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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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herabschoss und sie fast zur Hälfte auslöschte.
Lancelot war so fassungslos von dem, was er sah, dass er
für einen Moment fast die Gefahr vergaß, in der er selbst
schwebte, ja sogar Hoffnung schöpfte, sie könnten den
Angriff weiter auf so leichte Art abwehren – ein Trugschluss, der ihn fast das Leben gekostet hätte.
Auch wenn nur Augenblicke vergangen waren, diese
kurze Zeit hatte den piktischen Bogenschützen gereicht,
ihrerseits in Schussweite zu gelangen, und nun erklang das
Peitschen der Bogensehnen und das Sirren der Geschosse
auf beiden Seiten der Mauer. Links und rechts von Lancelot erschollen gellende Schmerzensschreie, als drei oder
vier Pfeile mit fast unheimlicher Präzision ihr Ziel trafen
und sich knirschend durch Brüstungen und lederne Brustharnische bohrten, und nur eine Handbreit entfernt
schrammte die eiserne Spitze eines Pfeiles Funken sprühend am Stein entlang.
Ein zweites Geschoss zerbrach klappernd an der Brüstung direkt vor ihm und Lancelot ließ sich hastig wieder
zurücksinken. Auch die übrigen Männer gingen in Dekkung und auf der anderen Seite der Mauer ertönte ein aus
hundert Kehlen geschmetterter Jubelruf, als die erwartete
dritte Salve der Verteidiger ausblieb und sich die Pikten
der Stadt ungehindert weiterhin nähern konnten.
Aber die Überraschung der Männer auf den Zinnen hielt
nur einen Moment. Die Bogenschützen richteten sich vorsichtig wieder auf und schossen nun einzeln und gezielter,
stets darauf bedacht, in Deckung zu bleiben und den Gegnern ein möglichst kleines Ziel zu bieten, und für gute
zehn Minuten nahm der Kampf geradezu gespenstische
Züge an, denn es war kein Feind zu sehen. Kein Angreifer
versuchte über die Zinnen zu klettern, nur das unablässige
Surren und Zischen der Pfeile erfüllte die Luft und dann
und wann ein Schmerzensschrei, wenn eines der Geschosse sein Ziel traf und einen weiteren Verteidiger ausschaltete. Dann prallte irgendetwas mit einem dumpfen Krachen
gegen das Tor tief unter ihnen und nur ein kleines Stück
links von Lancelot erschien eine Leiter über den Zinnen,
die in gefährlich steilem Winkel an die Mauer angelehnt
worden war. Sofort sprangen zwei oder drei Männer hinzu
und versuchten sie umzuwerfen, wurden aber von einem
ganzen Pfeilhagel zurückgetrieben, mit dem die piktischen
Bogenschützen die Zinnenkrone eindeckten.
Eine zweite und dritte Leiter erschien in den Lücken
zwischen den Zinnen und der Pfeilhagel nahm noch zu, als
die Pikten unten vor der Mauer versuchten ihre Kameraden zu decken, die die Sturmleitern emporkletterten. Mit
einem hellen Klappern prallte ein roh geschmiedeter Enterhaken gegen die Mauer vor Lancelot, wurde zurückgezogen und fraß sich knirschend in einer Fuge fest. Das
Seil, das daran befestigt war, summte wie die straff gespannte Saite einer Laute. Überall rings um ihn herum
peitschten noch immer die Bogensehnen, aber immer mehr
Männer ließen jetzt ihre Bogen sinken und griffen nach
Schwertern, Speeren und Keulen, um für den erwarteten
Ansturm gewappnet zu sein.
Auch Lancelot zog sein Schwert, hieb wuchtig nach dem
Enterhaken und registrierte voll grimmiger Zufriedenheit,
wie die Klinge das mehr als fingerdicke Eisen wie einen
trockenen Halm durchschnitt. Der Rest verschwand in der
Tiefe und von der anderen Seite der Mauer erscholl ein
kurzer, plötzlich abbrechender Schrei. Dem ersten Wurfanker folgten unmittelbar darauf ein zweiter und dritter,
die Lancelot zwar auf die gleiche Weise kappte, was dem
Ansturm aber kein bisschen an Wucht nahm. Immer mehr
Leitern wurden gegen die Mauer gelehnt und der Himmel
begann sich unter dem Hagel aus Pfeilen zu verdunkeln,
der auf die Verteidiger herabprasselte. Nicht wenige Geschosse waren zu kurz gezielt und fielen knapp außerhalb
der Mauer herab und Lancelot nahm an, dass etliche davon
auch die Männer trafen, zu deren Unterstützung sie eigentlich gedacht waren. Doch dann erschienen die ersten Pikten vor ihnen und das Schwert in Lancelots Hand schien
lautlos aufzuschreien und zu einem furchtbaren Eigenleben zu erwachen.
Der erste Angriff dauerte kaum zehn Minuten und endete so, wie er hatte enden müssen, nämlich mit einer vernichtenden Niederlage der Pikten. Doch was Lancelot
schon mehrmals erlebt hatte, wiederholte sich auch jetzt
und es hatte nichts von seinem Schrecken und dem Entsetzen verloren, mit dem es ihn erfüllte: Die piktischen Krieger mussten ganz genau wissen, dass alles, was sie hier
oben erwartete, der sichere Tod war, aber das

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