Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Misstrauen gegen Nocturnen, die frei im ganzen Land umherziehen, statt auf den Feldern oder in den Waffenschmieden zu arbeiten.«
Der Wagen verlangsamte seine Fahrt noch weiter. Auch der Prinz kam nun mit Puschel in den Wagen gestiegen und setzte sich in eine Ecke.
»Du weißt, was du zu tun hast«, wandte sich Thalinuel an ihn. »Mach alles genauso wie bei den letzten Malen.«
»Ja, ja«, brummte Harlan missmutig. »Ich habe gerade so schön geschlafen. Warum darf ich die Ungeheuer nicht einfach töten? Das wäre viel einfacher, und verdient hätten sie es auch. Das würde endlich mal ein bisschen Spaß machen.«
»Es darf niemals Spaß machen, andere umzubringen!«, wies ihn Thalinuel scharf zurecht. »Sonst bist du nicht besser als sie. Du wirst sogar zu einem von ihnen, wenn du deine Kräfte leichtfertig zu bösen Zwecken einsetzt, das weiß kaum einer besser als ich. Auch ich kann mit meinem Schwert töten, trotzdem tue ich es nur widerwillig und nur dann, wenn mir keine andere Wahl bleibt. Das unterscheidet unser Volk von den Dunklen, und deshalb werden wir sie auch besiegen. Hast du das verstanden?«
»Ja, ja«, maulte der Prinz erneut.
Sein Verhalten erfüllte Barlok mit beinahe größerem Schrecken als die Kontrolle. Wieder wurde ihm bewusst, was für eine gefährliche Mischung ein Elb mit so ungeheuren Kräften, aber dem Verstand eines kleinen Kindes darstellte. Noch ließ er sich von Thalinuel beeinflussen und hörte auf sie, aber wenn das irgendwann nicht mehr der Fall sein sollte, könnte es zu einer Katastrophe kommen. Er hoffte, dass sie ihr Ziel bald erreichten und ihn wieder in die Hände seines Volkes übergeben konnten.
»Sie hat Recht«, bekräftigte Puschel zu seiner Überraschung mit ausnahmsweise völlig ernster Stimme. »Du willst doch nicht selbst so böse wie die Dunklen werden, oder?«
»Nein, natürlich nicht«, murmelte Harlan.
»Dann tu, was sie sagt. Wenn du die Craal töten würdest, würde außerdem schnell auffallen, dass sie verschwunden sind, und dann würden wir in noch größere Gefahr geraten. Wir müssen sie täuschen, dadurch sind wir ihnen überlegen.«
»Also gut.«
Harlans Umrisse begannen ebenso wie die Thalinuels leicht zu flimmern, und gleich darauf hatten sie das Aussehen von Nocturnen angenommen. Puschel hatte sich in ein Baby verwandelt, das scheinbar friedlich auf Harlans Arm schlief.
»Gut so«, lobte Thalinuel ihn.
Wenige Minuten später kam der Wagen zum Stehen. Stimmen klangen von draußen herein.
»… Wisch interessiert mich nicht«, hörte Barlok jemanden barsch sagen. »Fahrendem Gesindel wie euch ist nicht zu trauen. Hier habe ich zu bestimmen, und ich lasse euch nicht durch, bevor ich die Wagen durchsucht habe. Ihr habt doch nichts zu verbergen, oder?«
»Nur das, was diese Bande ihnen abnehmen wird, denn nur darum geht es«, raunte Thalinuel. »Es sind nicht mehr als Wegelagerer. Sie nehmen sich, was ihnen gefällt, aber nie übertrieben viel, denn sie wissen, dass Urlak mächtige Gönner hat. Alles Wertvolle ist in Geheimfächern in den Wagen versteckt, die man wohl nur entdeckt, wenn man diese zertrümmert. Er könnte die Craal auch bezahlen, aber es gefällt ihnen besser, sich einfach etwas zu nehmen. Meist Nahrung und ein bisschen Tand. Ich fürchte, morgen werden wir keinen Hirsch mehr zu essen bekommen.«
Sie verstummte, als einer der Craal seinen hässlichen Kopf in ihren Wagen steckte. Verblüfft musterte er Barlok.
»Was ist mit ihm?«
»Das ist mein Sohn«, behauptete Thalinuel. »Er ist krank.«
»Und was gibst du dich noch mit ihm ab? Töte ihn einfach, wie es sich gehört.«
»Nein, ich …«
»Was ist da los?«, ertönte wieder die barsche Stimme von zuvor.
»Ein Kranker«, berichtete der Craal und trat zur Seite. Ein weiteres der vierarmigen Ungeheuer blickte herein und zwängte sich in den Wagen.
»Ein Kranker? Was füttert ihr einen Kranken durch? Tötet ihn, oder soll ich das für euch erledigen?« Er zog sein Schwert und richtete die Spitze auf Barlok, dem fast das Herz stehen blieb.
»Nein, Herr, tut es nicht«, flehte Urlak, der ihm in den Wagen gefolgt war. »Bei normaler Arbeit sind wir leicht zu ersetzen, da würde ich selbst nicht zögern, ihn zu töten. Aber in unserem Gewerbe ist das anders. Er besitzt großes Talent und ist einer der besten Messerwerfer, die ich je erlebt habe. Im Moment ist er nur ein unnützes Maul, das gestopft werden muss, aber er ist unersetzbar für unsere Vorführungen.«
Der
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