Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
haben, dass unsere Völker über so lange Zeit entzweit waren.«
»Man darf ihnen nicht trauen. Ich habe mich ja auch von ihnen täuschen lassen und gehofft, sie hätten sich geändert, aber sie haben sich die ganze Zeit nur verstellt. Wir müssen …« Sie brach unwillig ab, als eine Elbenkriegerin ins Zelt gestürmt kam. »Was gibt es?«
»Verzeiht die Störung, Herrin, aber es gibt wichtige Neuigkeiten. Gerade sind radonische Späher zurückgekehrt. Sie berichten, dass die Zwerge die lartronische Armee vernichtend geschlagen haben. König Kalmar ist in ihre Gefangenschaft geraten.«
»Das sind wahrlich schlechte Nachrichten. Danke, du kannst gehen.« Sie nickte der jungen Kriegerin zu, ehe sie sich wieder an Gelinian wandte. »Ich muss auch dich bitten, jetzt zu gehen.« Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich bin erschöpft und muss mich jetzt erst einmal ausruhen. Wir werden morgen noch Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen.«
»Sicher.« Gelinian nickte und nahm den kaum verhüllten Rauswurf widerspruchslos hin. »Ich bin auch müde von der Reise. Bis morgen dann.«
»Bis morgen, Herrin«, verabschiedete sich auch Serilana, dann verließen sie das Zelt. »Das lief besser, als ich erwar-tet habe«, sagte sie, als sie sich außer Hörweite befanden. »Vor allem hat sie nicht den geringsten Versuch unternommen, dich zu berühren. Glaubst du, sie hat Verdacht geschöpft?«
Die Abenddämmerung war hereingebrochen, während sie sich bei Illurien aufgehalten hatten, und hier am Fuße des Gebirges wurde es rasch dunkel. Zwischen den Zelten wurden zahlreiche Feuer entzündet.
»Das hat sie zweifellos schon, als sie von meinen Kommen erfahren hat«, erwiderte Gelinian. »Und während des Gesprächs … Wäre sie meine Mutter, hätte sie sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt, weil ich mich normalerweise niemals so unterwürfig verhalten würde. Aber die Kreatur, die von ihr Besitz ergriffen hat, habe ich möglicherweise täuschen können.«
»Und wie gehen wir nun weiter vor? Der Sieg der Zwerge über König Kalmar ist doch immerhin schon mal eine hoffnungsvolle Entwicklung.«
»Allerdings, das ist sie. Wir müssen unbedingt …«
Sie verstummte, als nicht weit von ihnen entfernt plötzlich ein Tumult ausbrach, blieb stehen und hielt auch Serilana am Arm zurück.
»Bei den Göttern, was tun diese Narren? Sie sollen sich doch möglichst unauffällig verhalten und nur etwas über die Stimmung im Lager in Erfahrung bringen.«
Ein Stück vor ihnen saßen etwas mehr als ein Dutzend junger Elben an einem Feuer, die meisten davon Magier, soweit sie erkennen konnte. Ganz in ihrer Nähe hatten einige der Magier, die sie auf ihrer Reise hierher begleitet hatten, einen kleinen magischen Kreis gebildet. Einer der Magier am Feuer sprang auf und trat zornig auf sie zu. Zwei weitere schlossen sich ihm an.
»He, ihr da, was soll das?«, rief er. »Was tut ihr? Hört sofort auf damit!«
»Was sie tun, tun sie auf mein Geheiß hin«, ertönte eine Stimme aus der Dunkelheit. »Es ist nur ein kleiner Heils- und Segenszauber. Ihr seid lange dem Einfluss finsterer Magie ausgesetzt gewesen oder habt sie sogar selbst heraufbeschworen. Wir werden euch helfen, eure Seelen zu reinigen, den dunklen Einfluss abzustreifen und wieder ihr selbst zu werden.«
»So ein Unsinn, uns geht es gut; wir brauchen eure Hilfe nicht. Wer bist du überhaupt? Zeig dich, oder bist du zu feige dafür?«
»Aber Tarlin, erkennst du nicht einmal mehr deinen Meister?«
Ein alter Elb trat auf ihn zu, bis der Lichtschein des Feuers sein Gesicht beleuchtete. Der Wortführer der drei wich erschrocken einen Schritt zurück, dann verneigte er sich.
»Meister Salona, bitte verzeiht. Ich wollte nicht ausfallend gegen Euch sein.«
»Und doch warst du es. Deine Worte und dein Verhalten zeigen deutlich, wie dringend ihr unsere Hilfe braucht. Die Dunkelheit hat schon begonnen, sich in eure Seelen zu schleichen, sie hat euch gleichgültig und aggressiv werden lassen. Ist es bereits so schlimm geworden, dass ihr einen elbischen Heilszauber als unangenehm empfindet?«
»Nein, Meister, das bestimmt nicht, ich war nur überrascht. Und es geht uns gut, wirklich. Wir brauchen keinen Heilszauber, um …«
»Ich habe dich mehr als dein halbes Leben lang ausgebildet, Tarlin, willst du jetzt anfangen, mit mir über Magie zu diskutieren?«
»Ich bin aber nicht mehr Euer Schüler, sondern selbst Magier. Ich brauche Eure Hilfe nicht, alter Mann, sondern kann
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