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Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards

Titel: Elbenthal-Saga Bd. 1 - Die Hüterin Midgards Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Daumen gegeben – aber so … verflucht, schaut Euch das an!«
    Wieder zeigte Yrr ihre zu einer Kralle verformte Hand.
    »Stell dich nicht so an«, sagte Svenya und kam auf die Füße. »Das ist in einer Minute wieder heil.«
    »Nein, ist es nicht«, sagte Raik, der plötzlich in der Tür stand, mit ernster Stimme. »Wunden, die Blodhdansr schlägt, verheilen nur sehr schwer … wenn überhaupt. Komm mit, Yrr, ich werde sie versorgen.«
    Yrr nahm ihren Waffengürtel vom Bett und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen, aus dem Zimmer.
    Raik blieb noch einen Moment lang stehen und schaute Svenya an.
    »Ich möchte, dass Ihr versteht, dass sie Euch vermutlich gerade das Leben gerettet hat.« Dann wandte auch er sich um und ging. Hatte Svenya sich vorher schon ziemlich schlecht gefühlt, so fühlte sie sich jetzt erst recht miserabel.

19
     
    Die folgenden Tage wurden nicht besser für Svenya – ganz im Gegenteil. Yrr ließ sie in jeder Trainingseinheit ihren Unmut darüber spüren, dass ihre Hand nur sehr, sehr langsam heilte. Und obwohl sie dadurch gehandicapt war, ging sie Svenya noch rauer und unerbittlicher an als schon am ersten Tag. Hin und wieder besuchte General Hagen die Unterrichtsstunden, stand aber immer nur am Rand und verzog nicht einen Muskel seiner finsteren Miene. Im Nahkampf mit Wargo machte sie einige Fortschritte, aber nur, wenn er sich nicht in seine wölfische Gestalt verwandelte – dann hatte Svenya nicht den Hauch einer Chance. Die Flemys, auf die sie sich schon so sehr gefreut hatte, bekam sie nicht mehr zu sehen. Als sie Raik daran erinnerte, dass er ihr versprochen hatte, ihr das Reiten darauf beizubringen, erinnerte er sie mit knappem Ton daran, dass er das an die Bedingung geknüpft hatte, dass sie sich Mühe geben würde beim Trainieren und dass er diese Mühe nicht sähe.
    Strategie bei Raegnir, die in der Hauptsache aus dem Nachstellen früherer Schlachten bestand, war so trocken, wie man es sich nur vorstellen konnte, und nichts davon blieb dauerhaft bei Svenya hängen – mit Ausnahme der überraschenden Tatsache vielleicht, dass in sehr viel mehr Menschenkriegen als man glauben mochte Elben in ihren Reihen mitgekämpft hatten. Lichtelben auf der einen, Dunkelelben auf der anderen Seite. Und das auch schon lange, bevor die Lichtelben ins Exil hierher nach Midgard gekommen waren. Achilles zum Beispiel und Marcus Agrippa, Xerxes der Erste und Leonidas, Flavius Aetius und Attila der Hunnenkönig.
    Raiks Unterricht in nordischer Mythologie, die er Geschichte nannte, war nicht besser: stundenlange Vorträge über die Kriege zwischen den Aesir, dem jüngeren und kriegerischen Göttergeschlecht, und den Vanir, dem älteren und friedlichen. Svenya konnte Raiks unverhohlene Begeisterung für die » Ruhmestaten der Aesir unter ihrem Oberhaupt Odin«, wie er sich auszudrücken pflegte, nicht nachvollziehen; hatten sie doch ein friedliebendes Volk grundlos angegriffen und am Ende beinahe vollkommen ausgemerzt. Die wenigen Überlebenden, wie Freyja, machten sie zu ihren Geiseln. Auch die späteren Kriege der Aesir, wie der gegen die Eisriesen aus Jotunnheim, schienen ihr eher willkürlich und die Taten von Unterdrückern. Doch da sie Raik nicht noch mehr enttäuschen wollte als ohnehin schon durch ihren mangelhaften Trainingsfortschritt, behielt sie solche Gedanken wohlweißlich für sich.
    Am schlimmsten aber waren die Schwertkampfstunden gegen Yrr. Es schien Svenya, als wollte die Kriegerin ihr jede einzelne Sekunde davon beweisen, was sie in jener Nacht behauptet hatte – nämlich, dass Svenya auch mit Blodhdansr nicht die Spur einer Chance gegen sie gehabt hätte. Und so war es weniger Unterricht, den Yrr ihr gab, als Prügel. Dass sie nur Übungsschwerter aus Holz benutzten, war Svenyas Glück und bewahrte sie viele, viele Male vor dem sicheren Tod.
    So verging die Zeit trostlos und frustrierend … bis Svenya eines Tages zu Hagen gerufen wurde.
    Hagens Palast war um einiges kleiner als der ihre und vollkommen schmucklos eingerichtet – es war die spartanische Unterkunft eines Kriegers. Die einzige Dekoration bestand aus Rüstungen und Waffen in der kleinen Eingangshalle – die meisten davon uralt. Bereits als sie durch die Tür trat, fiel Svenya auf, dass nicht eine Elbenseele zugegen war. Keine Diener, keine Wachen, nur erdrückende Stille, die die Absätze von Svenyas Stiefeln bei jedem Schritt laut hallen ließ.
    Hagen wartete am Ende der Halle auf sie und bat sie mit einer

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