Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
kennst, den dein Großvater in seinem riesigen Reich eingesetzt hat. Zudem wechselt der Amtsträger ja hin und wieder bereits nach wenigen Jahrzehnten, sodass es sich kaum lohnt, sich seinen Namen zu merken.“
„Ihr erinnert mich an Siranodir mit den zwei Schwertern“, murmelte Daron versonnen. „Es ist mehr als hundert Jahre her, aber als meine Schwester Sarwen und ich an den Hof unseres Großvaters kamen, war Siranodir einer seiner treuesten Elbenkrieger und folgte ihm in jede Schlacht.“
Palandir nickte. „Siranodir war mein Vater“, erklärte er. „Allerdings wurde ich erst geboren, nachdem er aus Elbenhaven fortzog, weil der König ihn zum Herzog von Nuranien berief.“
„Ihr seid der Sohn des berühmten Siranodir!“, stieß Daron überrascht hervor, und gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass dieser Mann jünger sein musste als er selbst.
„Ich bin erst vierzig“, stellte Palandir klar, „aber König Keandir hatte großes Vertrauen in meine Fähigkeiten und meinte, ich sei genau der Richtige, um hier in Nithrandor sein Statthalter zu sein. Wenn ich mich bewähre, so versprach er mir, werde ich sogar irgendwann einmal Herzog werden.“ Er deutete mit beiden Daumen auf die Schwertgriffe, die über seine Schultern ragten. „Die Eigenart, mit zwei Schwerter gleichzeitig zu kämpfen, habe ich von meinem Vater übernommen. Genauso wie den Beinamen. Denn so wie man ihn Siranodir mit den zwei Schwertern nennt, bin ich allgemein bekannt als Palandir mit den zwei Schwertern.“
Daron hörte gar nicht mehr richtig hin. Dieser Mann war nicht einmal halb so alt wie er selbst, und doch war er zweifellos erwachsen.
Ja, mehr noch, er hatte als Statthalter von Nithrandor ein Amt mit viel Verantwortung inne.
„Ich hoffe, Eurem Vater geht es inzwischen besser“, sagte Daron schließlich. „Ich kann mich erinnern, dass er sehr unter seiner Taubheit litt.“
Eine Verletzung, die Siranodir in der Schlacht gegen die Trorks davongetragen hatte, hatte ihn nach elbischen Maßstäben nahezu taub gemacht, denn er vermochte seither nur noch ungefähr so gut wie ein Mensch zu hören.
„Leider hat sich an seinem Zustand in den letzten hundert Jahren nichts geändert, so sehr er auch nach einem Mittel gesucht hat, dass ihn von seinem Leiden kurieren könnte“, antwortete Palandir betrübt. „Die besten Elbenheiler haben sich schon daran versucht, allerdings ohne Erfolg.“
„Euer Vater ist zu bedauern“, meinte Daron.
„Ich denke, er hat sich damit abgefunden“, sagte Palandir. „Um ihm zu helfen, bin ich so schnell gewachsen, statt mir Zeit dabei zu lassen, wie es ja auch möglich gewesen wäre. Mein Plan war, ein großer Heiler zu werden, um meinem Vater helfen zu können, aber leider musste ich feststellen, dass ich nicht das geringste Talent dazu habe.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, vielleicht hätte es sich noch entwickelt, wäre ich etwas geduldiger gewesen und hätte mir mit dem Erwachsenwerden etwas länger Zeit gelassen. Du, Daron, scheinst mir in dieser Hinsicht klüger zu sein.“
In diesem Augenblick prallte ein Felsbrocken gegen einen der Türme. Er war mit einem der Katapulte abgeschossen worden, die von den Gnomen verwendet wurden.
Das Mauerwerk bekam Risse, und einige Steine brachen heraus – und auf einmal fehlten ganze Stücke, die einfach verschwunden waren.
Das waren die Teile des Turms, die durch Magie geschaffen waren und sich nun auflösten.
Der Turm stürzte in sich zusammen. Die Elben, die sich in der Nähe befanden, starrten fassungslos. Ihre Münder standen offen, und das Entsetzen stand ihnen ins Gesicht geschrieben, denn es wurde ihnen klar, wie leicht auch andere Teile Nithrandors einstürzen konnten.
Viel zu lange hatte man die Mauern nicht mit echten Steinen ausgebessert. Man hatte geglaubt, dafür noch ewig Zeit zu haben, und so hatte man diese Pflicht immer wieder aufgeschoben. Schließlich kosteten die Dienste der zylpischen Riesen, die die schweren Steine zu schleppen hatten, ein kleines Vermögen, ebenso wie die Hilfe der Handwerker aus den Menschenländern.
Während die Elben nur entsetzt starrten, gerieten die Menschen, Zylopier und Zentauren in helle Aufregung.
„Wir sind seit kurzem eingeschlossen“, erklärte Palandir. „Dort draußen hat sich eine furchtbare Streitmacht formiert, gegen die wir kam etwas ausrichten können. Und unsere Magier sind schon damit ausgelastet, die Stadtmauern einigermaßen stabil zu halten. Da ist jede Hilfe
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