Elbentod: Die Zwerge von Elan-Dhor 3 (German Edition)
gekämpft hatte, schien nun zum Scheitern verurteilt, da sich die Elben von den Thir-Ailith abwandten und wieder hinter König Lotharon scharten.
Welch eine Rolle spielte es da noch, was mit ihr geschah? Wenn sie angegriffen wurden, würde sie kämpfen. Sie würde Verilons Tod rächen, und wenn es ihr eigenes Leben kostete, dann sollte es eben so sein.
Aber dazu kam es nicht. Es war ein hartes Rennen, doch sie gewannen es um Haaresbreite. Das feindliche Heer war nur noch wenige Meilen entfernt, und sie konnte bereits den Lichtschein der Fackeln sehen, als sie als eine der Letzten durch das Tor Tal’Orins ritt.
Donnernd schlugen die mächtigen Flügel hinter ihr zu.
Thalinuel atmete erleichtert auf. Ganz so gleichgültig, wie sie gedacht hatte, war ihr Leben ihr wohl doch noch nicht. Sie tätschelte ihrem Pferd den Hals und sprang ab. Zwar gab es bei den Thir-Ailith keine richtigen militärischen Ränge, aber sie gehörte unzweifelhaft zum engen Kreis von Molakans Vertrauten, und als solche brauchte sie sich nicht selbst um das Tier zu kümmern. Einer der Elben, die das Heer bereits in Tal’Orin erwartet hatten, kam herbeigeeilt und nahm ihr die Zügel ab, um es in einen Stall zu führen und zu versorgen.
Sie blickte sich um.
Tal’Orin war ein Albtraum aus Fels und Stein, eine gewaltige Festung zwar, doch absolut untypisch für Elben. Ein Ort, an dem man Schutz suchen konnte, doch kein Elb würde sich hier jemals heimisch oder auch nur wohl fühlen können.
Anders als bei ihrem letzten Besuch vor dem Feldzug gegen König Hollan war nun alles fertig erbaut, nicht nur die Gebäude. Man hatte sich bemüht, das triste Bild durch ein paar angepflanzte Bäumchen, Büsche, Hecken und sogar einige Zierbeete aufzulockern und für ihr Volk erträglicher zu machen, aber es schien, als würde das bisschen Grün von dem Grau des Gesteins regelrecht erdrückt, wodurch es ihr noch kümmerlicher und geradezu deplatziert vorkam.
Dies war ein Ort, der nur für den Krieg geschaffen war, an dem alles Lebendige fehl am Platz war.
Sämtliche Gebäude wirkten massiv und gedrungen, die Mauern und Türme waren stark und mächtig. Nichts von der eher spielerischen Leichtigkeit und Naturverbundenheit, die die Bauweise ihres Volkes normalerweise prägte, war hier zu finden.
Aber Tal’Orin war ja auch nicht von ihrem Volk erbaut worden, oder zumindest nur zum Teil. Hauptsächlich hatte Molakan dafür Zwangsarbeiter aus dem im Umgang mit Gestein besonders geschickten Volk der Zwerge eingesetzt, wie sie bei ihrem letzten Besuch zu ihrem Schrecken erfahren hatte. Es herrschte Krieg, und da galten besondere Regeln. Dennoch war sie schockiert gewesen, dass Molakan in dieser Form gegen jedes elbische Denken und Handeln verstoßen hatte, und noch mehr hatte es sie schockiert, mit welcher Verachtung man die Zwerge behandelt hatte, als wären sie nur Sklaven, deren Leben nicht das Geringste zählte.
Hätte sich Molakan jedoch nicht zu diesem Schritt entschlossen, wäre Tal’Orin jetzt nicht nur längst nicht fertig, es wäre auch nicht annähernd so wehrhaft geworden. Das musste man den Zwergen lassen, in dieser Hinsicht verstanden sie ihr Handwerk. Thalinuel hatte vor einigen Monaten mitgeholfen, eine ihrer Minen zu erstürmen, und es war ihnen nur durch den Einsatz von Magie gelungen, die Verteidigungswerke zu durchbrechen.
»Wo ist Molakan?«, herrschte sie den Elb an, der ihr Pferd wegführen wollte. Stumm deutete dieser auf den besonders massiven Wehrturm direkt über dem Portal. Auf der Plattform an dessen Spitze entdeckte sie Molakan zusammen mit Olvarian und einigen weiteren Vertrauten. Rasch eilte sie auf den Turm zu und stieg die gewendelte Treppe im Inneren hoch.
Das Heer hatte sich bis auf wenige hundert Meter genähert. Der Schein zahlloser Fackeln beleuchtete die Ebene vor der Festung.
»… ungefähr achttausend Krieger, soweit von hier zu überblicken«, sagte Olvarian gerade. »Nicht einmal ein Viertel unserer Streitkräfte.«
»Warum sind wir dann überhaupt vor ihnen geflohen?«, ereiferte sich Molakan. »Hätten wir dieses erste Heer, das Lotharon gegen uns entsandt hat, gleich besiegt und aufgerieben, wäre das ein starkes Signal an alle gewesen, die nach wie vor treu an unserer Seite stehen.«
Olvarian schüttelte den Kopf.
»Die königlichen Truppen sind ausgeruht und brennen auf einen Kampf, um sich für Saltinan zu rächen. Unsere Krieger hingegen sind demoralisiert und zu Tode erschöpft. Sogar bei einem
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