Elchmus (German Edition)

Kommissare jagen keine Verbrecher nach Feierabend und in Cornwall auch nicht davor. Das Meer. Die unterschiedlichsten Abstufungen von Blau huschen an ihm vorbei. Das Meer hat immer den richtigen Sound. Er hat keine feste Freundin und will auch keine. Er singt laut mit „you and me, lalala“.
    Mittlerweile war er in Newquay angekommen. Hat te Torbay mitsamt seiner Waffe schon wieder in die Ablage gelegt. Er stellt die Anlage lauter und fährt leise gleitend über die Strandpromenade. Er will sehen und gesehen werden. Das Büro und die gefundene Waffe hat er voll verdrängt. Er parkt vor dem Hotel, in dem die Backpacker hausen. Der Sonnenuntergang wird hier heute wieder besonders schön. Und hier trifft er immer eine.
    Sein brauner rechter Arm hängt aktiv in der Sonne. So wie die schönen goldbraunen Handgelenke der Blondine, die gerade über sein nicht vorhandenes Autodach streicheln. Seine Hände bleiben ganz locker auf dem Lenkrad. Wenn er es richtig anstellt, liegt er in weniger als zwei Stunden auf ihr am Strand. Er ist Single und braucht keine Antworten zu geben. Sein Job gibt ihm Kraft für dieses Leben.
    Am nächsten Morgen hat er die Waffe noch immer vergessen, fährt aber wie immer ins Büro. Die Tretmühle wartet. In vierzig Minuten wird er da sein. Schätzungsweise. Wenn er drin ist, wird ihm die Waffe wieder einfallen.
    Die nächste Cornwall-News gibt es ja erst in 4 Wochen. Wie gut, dass es Träume und das Meer gibt. Gerichtsshows für alle inklusive.

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    ............ Ich war noch nie im Fernsehen und auch noch nie im Radio, denkt Holger traurig, als er am hell erleuchteten Picadilly Circus rumspaziert. Im Schatten des Rampenlichts. Er war immer nur auf der Arbeit und ist trotzdem pleite. Umgeben von Mega-Leuchtreklame fühlt er sich mit einem Mal noch kleiner als klein und auch allein. Der Überfall auf Elke fällt ihm auch schon wieder ein. Vielleicht ist er ja doch in London aufgezeichnet worden? Mit CCTV und gleich stürzt sich ein ganzer Polizeitrupp auf ihn. Sein Kopf ist leer, aber spinnt. Wie ein fast leerer Handy-Akku. Nur kann er eh nicht telefonieren. Zuhause in Deutschland vermisst ihn keiner und sein bester Kumpel schwirrt mit seiner Tusse durch die Gegend.
    Der Verkehr hier ist Wahnsinn. Es summt und brummt aus allen Richtungen. Wie auf seiner Fix und Foxy Autorennen-Schallplatte, denkt er müde. Irgendwie findet er sich heute gar nicht attraktiv, obwohl die Vorstadttussi ja noch vor ein paar Stunden voll auf ihn abgegangen ist. Und noch eine andere ihm gewiss eine Chance gegeben hätte. Ein roter Doppeldecker saust an ihm vorbei. Und stinkt ihn zu. Pfuh, was die wohl ausdünsten? Die Verstopfungsgebühr (congestion zone) in London hat ihn anfangs echt stark beeindruckt, aber mittlerweile ist er sich sicher, dass sie nicht mehr als Geld für die Stadt bringt. Die Stinktiere von roten Uralt-Bussen sind hier schließlich noch immer in Vollzeit unterwegs. Ihm wird speiübel; sein Gesicht wird ganz kalt und ist bestimmt schon ganz blau. Wie ein Schlumpf.
    In seiner Freizeit fühlt er sich eigentlich anders. Frei und voller Tatendrang. Gerade fühlt er sich aber nur fett und langweilig. Auch die neuen Klamotten stehen ihm irgendwie nicht, findet er, als er sich im Fenster von GAP betrachtet. Überall diese Ketten. Überall die gleichen Läden. Stadtteil ist gleich Stadtteil. Zumindest die Einkaufsstraße ist überall gleich. Das gilt auch für die Weltstadt London.
    Aber die Frau hinter ihm, wow, was für eine Granate. Sie ist frisch im Gesicht. Ungewohnt ruhig dreht er sich um, hat all seine miesen Gedanken direkt verdrängt. Will sie ja nicht verschrecken. Aber hätte gerne Schlumpfvater Abraham bei sich. Die Unbekannte lächelt ihn nicht nur freundlich an, sondern streckt ihm auch brav ihre Titten entgegen. Holger will jetzt gerne mit dieser Frau direkt wo hin. Hat seine Vorsätze offenbar doch im Vorort zurückgelassen. „Sandrine“, haucht sie ihm da auch schon mutig entgegen. Seine Vorsätze hatten es ja im Vorort auch nicht ausgehalten. Vielleicht geht heute ja doch noch was.
    Sandrine trägt unter der Bluse eindeutig nichts. Das sieht er. Sie hat einen kleinen Kopf; vielleicht ist sie ja seine neue Liebe? Um das herauszufinden, muss er wohl oder übel erst mal ein wenig Zeit mit ihr verbringen. Das ist nun mal so. Und Sandrine scheint das auch zu wollen.
    Ihr Flat ist wie das von Elke jenseits von Gut, nur etwas größer. Aber sie teilt es auch noch mit zwei anderen, die gerade