Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
der Schürfmeister.
»Dieses Jahr wohl nicht mehr, aber dafür sicherlich im Frühjahr«, entgegnete Calafax und stieg auf sein Pferd. Es war ein Versprechen, das er nicht mehr würde halten können.
Am Tag ihres Aufbruchs von Zarkhadul war es sommerlich warm, und die Sonne schien strahlend hell vom Himmel. Am späten Nachmittag jedoch zogen erste Wolken auf, und es wurde fast unerträglich schwül, bis sich am Abend ein Gewitter entlud und einen Wetterumschwung brachte. Es kühlte beträchtlich ab und regnete die ganze Nacht hindurch. Auch am nächsten Tag blieb es kühl, und noch immer regnete es in Strömen. Das Wetter drückte die Stimmung der Reisenden erheblich. In ihre Mäntel gehüllt und die Kapuzen zum Schutz vor dem Regen hochgeschlagen, saßen sie auf den Kutschböcken oder ihren Pferden.
Die Wege waren aufgeweicht und voller Pfützen. Die Räder der schwer beladenen Wagen sanken tief im Morast ein, blieben aber wenigstens nicht stecken. Dennoch war es eine Strapaze für die vor die Karren gespannten Pferde, und sie kamen nur deutlich langsamer als geplant voran.
Zwei weitere Händler hatten sich gegen ein nicht unerhebliches Entgelt von Teneret aus an Calafax’ Treck angeschlossen und begleiteten ihn freilich nun auch auf dem Rückweg. Sie beteiligten sich mit wesentlich weniger Wagen an dem Treck als Calafax selbst, einer mit fünf, der andere mit sechs Karren, während er selbst mit vierzehn Wagen unterwegs war. Sie mussten einige dünn besiedelte und deshalb gefährliche Gebiete durchqueren. Ohne Geleitschutz wäre dies bei ihrer kostbaren Ladung ein höchst riskantes Unterfangen gewesen. Dementsprechend hatte Calafax wie schon bei seinen früheren Reisen eine Schutztruppe angeheuert, insgesamt fünfunddreißig kampferfahrene Söldner. Jede Bande von Wegelagerern würde es sich unter diesen Umständen gut überlegen, sie anzugreifen.
Noch aber befanden sie sich in relativ sicherem Gebiet. Selbst die Gegend um Gormtal war längst nicht mehr so gefährlich wie noch vor wenigen Jahren, was zumindest indirekt auch den Zwergen zu verdanken war. Ihre Flucht vor den Dunkelelben an die Oberfläche und die Streitigkeiten mit den Menschen der umliegenden Ortschaften hatten die Aufmerksamkeit König Kalmars auf diese abgelegene Provinz gelenkt. Nach dem Sieg über die Thir-Ailith hatte seine Armee die Gelegenheit genutzt, um auch noch mit dem räuberischen Gesindel aufzuräumen und die Handelswege sicherer zu machen. Gerüchten zufolge sollte in den vergangenen Monaten außerdem eine Gruppe elbischer Vigilanten auf eigene Faust einen Kampf gegen das organisierte Verbrechen in Gormtal geführt und es stark zurückgedrängt haben.
Nördlich von Lesartes wurde das Gelände hügeliger und war bei dem schlechten Wetter noch schwerer zu passieren. In den Tälern sammelte sich das Wasser, und die Räder fanden an den Steigungen kaum genug Halt in dem Morast, um es die Hügel hinauf zu schaffen.
Calafax fluchte erbittert, während er beobachtete, wie die Wagen im Schritttempo vorwärtskrochen. Durilac, der Befehlshaber seiner Schutztruppe, zügelte sein Pferd neben ihm.
»Das gefällt mir nicht«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass das Wetter morgen besser wird. Es scheint sich richtig einzuregnen. Wir sollten in Erwägung ziehen, doch die südliche Route zu nehmen. Sie ist zwar länger, aber dafür sind die Straßen wesentlich besser ausgebaut.«
»Ich habe auch schon daran gedacht«, entgegnete Calafax zögernd. »Wenn es noch einen Tag so weiterregnet, werden die Wege völlig unpassierbar, und die Wagen versinken im Schlamm.«
»Wir könnten uns nach Gormtal wenden, sobald wir die Hügel hinter uns gelassen haben. Bis Einbruch der Dunkelheit dürften wir die Stadt erreichen. Es wäre wesentlich angenehmer, die Nacht in einer Herberge zu verbringen, als erneut Zelte aufzuschlagen, und morgen könnten wir von dort aus direkt die Straße nach Süden nehmen.«
»Ich weiß nicht«, sagte Calafax nachdenklich. »Ich würde eigentlich nur ungern in Gormtal übernachten. Obwohl sich die Verhältnisse in der Stadt geändert haben, ist es dort dennoch nicht ungefährlich. Immerhin haben wir eine wertvolle Fracht und würden womöglich das Interesse einiger Leute auf uns lenken, die besser nicht auf uns aufmerksam werden sollten.«
»Wenn, dann würden meine Männer ihr Interesse rasch wieder abkühlen.«
»Trotzdem.« Der Händler schüttelte den Kopf. »Wir werden wie geplant im Freien übernachten. Sollte es
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