Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
Gefahr für ihn sinken würde, je weniger wir wären, und es bei deinem Tod ein hungriges Maul weniger zu stopfen gäbe.«
    »Das macht ihn mir ja gleich richtig sympathisch.«
    »Die Nocturnen sind nun einmal Geschöpfe der Finsternis. Sie haben völlig andere Werte und andere Ansichten über nahezu alles, sie denken sogar völlig anders als wir. Ein einzelnes Leben bedeutet ihnen nichts. Wegen dieser Unterschiede wird es wohl nie mehr als ein Zweckbündnis wie jetzt zwischen uns geben. Die Nocturnen haben bis in meine Zeit als Einziges der Schattenvölker überlebt, aber sie waren stets isoliert.«
    Es fiel Barlok immer schwerer, seine Augen offen zu halten und sich auf ihre Worte zu konzentrieren. Noch immer brannte das Fieber in seinem Körper, und er musste gegen Schwäche und Müdigkeit ankämpfen.
    Thalinuel lächelte.
    »Ich sehe schon, in dir führen Neugier und Müdigkeit einen harten Kampf gegeneinander«, sagte sie. »Aber deine Fragen werden dir nicht weglaufen, sondern noch genauso auf dich warten, wenn du wieder aufwachst. Dann werde ich dir auch etwas Fleisch und Brot bringen. Du wirst hungrig sein, nachdem ich dir in den letzten Wochen fast nur Brühe eingeflößt habe.«
    Ihre letzten Worte hörte Barlok schon kaum noch und schlief unmittelbar danach ein.
    Als er das nächste Mal erwachte, fühlte er sich ein wenig besser, aber immer noch schwach und wie ausgelaugt. Er spürte, dass er lange geschlafen hatte, und zum ersten Mal seit Wochen war es ein tiefer, erholsamer Schlaf ohne Fieberträume gewesen.
    Auch verspürte er Hunger, und wie Thalinuel versprochen hatte, brachte sie ihm eine Scheibe gebratenes Fleisch und einen Kanten Brot, das jedoch hart und trocken war und nicht besonders gut schmeckte. Trotzdem schlang er es mit solchem Heißhunger hinunter, dass die Elbin ihn ermahnen musste, langsam zu essen. Auch lehnte sie es ab, ihm noch mehr zu bringen, da sein Magen sich erst wieder langsam an feste Nahrung gewöhnen müsste. Stattdessen reichte sie ihm noch eine Schale mit Brühe und einen ihrer widerlich stinkenden Kräutersude.
    Anschließend beantwortete sie ihm geduldig seine Fragen, von denen die meisten Urlak und seine Sippe betrafen und die Eindrücke, die sie während der bisherigen Reise von den Nocturnen allgemein, den Craal und den Zuständen in diesem Land gesammelt hatte.
    »Früher hätten die Nocturnen niemals Brot gegessen, sondern ausschließlich Fleisch«, berichtete sie. »Auch lebten nur wenige von ihnen in Siedlungen oder kleinen Dörfern. Die meisten streiften mit ihren Sippen als Nomaden durch das Land und waren untereinander verfeindet, weshalb sie sich ständig gegenseitig bekämpften. Ein Großteil des Fleisches, das sie verzehrten, stammte aus diesen Kämpfen.«
    Entsetzt starrte Barlok sie an und dachte daran, was er gerade gegessen hatte, doch die Elbin lächelte nur.
    »Sei unbesorgt, diese Zeiten sind vorbei. Als wir Elben zu einer ernsthaften Gefahr für die Schattenmahre heranwuchsen und sie große Armeen aufstellten, benötigten sie die Nocturnen, um die Heerscharen zu versorgen, da sie als Krieger im Vergleich zu ihren sonstigen Horden eher schwach waren. Die Craal unterbanden ihre Kämpfe untereinander und zwangen ihnen eine andere Lebensweise als Bauern und Viehzüchter auf. Der Kannibalismus wurde ihnen bei Todesstrafe verboten; überhaupt kennen die Craal als Strafe für jedes noch so kleine Vergehen nur den Tod. Den Nocturnen wurde befohlen, sich hauptsächlich von Brot zu ernähren, selbst ihr Vieh müssen sie fast vollständig in den Süden liefern. Das Fleisch, das du gegessen hast, stammt von einem Hirsch, den Urlak und seine Söhne in den Wäldern erlegt haben.«
    »Du glaubst nicht, wie sehr mich das beruhigt. War Urlak deshalb dafür, mich sterben zu lassen, damit er mal Zwerg auf den Speiseplan bekommt?«
    Es sollte ein makabrer Scherz sein, doch Thalinuel blieb ernst.
    »Ich glaube, er hatte eher im Sinn, dich ihren Göttern zu opfern, wie sie es früher mit den Gefangenen ihres eigenen Volkes getan haben«, erwiderte sie. »Zumindest dein Blut. Was danach mit deinem Leichnam geschehen wäre, ist eine andere Sache. Stattdessen haben sie ihnen den Hirsch geopfert. Sie haben ihn lebend gefangen und ihm dann bei ebenfalls noch lebendigem Leib die Läufe abgeschnitten und ihn gehäutet, bis er verblutet war. Es war widerlich und abstoßend, Bestandteil einer unvorstellbar grässlichen Zeremonie. Weitere Einzelheiten erspare ich dir lieber, ich

Weitere Kostenlose Bücher