Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
hier und
sprach über das Schicksal eines Hundes , wo doch Gwinneths Leben auf dem Spiel stand! Hastig nahm er Tander
den Beutel aus der Hand und wollte gehen, aber der Gastwirt machte eine Handbewegung und rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Verzeiht, Herr.«
»Ja?«
»Es ist wegen …« Tander druckste einen Moment herum. »Ihr habt noch nicht bezahlt.«
»Bezahlt?« Lancelot runzelte die Stirn, als wäre ihm die
Bedeutung dieses Wortes nicht ganz klar. Dann nickte er
und sagte, so freundlich er nur konnte: »O ja, sicher. Ich
verstehe. Verrechnet es doch einfach mit dem, was Ihr
Camelot noch schuldet.«
»Schuldet?«, fragte Tander verwirrt.
»Ich rede von dem, was Ihr aus Küche und Vorratskellern gestohlen habt«, erwiderte Lancelot liebenswürdig.
Tander japste. »Wer hat Euch das … ich meine, wie …
wie kommt Ihr auf diese Idee, Herr?«
»Das spielt jetzt keine Rolle«, antwortete Lancelot. »Wir
reden darüber, wenn ich zurück bin – genau wie über den
Hund. Wenn ich Euch einen guten Rat geben darf, sorgt
dafür, dass er noch hier ist, wenn ich wiederkomme.«
Für einen Moment sah Tander ganz so drein, als wolle er
ihn anschreien oder auch packen, ungeachtet seines Standes, um das geforderte Geld aus ihm herauszuschütteln,
aber dann erinnerte er sich wohl daran, dass auch in
Camelot Männer schon für weniger am Galgen geendet
hatten, und schluckte hinunter, was ihm auf der Zunge lag.
Auch wenn er fast daran erstickte. »Selbstverständlich,
Herr«, sagte er. »Ganz, wie Ihr befehlt.«
Lancelot verließ das Gasthaus, befestigte den Beutel am
Sattelgurt des Einhorns und schwang sich in den Sattel.
Kurz darauf ritt er aus dem Stadttor und wandte sich
nach Norden. Malagon war mehr, viel mehr als einen Tagesritt von Camelot entfernt und Artus hatte gesagt, dass
sie das piktische Heer angreifen würden, noch bevor die
Sonne unterging. Aber irgendwie wusste er, dass er rechtzeitig dort eintreffen würde. Schließlich saß er auf einem
Tier, das andere Wege kannte als die, die Menschen normalerweise gingen. Er hielt die Zügel in der Hand, lenkte
das Einhorn aber nicht, sondern überließ es ganz dem Fabelwesen, seinen Weg zu finden, und wie er erwartet hatte,
folgte es dem Pfad nur für wenige Schritte und steuerte
dann direkt auf den dichten Wald zu, der Camelot umgab.
Kurz bevor er in den Wald eindrang und sich das immer
währende Zwielicht einer Welt rings um ihn herum
schloss, deren Boden vielleicht länger kein Sonnenlicht
mehr gesehen hatte, als es Menschen gab, drehte sich Lancelot noch einmal im Sattel um und ließ seinen Blick über
die Silhouette der Stadt schweifen. Ein Großteil der bunten Fahnen und Wimpel war bereits eingeholt worden und
die Schausteller, Handwerker und fahrenden Händler, die
ihre Waren und Leistungen feilgeboten hatten, waren damit beschäftigt, ihre Marktstände abzubauen und Wagen
zu beladen. Hinter den Zinnen patrouillierten jetzt mehr
Wachen und nicht allzu weit entfernt begannen sich Artus’
Krieger zu sammeln. Noch waren es wenige, die meisten
einfache Bauern und Städter, denen man eine Waffe und
einen Schild in die Hand gedrückt hatte, einige auch zu
Pferde. Aber es würden bald mehr werden. Mandrake begann das Heer bereits zusammenzuziehen, um das ihn
Artus gebeten hatte. Ein übler Geschmack breitete sich auf
Lancelots Zunge aus. Es hatte ein Tag der Freude werden
sollen in Camelot, aber nun würde er im Gegenteil enden.
Der Krieg hatte seinen Schatten bereits über die Stadt gelegt und er kam näher. Vielleicht noch schneller, als die
meisten hier in diesem Moment ahnten.
    Schon bald war Lancelots Zeitgefühl erloschen, ebenso
seine Orientierung. Der Wald war viel dichter als jeder
andere Wald, durch den er jemals gekommen war – abgesehen vielleicht vom Elfenbeinwald in der unheimlichen
Welt der Unsterblichen –, und auf einem normalen Tier,
aber wohl auch zu Fuß hätte es hier kein Durchkommen
gegeben. Die Stämme standen so dicht, dass man manchmal das Gefühl hatte, nicht einmal mehr eine Hand dazwischenschieben zu können, und nur zu viele dieser ohnehin
kleinen Zwischenräume wurden noch von dichtem Gestrüpp und dornigem Unterholz eingenommen. Und was er
schon einmal erlebt hatte, das wiederholte sich auch jetzt:
Immer dann, wenn er glaubte, nun wirklich umkehren oder
einfach hoffnungslos stecken bleiben zu müssen, fand das
Einhorn eine Lücke, die sich vor ihm auftat, einen Durchgang zwischen

Weitere Kostenlose Bücher