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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Ich werde euch umbringen, wenn ihr es auch nur versucht. Ihr werdet mir nicht …«
    »Wehre dich nicht dagegen!«, riet ihm Thalinuel, als Alanion nach seinen Schläfen griff. »Es tut nicht weh, aber wenn du dich sträubst, machst du es nur schlimmer.«
    Barlok beachtete sie nicht. Wild schüttelte er seinen Kopf, bog ihn nach hinten und stieß ihn vor, bis einer der Elben grob seine Haare packte und seinen Kopf so weit in den Nacken zwang, dass er ihn kaum noch bewegen konnte.
    Gleich darauf spürte er ein seltsam prickelndes Gefühl hinter seiner Stirn. Es war, als würden unsichtbare Finger in seinem Geist herumstochern. Instinktiv versuchte er sie abzuwehren und zurückzudrängen. Mit aller Kraft kämpfte er dagegen an, doch dies waren Waffen, auf die er sich nicht verstand. Mühelos drangen die tastenden Finger tiefer vor, aber es war längst nicht so schlimm, wie er geglaubt hatte. Er hatte befürchtet, der Elb würde tief in seinen Geist eindringen, das Unterste zuoberst kehren und ihm rücksichtslos jeden noch so geheimen Gedanken entreißen.
    Das jedoch geschah nicht. Alanion ging äußerst behutsam vor, und obwohl es Barlok unmöglich war, das Gefühl zu beschreiben, spürte er, dass der Elb nur die obersten Regionen seines Gedächtnisses durchforstete, sich nur für seine grundsätzlichen Einstellungen und seine Welt interessierte, vor allem für den Krieg gegen die Thir-Ailith und die Rolle, die er dabei gespielt hatte.
    Alles dauerte nur wenige Sekunden, dann löste Alanion die Finger wieder von seinen Schläfen. Im gleichen Moment verschwand das tastende Gefühl in Barloks Gedanken.
    »Ich hoffe, es war nicht zu unangenehm für dich«, sagte der Elb. »Nun kenne ich dich besser und weiß, dass du ein Mann von großer Ehre bist.« Er ließ sich ein Messer geben und durchschnitt eigenhändig Barloks Fesseln. »Ich bedauere, dass ich dir diese Unannehmlichkeiten bereiten musste, aber unser aller Leben hängt davon ab, dass wir wachsam und misstrauisch sind. Nun jedoch ist dieses Misstrauen ausgeräumt.«
    Barlok massierte sich die Handgelenke. Nur mühsam beherrschte er seinen Zorn. Am liebsten hätte er Alanion augenblicklich niedergeschlagen, doch seine Worte hatten auch etwas in ihm berührt. Obwohl er es in seinem gegenwärtigen Zustand zu verdrängen versuchte, musste Barlok sich eingestehen, dass er selbst in einer vergleichbaren Situation ebenso gehandelt hätte, vermutlich sogar noch weniger rücksichtsvoll.
    Und Alanion hatte sich bei ihm entschuldigt.
    Erst jetzt drang die Bedeutung seiner Worte völlig in Barloks Bewusstsein. Alanion war so, wie auch die Elben in seiner eigenen Welt vor langer, langer Zeit gewesen sein mussten: stolz, wild, kriegerisch, entschlossen und voller Fanatismus, der ihnen die Kraft für den Kampf gegen das Böse verlieh. Und dennoch hatte Alanion ihn als einen Mann von großer Ehre bezeichnet und sich bei ihm dafür entschuldigt, dass er seine wahren Absichten hatte prüfen müssen. Das war etwas, wozu sich kaum ein anderer Elb hätte durchringen können, den Barlok kannte.
    Sein Zorn legte sich fast augenblicklich, und er neigte leicht den Kopf als Zeichen der Ehrerbietung.
    »Nun, da wir wissen, dass ihr keine Feinde seid, können wir uns angenehmeren Dingen zuwenden«, sprach Alanion weiter. »Ich habe nur an der Oberfläche eures Bewusstseins geforscht und habe noch unzählige Fragen an euch, wie ihr wahrscheinlich auch an uns. Aber ihr müsst hungrig und durstig sein. Wir können euch keine so reichliche Tafel anbieten, wie ich es gern täte, doch wir werden zumindest ein kleines Mahl für euch bereiten. Während ihr esst und trinkt, können wir uns weiter unterhalten.«
    So feindselig Alanion und seine Begleiter sich zuvor verhalten hatten, so sehr bemühten sie sich nun, dies durch Freundlichkeit wieder wettzumachen. Dennoch reagierte Barlok kaum darauf. Auch wenn sein Zorn verraucht war, so blieb doch das grundlegende, in vielen tausend Jahren gewachsene Misstrauen seines Volkes gegenüber allen Elben, das ihn zur Vorsicht mahnte.
    Man bot ihnen neue Kleidung an, die er ablehnte, die Thalinuel hingegen dankend annahm, dann führte man sie aus der Zelle und über einen Stollen in eine große Höhle, in der zahlreiche Tische, Stühle und Bänke standen. Sie war durch Fackeln und Laternen hell erleuchtet. Schrate waren keine zu entdecken, aber mehrere Dutzend Elben hielten sich dort auf. Auch sie trugen alle Rüstungen. Mit unverhohlener Neugier starrten sie die

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