde. Mittlerweile hingegen stand auch Thalinuel der Vorstellung nicht mehr ganz so ablehnend gegenüber, dass sie stärkeren Druck auf die Völker hätten ausüben sollen. Dann wäre das inzwischen herrschende Chaos und die mancherorts sogar ausgebrochene Gewalt womöglich vermieden worden.
    »Vielleicht«, murmelte sie. »Aber das sind Fehler der Vergangenheit. Nun ist es zu spät, daran noch etwas zu ändern.«
    »Da bin ich anderer Meinung.« Olvarian lächelte, doch seine graublauen Augen blieben davon unberührt und glitzerten wie Eiskristalle. »Es ist auch jetzt noch nicht zu spät, eine härtere Gangart einzuschlagen und den Aufruhr im Keim zu ersticken. Man muss es nur wollen.«
    »Aber wie können wir die Völker den Weg des Friedens und des Lichts lehren, wenn wir sie selbst mit Gewalt unterdrücken?« Das war die Zwickmühle, für die Thalinuel bislang noch keine Lösung gefunden hatte.
    »Frieden ist ein Idealzustand, den wir anstreben und lange Zeit auch aufrechterhalten konnten. Aber wenn man uns mit Gewalt entgegentritt, müssen wir bereit sein, auch ebenso zu antworten. Denk nur an die Schrecken des Finsteren Zeitalters zurück. Glaubst du, die Schattenmahre und die anderen Dämonenkreaturen hätten ihr Unrecht eingesehen und ihre Terrorherrschaft über diese Welt aufgegeben, wenn wir nur freundlich mit ihnen gesprochen hätten?« Er ballte die Fäuste. »Nein, manchmal muss man für das Gute auch kämpfen, selbst wenn man diesen Weg nur schweren Herzens geht. Das ist wie bei einer vergifteten Wunde. Man muss sie ausbrennen, wenn man verhindern will, dass sich das Gift ausbreitet und den ganzen Körper … Entschuldige, das Beispiel ist wohl unpassend angesichts dessen, was du gerade erst durchgemacht hast.«
    Olvarian war niemand, der etwas sagte, ohne sich seine Worte vorher ganz genau zurechtgelegt zu haben, das hatte Thalinuel bereits herausgefunden. Insofern hatte er auch dieses Beispiel nicht unbedacht, sondern mit voller Absicht gewählt, doch das machte ihr nichts aus. Viel stärker beschäftigte sie sein Vergleich mit dem Finsteren Zeitalter. Ihr Volk wäre damals wie so viele andere untergegangen, wenn es nicht in den schrecklichsten Krieg gezogen wäre, den diese Welt jemals erlebt hatte. Der Sieg war allein mit Waffengewalt errungen worden und hatte die Zeit des Wiederaufbaus und der Geburt neuer Völker, die sich dank der leitenden Hand der Elben bislang in Frieden entfaltet hatten, überhaupt erst ermöglicht.
    Auch wenn die Lage heute mit der damaligen nicht zu vergleichen war, zeigte dies doch, dass auch aus Zwang und Gewalt manchmal etwas Gutes entspringen konnte.
    Allerdings durfte dies stets erst der letzte noch zur Verfügung stehende Weg sein, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Genau in diesem Punkt unterschied sie sich von Olvarian: Sie glaubte nicht, dass in der gegenwärtigen Situation bereits alle anderen Möglichkeiten versagt hatten.
    Aber selbst dessen war sie sich nicht mehr sicher.
    Am Ende der zweiten Woche, in der sie an den Patrouillen teilnahm, war Thalinuel erneut einem achtköpfigen Trupp zugeteilt worden, der von Olvarian befehligt wurde. Diesmal hatten sie die Aufgabe, die Lage weiter im Süden zu erkunden.
    »Ich denke, das wird ein gemütlicher Spazierritt«, sagte Olvarian, der neben Thalinuel an der Spitze ritt. »Bislang wurden aus dem Süden kaum Zwischenfälle gemeldet. Es gibt nur wenige Dörfer dort, und

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